Suchmaschinen besser verstehen Willkommen in der Filterblase

Berlin/Bielefeld · Suchmaschinen bestimmen, was Nutzer im Internet sehen. Die Anbieter haben damit großen Einfluss.

 Wie die einzelnen Suchmaschinen genau arbeiten, bleibt ein Geheimnis der Anbieter.

Wie die einzelnen Suchmaschinen genau arbeiten, bleibt ein Geheimnis der Anbieter.

Foto: SZ/Theobald

Suchmaschinen liefern die Antwort auf Millionen Fragen. Etwa darauf, was die Hauptstadt von Kirgistan ist, wo man in einer fremden Stadt übernachten kann oder wie ein Käsekuchen gut gelingt.

Suchmaschinen haben großen Einfluss darauf, welche Informationen zu den Nutzern durchdringen. Weil es aber längst nicht nur um Triviales, sondern auch um private, gesundheitliche und berufliche Themen geht, liegt es nahe, sich zu fragen, wie die Suchergebnisse eigentlich zustande kommen – auch wenn die eigentlichen Suchalgorithmen in aller Regel Betriebsgeheimnis sind.

 Aus Kostengründen pflegen nur wenige Suchmaschinen überhaupt einen eigenen Index, also eine Sammlung von Schlagwörtern, die schnell durchsucht werden kann, um Seiten mit den gewünschten Inhalten im Netz zu finden, erklärt Christian Pietsch vom Verein Digitalcourage. Die Suchmaschinen mit eigenem Index seien schnell aufgezählt: „Google, Bing, Yandex, Baidu. Keine davon ist für ihre Transparenz bekannt.“

Viele Anbieter nutzten darum die Suchtechnologie anderer und bauen diese in ihre Portale ein, wie die Stiftung Warentest erklärt. So greifen etwa Startpage, T-Online oder Web.de auf den Suchindex von Google zurück, während beispielsweise Qwant und Duckduckgo auf die Technologie der Microsoft-Suchmaschine Bing setzen.

Die Warentester haben sich im Frühjahr einige Suchmaschinen genauer angeschaut. Ihr Fazit: Marktführer Google brachte bei den Anfragen im Vergleich die besten Treffer, doch die Suchmaschine sammelt zu viele Daten über ihre Nutzer. Das kostete den Internetkonzern den Spitzenplatz. Auch bei Bing kritisierten die Tester den Umgang mit Nutzerdaten.

Testsieger wurde Startpage. Eine Datenschutzerklärung ohne Mängel und Apps mit unkritischem Verhalten sprachen für den niederländischen Anbieter. Die Suchergebnisse waren gut, wenn auch nicht so gut wie bei Google.

Bleibt die Frage: Macht es eigentlich einen Unterschied, wer eine Suchanfrage eintippt und auf welchem Gerät? Ja, lautet die Antwort. Auch wenn nicht ganz klar ist, wie groß dieser ausfällt.

Google etwa ermittelt anhand der IP-Adresse des Computers dessen ungefähren Standort. Die IP-Adresse sei aber nicht personalisiert, versichert der Konzern. Dahinter steckt die Idee, regionale Ergebnisse anzeigen zu können, also bei einer entsprechenden Suchanfrage etwa das Wetter des Ortes, an dem der Nutzer sich aufhält.

Doch das ist nicht alles: Die individuelle Suchhistorie, also Suchanfragen aus der Vergangenheit, können die Treffer beeinflussen. Dafür müsste der Nutzer aber bei Google angemeldet sein, erklärt das Unternehmen. Wer etwa sein Google-Konto sowohl privat als auch beruflich nutzt, könne auf den entsprechenden Geräten leicht unterschiedliche Treffer zu gleichen Anfragen bekommen.

In seiner Datenschutzerklärung erklärt Google unter anderem, Cookies zu verwenden, um etwa die neuesten Suchanfragen und den Umgang des Nutzers mit den Suchergebnissen zu erfassen. Das Ziel: Anzeigen auf den Nutzer zuschneiden. Damit verdient Google viel Geld.

Welche Werbung ein Nutzer anklickt oder auch das genutzte Gerät selbst können Ergebnisse beeinflussen. So würden bei mobiler Nutzung Webseiten bevorzugt, die für mobile Endgeräte optimiert sind. Microsoft handhabe das bei Bing auch so, wie eine Sprecherin erklärt.

Bei der Microsoft-Suchmaschine werden Suchaktivitäten des Nutzers über Cookies und andere Verfahren gespeichert. Auf Basis der Daten personalisiere Bing Suchergebnisse, so die Sprecherin weiter. Die Mechanismen, die zu einer Personalisierung führen, unterlägen den jeweils gültigen Datenschutzgesetzen.

Ein Forschungsprojekt der Universität Kaiserslautern und der Initiative AlgorithmWatch, für das im Vorfeld der Bundestagswahl 2017 über Wochen Daten von Google-Suchanfragen zu Parteien und Politikern gesammelt wurden, kam zu diesem Ergebnis: Die Suche lieferte bei allen Nutzern annähernd gleiche Ergebnisse. Anzeichen für eine Personalisierung wurden kaum gemessen. Die Forscher betonten aber auch, dass die Studie eine Momentaufnahme sei.

Um einer möglichen Personalisierung zu entgehen, rät die Stiftung Warentest, den Inkognito-Modus des Browers zu nutzen. So werden Cookies oder ein Verlauf gar nicht erst gespeichert. Google-Suchen, bei denen der Nutzer angemeldet war, werden gespeichert. Sie lassen sich aber wieder löschen, ebenso lässt sich die Speicherung deaktivieren.

Das Portal „Klicksafe.de“ rät allen, die nicht in den Filterblasen der Algorithmen landen wollen, die Suchmaschine von Anbietern, bei denen sie angemeldet sind, nicht zu nutzen. Ist das nicht vermeidbar rät Klicksafe, regelmäßig den Verlauf und die Cookies zu löschen.

(dpa)
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