Ermittlungen gefordert Hacker knacken Handy von Jeff Bezos

Dubai · Dem Amazon-Chef und Besitzer der „Washington Post“, für die der ermordete Journalist Jamal Khashoggi kritisch über Saudi-Arabien berichtete, wurden wertvolle Daten gestohlen. Eine Spur führt laut UN-Experten ins Herrscherhaus.

 Der Amazon-Gründer und Besitzer der „Washington Post“, Jeff Bezos, ist Hackern zum Opfer gefallen.

Der Amazon-Gründer und Besitzer der „Washington Post“, Jeff Bezos, ist Hackern zum Opfer gefallen.

Foto: dpa/Cliff Owen

Das Telefon von Amazon-Gründer Jeff Bezos ist nach Einschätzung von UN-Experten möglicherweise gehackt worden, nachdem er eine Datei vom WhatsApp-Account des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman erhalten hat. Die Vereinigten Staaten müssten sofort eine Ermittlung einleiten, forderten die Experten der Vereinten Nationen in einer Erklärung am Mittwoch.

Bezos ist Besitzer der Zeitung „Washington Post“, für die der Kolumnist Jamal Khashoggi gearbeitet und darin kritisch über Saudi-Arabien berichtet hatte. Khashoggi wurde im Oktober 2018 im saudischen Konsulat in Istanbul getötet. Täter waren saudische Agenten. Ein Gericht in Saudi-Arabien hat im Mordfall Jamal Khashoggi fünf Menschen zum Tode verurteilt. Drei andere Personen seien zu Gefängnisstrafen verurteilt worden, meldete der Sender Al-Echbarija. Kronprinz Mohammed wurde verdächtigt, die Tötung angeordnet zu haben, weil einige der in den Mord verwickelten Agenten direkt für ihn tätig waren. Das Königreich bestreitet, der Kronprinz sei in den Mord verwickelt gewesen oder habe davon gewusst.

Die UN-Berichterstatterin für willkürliche Hinrichtungen, Agnès Callamard, hatte im vergangenen Juni eine Untersuchung über eine mögliche Beteiligung des Kronprinzen empfohlen.

Callamard war es nun auch, die gemeinsam mit ihrem für Meinungsfreiheit zuständigen Kollegen David Kaye eine Untersuchung zu dem mutmaßlichen Hackerangriff forderte. Die beiden UN-Experten werteten eine digitale forensische Analyse von Bezos‘ iPhone von 2019 aus, die ihnen als UN-Sonderberichterstatter zugänglich gemacht worden sei. Über deren Inhalt hatte zuerst der britische „Guardian“ berichtet.

Die Daten zeigten, dass Bezos am 1. Mai 2018 ein Video von dem WhatsApp-Account des Kronprinzen erhalten habe und es in den Stunden danach zu „einem anormalen und extrem veränderten Verhalten des Telefons“ gekommen sei. Innerhalb weniger Stunden und über Monate hinweg seien massiv heimlich Daten von seinem Telefon heruntergeladen worden. Die Software sei auch bei anderen saudischen Überwachungsfällen genutzt worden.

Enorme Datenmengen seien in den kommenden Monaten von dem Telefon übertragen worden.

Dies sei zu einer Zeit geschehen, in der Saudi-Arabien mutmaßlich zur Tötung des Journalisten ermittelte und jene strafrechtlich verfolgte, die das Land für verantwortlich hielt. In dieser Zeit habe Saudi-Arabien „heimlich eine massive Online-Kampagne gegen Bezos und Amazon durchgeführt, die hauptsächlich auf ihn als Eigentümer der „Washington Post“ abzielte“, erklärten die UN-Experten.

Im Dezember berichtete das saudische Staatsfernsehen,über die Todesurteile im Mordfall Khashoggi. Saudi-Arabien hat die Verfahren gegen die Beschuldigten fast vollständig im Geheimen abgehalten.

(dpa)
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