Sprachen lernen online So klappt der Sprachunterricht online

Berlin · Die Sprachschule im Ausland ist derzeit keine Option. Online lernen kann eine Alternative sein. Doch wie gut funktioniert Fernunterricht per Videokonferenz aus Indien, China oder Spanien?

 Wer eine neue Sprache lernen will, kann man sich mit Muttersprachlern vernetzen.

Wer eine neue Sprache lernen will, kann man sich mit Muttersprachlern vernetzen.

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

Reiseziele wie Barcelona oder Indien stehen bei vielen Menschen weit oben. Bei manchen ist der Wunsch groß, vor Ort auch ihre Sprachkenntnisse aufzubessern. Doch Sprachreisen sind in Corona-Zeiten schwierig. Inzwischen gehören Videokonferenzen zum Alltag. Warum also nicht einmal Sprachunterricht mit Computer und Webcam ausprobieren?

Über die Webseite New Chinese kann Chinesisch per Videokonferenz gelernt werden. Der Nutzer schickt eine Anfrage und wenig später landet ein Link zur Videosoftware Zoom samt Termin für die erste Unterrichtsstunde mit einem Lehrer aus China im Postfach.

Nach einer kleinen Vorstellungsrunde und zwei, drei Fragen des Lehrers zum Sprachniveau seines Schülers kann es losgehen. Die Kommunikation klappt auf Deutsch. Per geteiltem Bildschirm schaut der Lehrer zusammen mit seinem Schüler auf das Lernmaterial. Alle anderen neuen Vokabeln, die sich im Gespräch ergeben, schreibt er parallel in den Chat. Nach einigen Minuten rückt die Tatsache, dass er sich mit dem Schüler über den Computer unterhält, in den Hintergrund.

Mit knapp 35 Euro für eine Stunde ist der Unterricht nicht am unteren Ende der Preisskala angesiedelt, aber professionell und mit deutschsprachiger Unterstützung.


Virtuell nach Spanien und Indien. Es gibt viele Möglichkeiten, Fremdsprachen online und im direkten Gespräch zu lernen. Ein weiterer Anbieter ist Italki. Die Auswahl ist auf den ersten Blick riesig. Neben den weit verbreiteten Sprachen wie Englisch, Spanisch und Französisch stehen Sprachen auf dem Stundenplan, die der Nutzer durchaus erst einmal recherchieren müsste. Zum Beispiel die Amtssprache in Kambodscha Khmer, die bengalische Sprache, die hauptsächlich in Bangladesch und Indien gesprochen wird, oder Baskisch.

Weil sich die Lehrer jeweils mit einem kleinen Video vorstellen, bekommt der Sprachschüler eine grobe Vorstellung, wie es um Akzent und Sprechgeschwindigkeit steht. Die meisten Kurse sind erschwinglich. Was nicht zuletzt daran liegt, dass nicht alle Lehrer Profis sind, sondern sogenannte Community Tutors, also Laien, und ihr Honorar selbst festlegen. Der Schwerpunkt liegt daher weniger auf der perfekten Pädagogik, sondern auf der Gelegenheit zu sprechen – was nicht heißt, dass die Lehrer schlecht sind.

Mithilfe des integrierten Kalenders sieht der Schüler, wann welcher Tutor noch freie Plätze hat. Bezahlt wird mit dem Bezahldienst Paypal, per Überweisung oder Kreditkarte an den Webseitenbetreiber.

Für zehn Euro pro Stunde bringt zum Beispiel Ana ihren Schülern Katalanisch für den nächsten Urlaub in Barcelona bei. Die ehemalige Sekretärin unterrichtet seit Beginn der Corona-Pandemie aus ihrem Arbeitszimmer und hat sich kurzerhand dem Online-Unterricht verschrieben. Nach ein bisschen Plausch, um sich kennenzulernen, beginnt auch hier der Unterricht.

Neben gängigen Sprachen kann sich der Schüler auch in exotischen Gefilden bewegen: Eine Stunde Bengali für knapp vier Euro, aus einem kleinen Wohnheimzimmer in der indischen Stadt Kalkutta. Wer glaubt, das wäre selten gefragt, der irrt. Der Student Protyush hat zum Beispiel schon viel Übung mit Anfängern.


Kontakt auf allen Kanälen. Auf der Webseite Preply stehen allein für Englisch und Spanisch jeweils mehr als 10 000 Lehrer zur Auswahl. Die Anzahl der aktuellen Schüler ist bei jedem Lehrer vermerkt, genauso wie die Anzahl der bereits absolvierten Unterrichtsstunden. Auch hier legen die Tutoren die Preise pro Stunde selbst fest.

Ohne persönlichen Kontakt funktioniert LingQ. Der Schüler legt die Sprache und gewünschte Intensität fest, wählt fünf Interessenfelder und erhält täglich Lektionen und Texte. Unbekannte Vokabeln markiert er und lässt sie sich immer wieder vorspielen. Bei bis zu 20 Vokabeln ist das kostenlos. Danach fallen, je nach Programm, rund zehn Euro pro Monat an. In Online-Gesprächen können sich die Nutzer untereinander austauschen und miteinander lernen.


Neben all diesen kommerziellen Angeboten gibt es auch Austauschportale, die private Sprachkontakte, sogenannte Tandems, vermitteln – beispielsweise: My Language Exchange und der Polyglot Club. Mit den ausgesuchten Tandempartnern kann sich der Sprachschüler auf der Webseite unterhalten, aber auch per Chat, Sprach-Chat und E-Mail. Hinter manchen Profilen verstecken sich auch Kontaktanzeigen, die der Nutzer aber blockieren kann.


Es macht Spaß, mit kleinen Spielen oder Übungen zu lernen. Mit der App Duolingo für Android- und iOS-Geräte zum Beispiel funktioniert das auf Deutsch gratis für Englisch, Spanisch und Französisch. Wenn der Nutzer Englisch beherrscht, kann er auch weitere Sprachen wie Russisch, Japanisch oder Niederländisch lernen.

Falls ein fauler Tag ansteht und der Sprachschüler sich lieber vom Videostreaming-Dienst Netflix einen Film schauen will, kann er die kostenlose Chrome-Browser-Erweiterung „Language Learning with Netflix“ herunterladen. Damit lassen sich ausgewählte Filme mit deutschen oder anderssprachigen Untertiteln versehen und automatische Pausen am Satzende erzeugen.

Welche Filme zur Auswahl stehen, findet der Nutzer auf der Webseite der Entwickler. Auf Englisch sind derzeit zum Beispiel die US-Fernsehserie Friends oder der Abenteuerfilm Jurassic Park im Katalog der App.

(dpa)
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