So wird auf Partnerbörsen abgezockt

Berlin · Neben seriösen Betreibern von Webseiten zur Partnersuche gibt es auch immer mehr schwarze Schafe. Dort werden Nutzer mit gefälschten Profilen dazu gebracht, möglichst viele der kostenpflichtigen Angebote der Seite zu nutzen.

(dpa) Immer mehr Menschen versuchen, auf Partnerbörsen im Internet die große Liebe zu finden. Allerdings gab es in letzter Zeit auch häufiger Fälle, in denen Nutzer Opfer von gefälschten Profilen wurden.

So war in Deutschland beispielsweise das Flirtportal Lovoo im Gespräch. Gegen den Anbieter aus Dresden wurde vor einigen Jahren ermittelt, weil er Männer mit Hilfe von falschen Frauen-Profilen dazu verleitet haben soll, kostenpflichtige Leistungen in Anspruch zu nehmen.

In einem anderen Fall wurde ein Mann von einer angeblichen Tinder-Nutzerin auf die Plattform x2love.de gelockt. Ihm fielen dann aber immer mehr Ungereimtheiten auf. So habe ihn beispielsweise überrascht, dass die Antworten im Chat auch nachts meist innerhalb weniger Minuten kamen. Außerdem habe ihn die Vielzahl an Frauen verwundert, die ihn anschrieben. Einige hätten ihm übertrieben geschmeichelt, so gut wie immer hätten sie Fragen gestellt und ihn zu weiteren Nachrichten animiert. Nach zwei Tagen wurde er misstrauisch, recherchierte und fand dabei heraus, dass die Profile gefälscht waren und von Moderatoren der Seite erstellt worden waren. Am Ende hatte er dafür 50 Euro bezahlt.

Laut der Verbraucherzentrale Berlin sind diese Erfahrungen aber nicht für die gesamte Branche repräsentativ. Die meisten Dating-, Flirt- und Partnervermittlungen arbeiteten ohne Fakes und hätten schon vielen Menschen zum Liebesglück verholfen. "Es gibt eine Vielzahl seriös arbeitender Partnerbörsen", sagt Frithjof Jönsson von der Verbraucherzentrale Berlin. Und Pamela Moucha von singleboersen-vergleich.de betont: "Fake-Profile werden bei den großen Anbietern relativ schnell aussortiert." Diese hätten wenig Interesse daran, das Vertrauen der Nutzer zu verspielen.

Aber was machen die Moderatoren eigentlich genau? "Sie legen sich Schein-Identitäten zu, melden sich auf seriösen Portalen an und sollen die Singles im Auftrag der Betreiber auf die eigene Plattform locken", sagt Pamela Moucha. Dort sollten sie möglichst lange mit den Nutzern chatten. Bei vielen Plattformen ist die Anmeldung zwar kostenlos, alle weiteren Aktivitäten müssen allerdings bezahlt werden. Die Währung sind meist sogenannte Coins (Münzen); bei x2love.de gibt es 85 Coins für 14,99 Euro. Das Senden einer Nachricht kostet fünf Coins, also knapp 90 Cent. Im "Premium Pack XXL" gibt es 3500 Coins für 499,99 Euro.

Viele Anbieter weisen zwar auf die Moderatoren hin, verstecken diesen Hinweis aber in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB): "Bei x2love.de handelt es sich um einen moderierten Dienst. Die Moderation dient dazu, die Aktivitäten über das Portal und damit die Umsätze des Betreibers zu erhöhen", heißt es in den AGBs. Der Anbieter geht noch einen Schritt weiter: "Es ist davon auszugehen, dass es sich bei sämtlichen weiblichen Profilen um fiktive Profile handelt, die von Moderatoren betrieben werden."

Andere Anbieter haben ähnliche Klauseln. Bei love-passions.de heißt es, "dass es sich bei dem überwiegenden Anteil an Profilen um fiktive Profile handelt. Die Moderation dient dazu, die Aktivitäten über das Portal und damit die Umsätze des Betreibers zu erhöhen". Die Webseite lustflirter.com schreibt in ihren AGBs, dass die Moderatoren Gespräche auch bei zwischenzeitlichem Mangel an echten Chat-Teilnehmern ermöglichen sollen.

Was also können die Nutzer von diesen Plattformen erwarten? Lustflirter wirbt mit "Singles aus deiner Nähe", Love-passions nur mit Spaß. Auf Anfrage stellt ein Sprecher von Love-passions klar, man verstehe sich nicht als Dating-, sondern als Unterhaltungs- und Chat-Plattform. "Das Ziel der Seite ist es, Menschen zu unterhalten." Der Anteil moderierter Profile liege bei rund acht Prozent.

x2love.de hingegen verspricht auf der Webseite "hohe Erfolgschancen". Auf der Webseite lächelt sich ein Pärchen verträumt an, daneben steht: "Wir haben uns bei x2love kennengelernt und sind überglücklich."

Aus rechtlicher Sicht ist das Vorgehen der Anbieter mehr als fragwürdig. Frithjof Jönsson meint, dass Kunden mit solchen Vertragsbedingungen nicht rechnen könnten. Im Endeffekt würden solche Praktiken nur dazu dienen, Kunden über den Tisch zu ziehen, so der Verbraucherschützer.

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