Trittbrettflieger unterwegs

Saarbrücken · Das Spiel „Flappy Bird“ stieg zum Spitzenreiter unter den Smartphone-Apps auf. Bis der Entwickler es vom Markt nahm. Nun versuchen andere, von dem Spiel zu profitieren – etwa, indem sie Geräte mit der installierten Anwendung bei Ebay zum Kauf anbieten.

Die kostenlose Spiele-App "Flappy Bird" flog hoch hinaus und etablierte sich innerhalb kurzer Zeit zum populärsten Spiel für Smartphones - bis der Entwicklers Nguyen Ha Dong es am Sonntagabend vom Markt nahm. Der "flatternde Vogel" verschwand sang- und klanglos von den Download-Plattformen. Doch der Höhenflug um das Spiels geht nun auf andere Art weiter: Einige Nutzer wollen ihr Smartphone, auf dem das Spiel installiert ist und weiterhin funktioniert, versteigern. Auf der deutschen Version der Handelsplattform Ebay waren gestern mehr als 500 Angebote eingestellt. Die Preise bewegen sich dabei zum Großteil zwischen 1000 und 5000 Euro. Aber es gab auch horrende Angebote: Bei bis zu 99 000 Euro lagen die Mindestangebote bei einigen Verkäufern.

Bei dem Spiel "Flappy Bird" geht es darum, einen Vogel durch Lücken zwischen grünen Rohren durchfliegen zu lassen. Das Spiel ist in uralter 8-Bit-Optik gehalten und ungewöhnlich schwierig in der Steuerung. Derzeit versuchen nicht nur Verkäufer auf Ebay, von dem Verschwinden des Spiels zu profitieren. Es gibt auch viele Nachahmungen der beliebten Anwendung. Der Entwickler Oral Özden beispielsweise hat das Spiel kopiert und daraus eine Version für den Internet-Browser gemacht. Es kann direkt online gespielt und muss nicht, wie zuvor die App, heruntergeladen werden. Die Kopie kursiert auf der Seite des Entwicklers, uralozden.com/flappy. Eine Video-Parodie können sich Interessierte auf der Videoplattform Youtube unter www.youtube.comwatch?v=gWXBc8eTu3o anschauen. Darüber hinaus präsentieren Trittbrettfahrer ähnlich aufgebaute Spiele. Auf Download-Plattformen tauchen Spiele mit ähnlichen Namen und Konzepten auf, wie "Flappy Plane", "Flappy Bee" oder "Flappy Penguin".

Der Weg der Anwendung an die Spitze der App-Charts war untypisch. Es erschien im Frühsommer 2013 und fand zunächst kaum Beachtung. Zum Jahresende wurde es plötzlich immer häufiger heruntergeladen und stieg in den Ranglisten nach oben, danach befeuerten Medienberichte über den Überraschungserfolg die Downloads weiter. Zuletzt führte es die Ranglisten auf den Download-Plattformen an.

Der vietnamesische Entwickler Nguyen Ha Dong gab bereits vor einer Woche bei dem Kurznachrichten-Dienst Twitter bekannt, dass der Erfolg seines Spiels überbewertet sei und dass er in Ruhe gelassen werden wolle. Am Sonntag zog der 29-Jährige die Konsequenz daraus, indem er - wie einen Tag zuvor angeküdigt - die App vom Markt nahm. Der Grund für seine Entscheidung: Das Smartphone-Spiel sei als ein paar Minuten der Entspannung gedacht gewesen, habe sich aber als Produkt mit Sucht-Potenzial entwickelt, sagte Dong dem US-Magazin "Forbes". Das schlechte Gewissen wegen des Sucht-Faktors habe ihm jedoch zuletzt den Schlaf geraubt. "Es ist für immer weg", so der Entwickler aus Vietnam. Damit verzichtet er auf potenzielle zukünftige Einnahmen: "Flappy Bird" habe zuletzt Werbeerlöse von 50 000 Dollar pro Tag eingebracht, sagte Dong vergangene Woche dem Technologie-Blog "The Verge".

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