Verbraucherschützer und Polizei warnen Betrüger wollen Kasse machen

Mainz · In dieser Woche treten neue EU-Regelungen fürs Online-Banking in kraft. Das wollen Kriminelle ausnutzen.

 Wer nicht aufpasst, geht Internetbetrügern aktuell besonders leicht in die Falle.

Wer nicht aufpasst, geht Internetbetrügern aktuell besonders leicht in die Falle.

Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa/Jens Kalaene

Internetbetrügern das Leben schwer zu machen – das ist eines der Hauptziele der zweiten europäischen Zahlungsdienstrichtlinie (Payment Service Directive, kurz PSD2). Banken müssen die EU-Richtlinie bis 14. September umsetzen. Auf Kreditinstitute und ihre Kunden kommen damit große Änderungen zu. Diese Situation nutzen viele Online-Betrüger aus, warnen die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz und das Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz.

Die Richtlinie schreibt unter anderem vor, dass Banken und andere Dienstleister bei Online-Zahlungen stärkere Sicherheitsvorkehrungen treffen müssen. So soll mithilfe der sogenannten Zwei-Faktor-Authentisierung verhindert werden, dass Kriminelle mit gestohlenen Konten im Internet bezahlen können.

Doch auch wenn Nutzer nun einen zusätzlichen Sicherheitscode eingeben oder sich anderweitig ausweisen müssen, beispielsweise per Fingerabdruck, sind sie nicht vor Hackern sicher. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) warnt etwa, dass Kriminelle die zur Authentifizierung verschickten SMS-Nachrichten abfangen oder umleiten können. Auch komme es bei Unternehmen immer wieder zu Datenlecks, durch die Kreditkartendaten oder Daten vom Online-Banking in falsche Hände geraten, erklären die Verbraucherschützer. Daher haben sie zusammen mit dem Landeskriminalamt Polizei einige Ratschläge zusammengestellt, die Internetbetrug verhindern sollen.

Besonders viele Online-Kriminelle setzen laut Verbraucherzentrale und Landeskriminalamt auf Phishing. Bei dieser Betrugsmasche versuchen Hacker, durch gefälschte E-Mails Zugangsdaten zu Online-Konten zu erhalten. Phishing-Mails versuchen meist, sich als Nachricht eines vertrauenswürdigen Unternehmens auszugeben. Die Mails fordern in der Regel dazu auf, einem Link zu folgen und dort die Zugangsdaten zum Konto einzugeben. Oft versuchen diese Nachrichten mit Druck aufzubauen, indem sie etwa drohen, das Konto werde gesperrt, wenn man den Forderungen nicht nachkomme.

So geschieht es laut Verbraucherzentrale und Landeskriminalamt auch aktuell im Zusammenhang mit der neuen EU-Richtlinie. Bankkunden werden in betrügerischen Mails aufgefordert, ihre Kundendaten zu bestätigen. Dies sei wegen der PSD2 notwendig. In Wirklichkeit geben die Verbraucher auf einem gefälschten Portal ihre Bankdaten Betrügern preis. Für andere Zahlungsdienste wie PayPal seien ähnliche Betrugsversuche zu verzeichnen, berichten Verbraucherschützer und Polizei weiter.

Für einen besonders dreisten Täuschungsversuch wurden die Änderungen von einem Anbieter teurer Prepaid-Kreditkarten genutzt. Eine Frau sei von einem Unbekannten angerufen worden, der behauptet habe, wegen der Gesetzesänderungen werde eine neue Kreditkarte zugesandt, da ihre alte Karte nicht mehr verwendet werden könne. Kurz darauf habe die Frau einen Brief dieses Anbieters erhalten, für den sie 98,90 Euro per Nachnahme zahlen sollte, obwohl sie keine neue Kreditkarte bestellt hatte, berichten die Verbraucherschützer.

Die Verbraucherzentrale und das Landeskriminalamt raten Nutzern, misstrauisch zu sein. Phishing-Mails können sehr seriös und überzeugend wirken. Bekannte Absenderangaben seien oft gefälscht und sollen Vertrauen erwecken. Banken oder Zahlungsdienste fragen jedoch niemals Kundendaten oder Zugangsdaten zum Konto per Mail ab, betont das LKA. Im Zweifel sollten Nutzer bei ihrer Bank oder dem Zahlungsdienst nachfragen, raten die Experten. In einer E-Mail dürfen Nutzer niemals Links anklicken und auch keine Dateianhänge öffnen, wenn auch nur der geringste Zweifel an der Echtheit der Anlage besteht.

Was nach der Einführung der neuen EU-Richtlinien zu beachten ist, hat der Verbraucherzentrale Bundesverband auf seiner Internetseite zusammengestellt. Den entsprechenden Artikel finden Nutzer, indem sie auf ­verbraucherzentrale.­de auf die Rubrik Geld & Versicherungen klicken und in das dortige Suchfeld dann den Suchbegriff „PSD2“ eingeben. Der Artikel zu den neuen Regulierungen wird als erstes Suchergebnis angezeigt.

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