Miese Laune durch soziale Netzwerke So wird das Internet zum Stimmungskiller

Bochum · Die Fata Morgana einer schönen, heilen Welt, die soziale Netzwerke verbreiten, drückt empfindsamen Naturen aufs Gemüt.

 Das Internet zeigt eine geschönte Version der Welt. Das kann bei unsicheren Menschen das Selbstwertgefühl drücken.

Das Internet zeigt eine geschönte Version der Welt. Das kann bei unsicheren Menschen das Selbstwertgefühl drücken.

Foto: dpa/Marijan Murat

(epd). Wer sich ständig in sozialen Netzwerken bewegt, kann unter bestimmten Umständen depressive Symptome entwickeln. Wie Psychologen der Uni Bochum berichten, sind vor allem Online-Nutzer gefährdet, die Netzwerke passiv nutzen und sich ständig mit anderen Menschen vergleichen.

In der Untersuchung des Teams um den Psychologen Phillip Ozimek bildeten die Forscher drei Gruppen von Versuchspersonen. Die Mitglieder der ersten beiden Gruppen hatten die Aufgabe, fünf Minuten lang entweder auf ihrer Facebook-Pinnwand oder auf der Mitarbeiterwebseite der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Informationen über jeweils fünf beliebige Personen herauszuschreiben. Alle drei Gruppen mussten danach in einem Fragebogen ihr Selbstwertgefühl beschreiben.

Dabei habe sich herausgestellt, dass soziale Informationen im Internet, die ein einseitig positives Bild einer Person vermitteln sollen, wie das zum Beispiel in sozialen Netzwerken der Fall ist, beim Betrachter das Selbstwertgefühl drücken können, sagte Ozimek. Und da ein niedriges Selbstwertgefühl wiederum eng mit der Depression verwandet ist, sehen Forscher schon in dieser kurzfristigen Auswirkung eine Gefahrenquelle.

Die langfristige Perspektive untersuchten die Bochumer Wissenschaftler in zwei Fragebogenstudien. Sie befragten über 800 Personen zu ihrer Facebook-Nutzung und inwieweit sie unter anderem dazu tendieren, sich mit anderen Menschen zu vergleichen. Dabei habe sich dann herauskristallisiert, dass es einen Zusammenhang zwischen einer passiven Facebook-Nutzung und depressiven Symptomen gibt, wenn sich die Testpersonen ständig mit anderen Menschen zu vergleichen versuchen.

„Wenn ich ein starkes Bedürfnis nach Vergleichen habe und im Internet immer wieder sehe, dass anere tolle Urlaube haben, tolle Abschlüsse machen, sich tolle Dinge kaufen, während ich aus meinem Büro das trübe Wetter draußen sehe, senkt das meinen Selbstwert“, erklärt Phillip Ozimek. Setze man sich im Internet dieser Dauerberieselung geschönter Nachrichten aus, könne das „langfristig depressive Tendenzen begünstigen“.

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