Unerwarteter Testsieger Das sind die besten Online-Schnüffler

Berlin · Die Stiftung Warentest hat mehrere Suchmaschinen auf die Probe gestellt. Die Ergebnisse sind in vielerlei Hinsicht überraschend.

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Foto: SZ

Welche Suchmaschine ist die beste? Mit dieser Frage beschäftigte sich die Stiftung Warentest und kam zu einem überraschend eindeutigen Ergebnis: Die Suchmaschine Startpage übertrifft Marktführer Google und geht als Testsieger aus dem Vergleich hervor. Startpage wird vom niederländischen Unternehmen Surfboard Holding betrieben und nutzt eigenen Angaben zufolge die Suchtechnologie von Google. Dabei anonymisiert Startpage aber die Suchanfragen der Nutzer. Während Goliath Google in Deutschland laut Web-Analyseportal Statcounter.com rund 95 Prozent Marktanteil hat, ist der von Startpage nicht einmal messbar und somit bei weniger als 0,25 Prozent.

Zwar liefere Google die besten Suchergebnisse und biete den höchsten Nutzungskomfort, doch könne der Großkonzern beim Datenschutz nicht mit dem Testsieger mithalten, so die Stiftung Warentest.

Getestet wurden die Suchmaschinen in erster Linie auf Qualität der Suchergebnisse. Aber auch Kriterien wie Bequemlichkeit bei der Nutzung, Datenschutz oder wie sich die Suchmaschine verhält, wenn es darum geht, Daten der Nutzer zu versenden, wurden überprüft.

Die weitgehend unbekannte Suchmaschine Startpage.com wirbt damit, die weltweit diskreteste Suchmaschine zu sein. Laut Stiftung Warentest kümmert sie sich tatsächlich mehr um den Datenschutz als die anderen getesteten Suchmaschinen. Hinzu komme, dass das niederländische Unternehmen die Suchtechnologie von Google nutze, jedoch nicht die IP-Adressen der Nutzer erfasse. Somit agiere sie als Filter zwischen Nutzer und dem US-Internetkonzern.

Stelle der Nutzer eine Suchanfrage an Startpage.com, werde sie anonymisiert an Google weitergeleitet. Damit verberge die Suchmaschine die Identität des Nutzers, so Stiftung Warentest. Eine separate Nachrichtensuche gebe es nicht, dafür aber gute aktuelle Ergebnisse in der allgemeinen Suche.

Startpage ist die einzige Suchmaschine, die von der Stiftung Warentest mit „gut“ bewertet wurde. Der Internetriese Google folgt direkt auf dem zweiten Platz. Beim Komfort und bei der Qualität der Suchergebnisse schneidet der Konzern am besten ab. Durch Defizite in der Datenschutzerklärung scheitert Google in der Warentestprüfung beim Thema Datenschutz. Google sammle über die Suchmaschine, das Android-Betriebssystem und weitere Google-Dienste die Daten der Nutzer. Auch dass der Standort des Nutzers erfasst werde, sieht die Stiftung kritisch.

Ebenso verblüffend ist Platz drei der besten Suchmaschinen. Die ökologisch ausgerichtete Suchmaschine Ecosia.org aus Deutschland punktet vor allem mit ihrer Umweltfreundlichkeit. Die Betreiber geben an, Teile ihrer Einnahmen zu spenden. Eigenen Angaben zufolge seien mit dem Geld bereits mehr als 50 Millionen Bäume in Afrika und Südamerika gepflanzt worden. Die Qualität der Suchergebnisse und der Nutzerkomfort seien jedoch nur befriedigend, sagen die Warentester. Auch dass die Suchmaschine die Mobilfunkanbieter der Nutzer erfasse, sieht die Stiftung Warentest kritisch.

So schlecht wie Google schneidet nur die ebenfalls US-amerikanische Suchmaschine Bing.com in der Datenschutzprüfung der Stiftung Warentest ab. Die Suchmaschine von Microsoft sammle ebenso ausgiebig Nutzerdaten und weise viele Mängel in der Datenschutzerklärung auf. Dass Bing.com den Standort des Nutzers und dessen Mobilfunkanbieter auslese, kritisieren die Tester.

Auch der US-Anbieter Yahoo setzt auf die Microsoft-Suchmaschine Bing. Yahoo blende im Vergleich zu den anderen Suchmaschinen sehr viel Werbung und damit bezahlte Inhalte ein. Der Anbieter schicke Nutzerdaten an Dritte, so lassen sich die Smartphones der Nutzer eindeutig identifizieren, so die Stiftung Warentest.

Untersucht wurden insgesamt zehn Suchmaschinen, darunter die Dienste mit dem größten Marktanteil, Portale großer Telekommunikationsanbieter, mit Datenschutz oder Ökologie werbende Anbieter und eine Meta-Suchmaschine, die Anfragen an mehrere Suchmaschinen weiterleitet. Getestet wurden die Suchmaschinen Startpage.com, Google.de, ­Ecosia.­org, Web.de, Qwant.com, Bing.com, Yahoo.com, T-Online.de, DuckDuckGo.com und MetaGer.de.

Hauptkriterium im Test war die Qualität der Suchergebnisse, mitunter der Suche nach allgemeinen und aktuellen Themen sowie der Bilder- und Videosuche. Der Nutzerkomfort wurde jeweils am Computer und auf dem Smartphone getestet. Dabei lag der Fokus auf Komfort bei der Suche und der Präsentation der Ergebnisse, sowie auf der Häufigkeit und Kennzeichnung von Werbung. Welche Nutzerdaten die Android- und iOS-Apps der jeweiligen Suchmaschine weitergeben und ob es Mängel in der Datenschutzerklärung gibt, wurde ebenfalls überprüft, erklärt die Stiftung Warentest.

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