Unterschiede in der Lebenserwartung schrumpfen

Rostock · (np) Wenn die allgemeine Lebenserwartung einer Gesellschaft steigt, schrumpfen gleichzeitig die Unterschiede der individuellen Lebenserwartung, berichtet das Max-Planck-Institut für demografische Forschung. Je älter die Menschen im Durchschnitt werden, desto weniger unterscheiden sich folglich ihre Alter zum Todeszeitpunkt. Auf diese Gesetzmäßigkeit stießen die Wissenschaftler bei der Auswertung von Daten aus 44 Ländern. Der Effekt lasse sich mathematisch eindeutig fassen.

Das Max-Planck-Institut nennt als Beispiel die Lebenserwartung der Frauen in Deutschland. In den alten Bundesländern sei sie von 1956 bis 2013 von knapp 71 auf knapp 83 Jahre gestiegen. Doch während im Jahr 1956 die Hälfte aller Frauen innerhalb einer Zeitspanne von fast 16 Jahren um das mittlere Todesalter herum starb, sei der Unterschied im Jahr 2013 auf knapp 13 Jahre geschrumpft.

Die verlängerte Lebenserwartung komme folglich vielen zugute, sorge aber auch dafür, dass immer weniger Menschen das Privileg haben, deutlich länger zu leben als der Durchschnitt. Der Zusammenhang zwischen Lebenserwartung und Sterbealter scheine dabei von umfassender Gültigkeit. Der Effekt zeige sich über Ländergrenzen und historische Epochen hinweg.

Egal, welche Bevölkerungen die Wissenschaftler in ihrer Auswertung verglichen hätten, die Verbindung zwischen allgemeiner Lebenserwartung und der Verteilung der Sterbealter sei immer zutage getreten. Eine Ursache des Effekts können die Forscher bisher nicht erkennen, sagt Alexander Scheuerlein vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung. Sicher sei allerdings, dass dieser neu entdeckte Zusammenhang keinen Hinweis auf die weitere Entwicklung der allgemeinen Lebenserwartung liefere. Es gebe "keinerlei Hinweise, dass die Lebenserwartung in naher Zukunft zu wachsen aufhört", erklärt Alexander Scheuerlein.

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