Kaspersky-Studie Unterschätzte Gefahren im Internet

Ingolstadt · Eine aktuelle Umfrage des Sicherheitsunternehmens Kaspersky zeigt, dass viele Nutzer sich nicht der Gefahren im Internet bewusst sind. Im Gegenteil: Sie glauben, dass sie vor Kriminellen im Netz sicher seien.

 37 Prozent der Internetnutzer sind laut einer Umfrage der Ansicht, dass sie kein lohnenswertes Ziel für Kriminelle im Internet sind.

37 Prozent der Internetnutzer sind laut einer Umfrage der Ansicht, dass sie kein lohnenswertes Ziel für Kriminelle im Internet sind.

Foto: dpa/Oliver Berg

Während der Ausgangsbeschränkungen änderte sich das Leben der Menschen im deutschsprachigen Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) nicht nur in der analogen Welt. Viele verlagerten ihre täglichen Erledigungen ins World Wide Web, seien es Bankgeschäfte oder auch Einkäufe. Laut einer Umfrage des Sicherheitsunternehmens Kaspersky unter 1010 Internetnutzern verbrachte etwa die Hälfte der Befragten pro Tag mindestens zwei Stunden mehr im Internet als noch vor der Krise. Demnach zog ein Viertel Online-Banking dem Besuch einer Filiale vor und ein Drittel kaufte lieber online als im Handel ein. 45 Prozent der Befragten hielten so den Kontakt zu Familie und Freunden aufrecht.

Trotz allem glaubten 37 Prozent, „kein lohnenswertes Ziel für Cyberkriminelle“ zu sein. Und die Hälfte der Befragten erklärte, noch nie Opfer von böswilligen Hackern gewesen zu sein. Doch laut Kaspersky seien derzeit Bezahl- und Finanzdienstleister samt der dort anfallenden Informationen ein besonders wertvolles Diebesgut für Cyberkriminellen. So habe mehr als die Hälfte aller Phishing-Attacken (Datendiebstahl) diese Daten ins Visier genommen. Daher mahnt das Sicherheitsunternehmen zur erhöhten Vorsicht bei Transaktionen im Internet.

Die Befragten hätten zwar Sicherheitsbedenken vor allem beim Online-Dating oder virtuellen Konferenzen, aber gerade im Bereich der Unterhaltungsbranche unterschätzten Nutzer die lauernde Gefahr im Internet, sagt Kaspersky. Lediglich 29 Prozent seien vorsichtig bei Online-Spielen und  Video-Streaming. Eine leichtsinnige Fehleinschätzung wie aktuelle Analysen zeigen: Mehr als jede zehnte Cyberattacke beim Video-Streamingdienst Netflix hatte Konten von Nutzern aus Deutschland zum Ziel. Dabei seien die Besitzer des Accounts nicht allein gefährdet: Sogenanntes Account-Sharing (Nutzung durch mehrere Personen) werde von der Hälfte der Befragten betrieben. Sie teilten ihr Konto für Streamingdienste zum Beispiel mit Familienmitgliedern oder Mitbewohnern. Doch der Zugang sei bei jedem Nutzer eines Accounts mit demselben Passwort und Benutzernamen gesichert. Somit habe ein Cyberkrimineller bei einem Angriff nicht nur Zugriff auf einen Rechner, sondern gleich auf mehrere.

Auch Online-Spielern galten zahlreiche Angriffe aus dem Internet. Während der Ausgangsbeschränkungen wegen Corona sind laut Kaspersky die Attacken auf Spieleplattformen wie Minecraft oder Counterstrike um mehr als 50 Prozent gestiegen. Die Sicherheitsspezialisten raten Nutzern, für jedes Online-Konto ein eigenes Passwort zu verwenden. So hätten Cyber-Langfinger geringere Chancen, mit einem Angriff gleich auf mehrere Accounts zuzugreifen.

Sicherheit im Internet beginne nach Ansicht des Sicherheitsunternehmens schon bei der Wahl unterschiedlicher Passwörter für Smartphone, Computer und WLAN sowie der regelmäßigen Überprüfung des eigenen Computers durch ein geeignetes Virenschutzprogramm. Ähnlicher Meinung sind viele Nutzer. 82 Prozent der Befragten erklärten, dass Smartphones mit einem Kennwort gesichert werden sollten. Bei Computern halten das 81 Prozent für sinnvoll. Doch lediglich 62 Prozent waren der Meinung, dass auch WLAN einen Passwortschutz benötige. Ein Trugschluss, denn so öffneten sie Nachbarn und Fremden das Tor zum Heimnetzwerk. So hätten neun Prozent angegeben, dass sie sich jederzeit ins WLAN des Nachbarn einloggen könnten, acht Prozent hätten das bereits heimlich gemacht. Weitere elf Prozent äußerten Bedenken, dass sich die Nachbarn ohne Erlaubnis im eigenen WLAN einloggen könnten. Nach eigenen Angaben führten 52 Prozent der Befragten regelmäßig einen Anti-Virenscan durch, um ihren Rechner auf digitale Schädlinge zu überprüfen.

Sind persönliche Daten einmal in die falschen Hände geraten, können Online-Langfinger einiges damit anstellen. So warnt der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbz) unter anderem vor Identitätsdiebstahl: Cyberkriminelle bestellten dabei unter dem Namen und mit den Bankdaten des Opfers bei Online-Shops. Bemerkten die Betrogenen den Verlust, sei schnelles Handeln erforderlich. Der vzbz rät zur Anzeige bei der Polizei. Bei der Bank müssten die Opfer zudem Karten und Konten sperren lassen. Weiterhin mahnt der vzbv zu sicheren Passwörtern und rät, dass ein Kennwort mindestens zehn Zeichen lang sein und aus einer Kombination von Groß- und Kleinbuchstaben sowie Sonderzeichen bestehen sollte. Zudem sollten Nutzer darauf achten, dass das Passwort nicht aus einem Wort besteht.

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