Drei Apps im Vergleich Besser Schlummern mit dem Smartphone
Düsseldorf · Millionen Menschen plagen Schlafstörungen. Spezielle Handy-Anwendungen versprechen Betroffenen geruhsame Nächte.
Viele Menschen in Europa schlafen schlecht. Das Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt in München geht davon aus, dass sieben Prozent der Europäer unter Ein- oder Durchschlafstörungen leiden. Das entspräche Millionen Betroffenen. Diesen bieten heute eine ganze Reihe digitaler Helfer fürs Smartphone Unterstützung an. Spezielle Apps erstellen beispielsweise individuelle Schlafprofile ihrer Nutzer und wecken sie morgens vorzugsweise dann, wenn sie sich nicht in einer Tiefschlafphase befinden. Das soll für ein sanfteres Aufwachen sorgen. Was können diese Programme und wie halten sie es mit dem Datenschutz?
Laut ihren Funktionsbeschreibungen sammeln die Anwendungen Sleep Cycle, Sleep Better und Sleep Time Daten über Atem- und Schlafgeräusche sowie die Dauer des Schlafes, um sogenannte Schlafprognosen zu erstellen. Generell unterscheiden sich die Apps in ihren Funktionen nur wenig. Sie bieten eine Weck-Option und können Schlafstatistiken und -protokolle erstellen. Durch die im Smartphone integrierten Bewegungssensoren und das Mikrofon zeichnen sie während des Schlafs den Atemrhythmus auf. Vor der ersten Nutzung geben alle drei eine verständliche Einführung in die Funktionsweise und wichtigen Einstellungen. In der Nacht muss das Handy möglichst nahe beim Kopfkissen liegen, dann übernehmen die Apps den Rest. Alle getesteten Programme gibt es für die Betriebssysteme iOS und Android in einer kostenlosen Basis-Version. Für eine Premium-Version mit mehr Funktionen müssen die Anwender bezahlen.
Sleep Cycle zeichnet mithilfe der Handy-Sensoren die Atmung sowie Bewegungen des Anwenders während des Schlafs auf und analysieren diese. So interpretiert Sleep Cycle beispielsweise Unruhe auf der Matraze als Leichtschlafphase. Aus diesen Daten erstellt die App Statistiken, mit deren Hilfe Nutzer ihr Schlafverhalten über Wochen hinweg begutachten und vergleichen können. Sleep Cycle will zudem zeigen, welchen Einfluss das Wetter auf den Schlaf des Nutzers hat, und Hilfe beim Einschlafen leisten. Wer eine Apple Watch besitzt, kann diese mit Sleep Cycle verbinden.
Sleep Better bietet als zusätzliche Funktion ein Traumtagebuch, das Einträge und Bewertungen ermöglicht. Sleep Time wiederum erlaubt es Anwendern, zusätzliche Einträge zu Störfaktoren zu ergänzen, zum Beispiel Stress oder die Tasse Kaffee zu viel am Abend. Das soll die Schlafanalyse verbessern.
Doch bleiben bei allen drei Programmen Fragen offen. So lässt sich nicht genau nachvollziehen, wie die Apps registrieren, wann der Nutzer einschläft. Wer das Bett mit seinem Partner teilt, erfährt nicht, wie zuverlässig die Bewegungssensoren zwei Personen unterscheiden können. Wer die Programme benutzen will, muss sich außerdem darüber im Klaren sein, dass Fachleute wegen der elektromagnetischen Felder davon abraten, die Geräte ununterbrochen in Kopfhöhe zu haben. Wer sich wegen der Strahlenbelastung Sorge mache, könne einfach das Handy über Nacht in den Flugmodus versetzen, empfiehlt das Technik-Portal „mobilsicher.de“.
Ein Problem kann zudem der Umgang der Anbieter mit den erhobenen Daten sein. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat 24 Fitness- und Gesundheits-Apps in puncto Datenschutz getestet. Die Verbraucherschützer kritisierten, dass die Mehrzahl der Programme sensible Gesundheitsdaten – dazu gehörten Schrittzahl, Kalorienverbrauch, Herzfrequenz und Informationen zum Schlaf – an die Server der Anbieter sendeten. Die Daten ausschließlich auf dem Handy des Nutzer zu verarbeiten, ließen die Apps nicht zu. Außerdem seien viele der Programme auch in Werbe- und Analysedienste eingebunden. Es bestehe die Möglichkeit, so Verbraucherschützer Marco Horn, dass neben allgemeinen Nutzerdaten äußerst sensible Gesundheitsdaten an Dritte weitergegeben und ausgewertet würden. Solche Informationen ermöglichten Schlussfolgerungen über den Gesundheitszustand eines Menschen. Welche Daten welches Programm genau erhebe und an wen es diese weiterleite, sei für Anwender kaum zu erkennen.
Daher rät die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, bei den Zugriffsrechten solcher Smartphone-Apps extrem zurückhaltend zu sein und fragwürdige Voreinstellungen sofort zu deaktivieren. Wer eine Schlaf-Anwendungen nutzen wolle, solle sich davor informieren, ob der Anbieter die Datenverarbeitung und Weitergabe von personenbezogenen Daten offenlege.
Auch die drei hier vorgestellten Anwendungen erheben zahlreiche Informationen über ihre Nutzer. So sammelt Sleep Cycle in der Standardeinstellung unter anderem Kontoinformationen, E-Mail-Adresse, Standortdaten und weitere technische Daten. Ähnliches gilt für Sleep Better, wobei diese App den Nutzern teilweise die Wahl lässt, welche Daten sie verarbeiten darf. Bei Sleep Time willigen die Nutzer ein, dass ihre persönlichen Informationen für Werbezwecke genutzt werden.