Repräsentative Umfrage Vertrauen in soziale Medien schrumpft

Berlin/Hamburg · Das Internet wird für viele Menschen als Nachrichtenquelle immer wichtiger – doch ebenso wächst die Skepsis.

 Über Facebook, Instagram, Twitter und Co. beziehen ebenso viele Menschen Nachrichten wie über die Printmedien.

Über Facebook, Instagram, Twitter und Co. beziehen ebenso viele Menschen Nachrichten wie über die Printmedien.

Foto: dpa/Tobias Hase

Soziale Medien werden in Deutschland einer aktuellen Umfrage zufolge als Nachrichtenquelle immer wichtiger. Wie aus dem „Reuters Institute Digital News Report“ hervorgeht, nutzen 34 Prozent der Erwachsenen mit Internetzugang soziale Medien, um sich über das Weltgeschehen zu informieren. Das seien drei Prozentpunkte mehr als im vergangenen Jahr. Anbieter wie Facebook, die Foto-Plattform Instagram oder der Kurznachrichtendienst Twitter seien somit gleichauf mit den Printmedien. Für die repräsentative Studie wurden Reuters zufolge rund 2000 Personen befragt. Verantwortlich für den deutschen Teil der internationalen Vergleichsstudie ist das Hans-Bredow-Institut aus Hamburg.

Gleichzeitig stünden die Befragten den sozialen Medien als Nachrichtenquelle skeptisch gegenüber, heißt es. Lediglich 16 Prozent vertrauten Nachrichten aus den sozialen Medien. Am skeptischsten seien die 18- bis 24-Jährigen (zwölf Prozent), das größte Vertrauen hätten die 35- bis 44-Jährigen (18 Prozent). Besondere Sorgen machten den Nutzern dabei Falschmeldungen im Internet: 38 Prozent der Befragten hätten Bedenken, sogenannte Fake News nicht von Fakten unterscheiden zu können.

Nachrichten vertrauen laut der Studie in Deutschland immer weniger Menschen: Nur 47 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, man könne dem Großteil der Nachrichten vertrauen. Das seien drei Prozentpunkte weniger als im vergangenen Jahr. Rückgänge gebe es dabei in allen Alters- und Bildungsgruppen. Das Vertrauen in die Nachrichten allgemein sei in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern jedoch hoch. In Großbritannien sind es laut Umfrage 40 Prozent, in den USA 32 Prozent, in Ungarn 28 Prozent und Frankreich sogar nur 24 Prozent. Deutschlands Wert liegt im oberen Drittel der 38 Staaten, in denen die Personen befragt wurden.

Medien, die sie bewusst auswählten, brächten die Befragten weit mehr Vertrauen entgegen. Dieser Wert liege bei 60 Prozent und sei seit einigen Jahren konstant. Auch die Hauptnachrichtensendungen der ARD und des ZDF sowie regionale Tageszeitungen erreichen demnach hohe Vertrauenswerte.

Neuigkeiten über das Weltgeschehen erfahren junge Menschen in Deutschland inzwischen häufiger über Instagram als über Facebook. Auch das geht aus dem Reuters-Bericht hervor. Rund ein Viertel der Internetnutzer im Alter von 18 bis 24 Jahren sehe sich bei Instagram regelmäßig Nachrichteninhalte an. Facebook und Youtube rangierten mit 22 Prozent knapp dahinter. Der Mitteilungsdienst Whatsapp komme bei den 18- bis 24-Jährigen auf zehn Prozent, Twitter nur auf sechs Prozent.

Auch über alle Altersgruppen hinweg betrachtet habe Instagram Twitter überholt, sagt, Sascha Hölig vom Hans-Bredow-Institut. „Es ist eben das angesagte Medium. Doch niemand nutzt Instagram, um Nachrichten zu suchen.“ Die Nutzer fänden dort entsprechende Beiträge eher zufällig. Ohnehin nutze so gut wie niemand soziale Medien als alleinige Nachrichtenquelle. Nur drei Prozent der Befragten stützen sich laut der Umfrage ausschließlich auf Informationen aus Online-Netzwerken.

(dpa)
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