Tauschgeschäfte im Internet

Backnang · Statt Dinge wie Lebensmittel oder Küchenutensilien selbst zu kaufen, tauschen oder verschenken Nutzer diese über verschiedene Onlinedienste. Die Hälfte der Deutschen hat solche Angebote bereits genutzt.

Alte Waffeleisen, nagelneue Bohrmaschinen oder ein übrig gebliebener Sack Kartoffeln - die Facebook-Plattform von Fabian Löffler bietet fast alles, was es auch in einem Warenhaus zu kaufen gibt. Fair-Teiler (facebook.com/FairTeiler) heißt der virtuelle Flohmarkt, den der 31-Jährige aus dem Städtchen Backnang bei Stuttgart vor zwei Jahren ins Leben gerufen hat. Die Facebook-Gruppe dient als Plattform zum Verkaufen, Tauschen und Verschenken nicht mehr gebrauchter Sachen.

Die Studie "Deutschland teilt" der Leuphana-Universität Lüneburg und des Institut TNS Emnid hat ermittelt, dass über 50 Prozent der Deutschen Erfahrungen mit solchen Tauschdiensten gemacht haben. Besonders die Gruppe der 14- bis 29-Jährigen nutzt Internetportale, um Konsumgüter miteinander zu teilen. Dass solche alternativen Konsumformen längst in der Gesellschaft angekommen sind, sagt auch Konsumforscher Michael Kuhndt, Direktor des Wuppertaler Collaborating Centre on Sustainable Consumption and Production (CSCP), das sich mit nachhaltigem Konsumverhalten befasst. Dass sich der Trend so schnell verbreite, liege vor allem am Internet. Es sorge überhaupt erst für die Möglichkeit, solche Dienste einrichten zu können. Den Nutzern dieser Portale ginge es nicht mehr allein um den Besitz von Gütern, sondern um das Nutzen von Waren und Dienstleistungen, erklärt Michael Kuhndt. "Da mischt sich ein Lebensgefühl mit einem Geschäftsmodell."

Was Löffler in seiner Facebook-Gruppe mit etwa 60 000 Mitgliedern im Kleinen betreibt, gibt es im Internet auch für ganz spezielle Bereiche. Beim sogenannten Couchsurfing bieten Privatpersonen auf Seiten wie couchsurfing.org Schlafmöglichkeiten in ihren eigenen vier Wänden für Reisende an. Über Mitfahr-Portale (mitfahrgelegenheit.de oder blablacar.de) können Pendler angeben, welche Strecke sie fahren und wie viele Plätze im Wagen noch frei sind. Wer mitfahren möchte, meldet sich über das Portal und beteiligt sich als Gegenleistung für den Transport an den Spritkosten.

Auch Lebensmittel werden über das Internet verteilt. 2012 startete beispielsweise die Webseite foodsharing.de. Dort können überzählige Lebensmittel kostenlos an andere Internetnutzer weitergegeben werden. Neben Privatleuten können auch Firmen wie Bäckereien oder Supermärkte mitmachen. Hintergrund ist die Idee, bewusster mit Lebensmitteln umzugehen und weniger wegzuwerfen. Nach Angaben der Seitenbetreiber wurden so bisher 34 Tonnen Lebensmittel verteilt.

facebook.com/fairteiler

couchsurfing.org

mitfahrgelegenheit.de

blablacar.de

foodsharing.de

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