Stiftung Warentest prüft Smartphone-Spiele sind nichts für Kinder

Berlin · Die Stiftung Warentest hat 14 Spiele-Apps unter die Lupe genommen. Alle sehen die Tester nicht als kindgerecht an.

 Viele Kinder können sich eine Welt ohne Smartphone kaum vorstellen. Die meisten Anwendungen und Spiele für die mobilen Geräte sind jedoch nicht kindgerecht, sagt die Stiftung Warentest.

Viele Kinder können sich eine Welt ohne Smartphone kaum vorstellen. Die meisten Anwendungen und Spiele für die mobilen Geräte sind jedoch nicht kindgerecht, sagt die Stiftung Warentest.

Foto: picture alliance / dpa/Marcel Kusch

Zahlreiche Spiele für Smartphone und Tablet-Computer sind alles andere als kindgerecht, hat die Stiftung Warentest in einer Untersuchung festgestellt. 14 vor allem unter jungen Nutzern beliebte Spiele-Apps haben die Tester unter die Lupe genommen und geprüft, ob sie für Kinder geeignet sind. Darunter befanden sich unter anderem Minecraft, eine Art virtueller Legobaukasten, in dem die Spieler aus quadratischen Blöcken ganze Welten erschaffen können. Ebenso geprüft wurden das Puzzle-Spiel Candy Crush, Pokémon Go, in dem Spieler die berühmten japanischen Taschenmonster einfangen, Fortnite Battle Royale, in dem 100 Spieler auf einem großen Areal ums Überleben kämpfen, sowie Brawl Stars und Clash of Clans, in denen Spieler strategische Kämpfe gegeneinander austragen.

Getestet wurden die Spiele sowohl für das Google-Betriebssystem Android als auch für iOS des iPhone-Konzerns Apple. Ausnahme ist Fortnite, das es nur für iOS gibt. Fast alle Spiele im Test lassen sich gratis herunterladen, Minecraft kostet einmalig 7,99 Euro. Einzelne Spiele werden im App-Store für Kinder ab null Jahren angeboten, die höchste Altersempfehlung der Spiele im Test lautet ab zwölf Jahre.

Spiele für Smartphone und Tablet-Computer bringen laut Stiftung Warentest teils sehr unterschiedliche Gefahren für Heranwachsende mit sich. Manche der Anwendungen blenden Werbung ein, die nicht für Kinderaugen geeignet ist. Die Android-Version von Subway Surfers, ein Spiel, bei dem eine Spielfigur auf einer festgelegten Strecke laufen und dabei Hindernissen ausweichen muss, ist für Kinder ab sechs Jahren freigegeben, blendet aber Werbung für ein Spiel ab 18 Jahren ein, in dem Menschen erschossen werden, berichten die Tester.

Andere Spiele bieten wiederum sogenannte In-App-Käufe an. Der Begriff bezeichnet die Möglichkeit, sich innerhalb einer Anwendung spezielle Vorteile oder Zusatzfunktionen kaufen zu können. Spiele, die auf den ersten Blick kostenlos sind, können so doch noch ins Geld gehen. Darauf beruht das Geschäftsmodell, wenn die App selbst gratis ist, erklärt die Stiftung Warentest. Vor allem Spieleentwickler sorgen oft dafür, dass diese Käufe möglichst verlockend sind. Manche Spiele fordern direkt zum Kauf auf, andere bringen Spieler dazu, Geld auszugeben, da sie sonst nur mühselig weiterkommen. Besonders Kinder tappen leicht in solche Kostenfallen, sagen die Tester. Je nach Spiel lassen sich ganz schnell hunderte Euro ausgeben.

Eine Gefahr für Kinder könne auch von anderen Spielern ausgehen. So seien den Testern immer wieder rechtsextreme Spielernamen wie „SiegHeil“ oder „Judentöter“ begegnet, unter anderem in Fortnite und Clash of Clans. Bei Brawl Stars habe hingegen eine Reihe von Spielern die Namen von Pornoseiten verwendet. Solche Verstöße lassen sich laut Angaben der Stiftung Warentest jedoch nur schlecht an die jeweiligen Betreiber der Spiele melden.

Beim Datenschutz schließlich stellten sich im Test alle Spiele als unzureichend heraus. Laut Datenschutzgrundverordnung müssen die Datenschutzerklärungen für Dienste, die sich auch an Kinder richten, so formuliert sein, dass Kinder sie verstehen können, erklären die Tester. Keine der geprüften Apps halte sich daran. Zudem übertragen die meisten Anwendungen mehr Nutzerdaten, als sie brauchen. Das Spiel Temple Run 2, bei dem Spieler auf einem vorgegebenen Parcours Hindernissen ausweichen müssen, übermittle in der Android-Version Daten an einen Analysedienst, selbst wenn der Nutzer das nicht möchte und die entsprechende Funktion deaktiviert habe.

Die Stiftung Warentest rät Eltern, die jeweilige Online-Verkaufsplattform, Googles Play Store für Android und Apples App Store für iOS, mit einem Passwort zu sperren. Auch In-App-Käufe lassen sich mit einem Passwort verhindern. Apple-Nutzer können In-App-Käufe sogar deaktivieren. Noch besser sei es, erst gar keine Zahlungs­daten anzugeben, so der Rat der Tester. Falls möglich sollten Eltern das Kind nur ohne Internetverbindung spielen lassen. Dann lasse sich in den Apps kein Geld ausgeben und es werden keine Daten abgefragt.

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