Lebensmittel aus dem Netz So klappt der Einkauf bei Lieferdiensten

Potsdam · Sich Lebensmittel per Online-Bestellung nach Hause bringen zu lassen, klingt verlockend. Doch der Service kann Nachteile mit sich bringen.

 Das mühselige Schleppen von Einkaufstüten kann sich ein Kunde durch Lebensmittel-Bestellungen bei Online-Lieferdiensten sparen.

Das mühselige Schleppen von Einkaufstüten kann sich ein Kunde durch Lebensmittel-Bestellungen bei Online-Lieferdiensten sparen.

Foto: dpa-tmn/Catherine Waibel

Keine zeitaufwendige Suche nach einem Produkt im Supermarkt, keine langen Wartezeiten in der Schlange an der Kasse, kein Schleppen von schweren Einkaufstüten – das sind die Vorteile von Online-Lieferdiensten. Viele Supermärkte und Händler bieten einen solchen Service. Boten bringen die übers Internet georderten Waren an die Haustür des Verbrauchers. Im Saarland liefern unter anderem die Supermarkt-Kette Rewe, die Edeka-Lonsdorfer-Filialen in Saarbrücken und Kleinblittersdorf sowie der Bio-Bauernhof Martinshof in St. Wendel Lebensmittel an ihre Kunden.

„Gerade in Corona-Zeiten kann ein solcher Lieferdienst von Vorteil sein, wenn der Kunde pandemiebedingt seine Kontakte reduzieren will“, sagt Annett Reinke von der Verbraucherzentrale Brandenburg in Potsdam. Doch der Einkauf über Lieferdienste hat nicht nur Vorteile. Es kann auch seine Tücken haben.

Es fängt schon bei der Bestellung an. Der Kunde sitzt bequem zu Hause auf dem Sofa und surft auf der Webseite des Anbieters. Dabei ist die Versuchung groß, mehr zu ordern als nötig. „Weil man nicht selten denkt, jetzt kommt extra jemand und bringt Waren, dann muss sich doch der Aufwand irgendwie lohnen“, sagt Reinke. Im Ergebnis geben Kunden mehr Geld aus als gewollt.

Einkaufszettel neben PC oder Smartphone legen. „Um nicht in diese Falle zu tappen, sollten Verbraucher sich, genauso wie beim Einkauf im Laden auch, einen Einkaufszettel neben den PC oder das Smartphone legen“, rät Reinke. Ihr Tipp: Kunden sollten niemals hungrig bei Lieferdiensten bestellen – denn auch dann ordern sue oft mehr als gewollt.

Der Kauf von Lebensmitteln über Lieferdienste kann Nachteile haben: „Naturgemäß lassen sich Waren vor ihrem Kauf nicht auf ihren Zustand prüfen“, sagt Luise Molling von der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch. Sind zum Beispiel die Bananen grün, reif oder gar vollreif? Oder sind die Tomaten, wie gewünscht, fest oder nicht? „Der Kunde hat darauf keinen Einfluss und muss in solchen Fällen nehmen, was kommt“, bemängelt Molling. Sie weist darauf hin, dass es häufig Mängel bei der Kennzeichnung gibt. Was passiert beispielsweise, wenn statt Biofleisch herkömmliches Fleisch geliefert wird? Die Wahrscheinlichkeit, dass es dazu kommt, hält Molling für vergleichsweise gering. „Üblicherweise wird gleich bei der Bestellung im Internet angezeigt, dass Biofleisch gerade nicht vorrätig ist“, sagt sie.

Falsch gelieferte Waren unmittelbar reklamieren. Werden nicht bestellte Produkte gebracht, sollten Verbraucher das unmittelbar beim Händler reklamieren – etwa per Kundenhotline oder per E-Mail. Das gilt auch für Waren, die nicht mehr frisch sind, etwa schimmeliger Joghurt, oder bei Produkten wie etwa Tiefkühlwaren, die angetaut geliefert wurden, weil beim Transport die Kühlkette unterbrochen wurde.

„Kühlbedürftige Produkte sind immer ein Risiko“, sagt Reinke. Das gilt vor allem, wenn das Zeitfenster, in dem der Bote die Waren beim Besteller abliefert, weit gefasst ist und es etwa vom Anbieter heißt: „Wir liefern zwischen zehn und 16 Uhr.“ Das kann für die Einhaltung der Kühlkette bestimmter Waren schlecht sein, wenn der Kunde dann wegen des unbestimmten Zeitpunkts nicht zu Hause ist und die Lebensmittel beim Nachbarn zwischengelagert werden. Aber es gibt auch Anbieter, mit denen eine feste Uhrzeit vereinbart werden kann. Klingelt der Lieferdienst dann pünktlich, ist alles bestens.

Die Ware gleich an der Haustür zu kontrollieren, dürfte gerade bei größeren Lieferungen wegen des Zeitaufwandes problematisch sein, erklärt Molling. Bei einigen Lebensmittel-Lieferdiensten gibt es die Möglichkeit, dem Boten Kühlboxen und andere Verpackungselemente gleich wieder mitzugeben. Gang und gäbe ist das aber längst nicht.

Ärger über Entsorgung der Verpackungen Kommt die Ware im Postpaket aus Pappe, ist eine Rückgabe der Verpackung nicht möglich. Wobei es nicht nur der Karton ist, der zu entsorgen ist. Hinzu kommt oft noch eine Vielzahl von Folien aus Kunststoff oder Packpapier sowie Kühlakkus, mit denen die Waren geschützt werden. „Im Ergebnis kann das im Vergleich zu einem Einkauf im Supermarkt eine riesige Menge an Verpackungsmüll sein, der die Umwelt belastet“, erklärt Reinke.

Bei Lebensmitteleinkäufen im Internet haben Verbraucher ein 14-tägiges Widerrufsrecht. Wobei es Ausnahmen hiervon gibt: „Das sind etwa schnell verderbliche oder versiegelte Waren“, erläutert Reinke.

Gleiches gilt für Produkte, die speziell auf Kundenwunsch angefertigt wurden – etwa eine Geburtstagstorte, die nach den Vorgaben des Bestellers dekoriert wurde. Der Besteller kann sie nicht einfach zurückschicken, wenn sie ihm nicht gefällt. Liegt indes nachweisbar ein Mangel vor, kann die Ware reklamiert werden.

Wechsel zwischen Lieferdiensten macht Zeitersparnis zunichte. Wer sich dafür entscheidet, sich Lebensmittel nach Hause liefern zu lassen, sollte möglichst bei einem Anbieter bleiben und sie nicht laufend wechseln, rät Reinke. Denn bei der Anmeldung beim neuen Anbieter verliert der Verbraucher mitunter viel Zeit. „Gerade die will er eigentlich mit der Bestellung bei Lieferdiensten sparen“, sagt Reinke.

„Manche Anbieter fragen völlig unnötige Daten ab und mitunter hapert es mit dem Datenschutz“, warnt Molling. Diejenigen, die lieber anonym einkaufen möchten, sollten letztendlich besser in den Supermarkt gehen und dort bar zahlen.

(dpa)
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