Familienfilme und Hollywoodklassiker So kommen alte Videos auf den Rechner

Berlin · Wer seine VHS-Kassetten digital sichern möchte, kann einen Dienstleister beauftragen oder selbst Hand anlegen.

 Viele Menschen besitzen noch alte Videokassetten. 

Viele Menschen besitzen noch alte Videokassetten. 

Foto: Getty Images/ iStockphoto/Massonstock

Der alte Western, der Bond-Blockbuster mit Sean Connery oder die Urlaubsaufnahmen aus den 1990ern: Auf VHS-Kassetten verbergen sich manche Schätze, die man nicht missen möchte. Doch was müssen Verbraucher tun, um die alten Fundstücke auch am PC oder über den DVD-Player schauen zu können?

Wer nicht in Eigenregie digitalisieren möchte, kann einen Dienstleister beauftragen. Dafür schickt man die Bänder per Einschreiben mit Rückschein an einen entsprechenden Anbieter. Im Anschluss erhielten die Kunden per Post eine DVD mit den Videos, erklärt Andreas Hentschel von der Computer-Fachzeitschrift „Chip“. „Für die Digitalisierung einer Kassette müssen Verbraucher etwa zehn Euro einplanen.“

Die Kosten würden oft pro angefangener Minute berechnet. Der Preis sinke bei großen Mengen VHS-Material und hänge auch davon ab, ob es in SD- oder Full-HD-Qualität umgewandelt werden soll. Manche Dienste böten neben dem Transfer auf DVD auch Blu-ray oder die Video-Dateiformate MPEG (Moving Picture Experts Group) oder Avi (Audio Video Interleave) an und offerierten weitere Leistungen, zum Beispiel die Reparatur gerissener Videobänder.

Einen Dienstleister zu beauftragen, ist vor allem bei selbst gedrehtem Material wie einer Hochzeit oder bei Urlaubsaufnahmen sinnvoll. Die Profis könnten aus einer VHS-Kassette das Maximum herausholen, erklärt Ulrich Hilgefort von der Zeitschrift „c‘t“. Wenn Verbraucher einen Spielfilm auf DVD oder Blu-ray neu kaufen könnten, rät er davon ab, eine Videokassette zu digitalisieren. „Der Aufwand ist einfach zu hoch.“

Wer alte Aufnahmen selber digitalisieren möchte, kann dafür einen Videorekorder nutzen. Der wird über den Scartanschluss mit einem Zwischengerät verbunden, das man Digitizer oder Video Grabber nennt. Das Zwischengerät wird via USB mit einem PC verbunden. Video Grabber mit der nötigen Software sind bereits ab zehn Euro zu haben. Die Hauptarbeit erledige das mitgelieferte Computerprogramm, sagt Hilgefort. Der dabei verwendete Rechner dürfe jedoch nicht älter als rund fünf Jahre sein, weil er die Voraussetzungen der Software erfüllen müsse.

Idealerweise überspielen Nutzer die VHS-Kassetten in einem Stück. Jeder Wiedergabevorgang erzeuge Reibung und dadurch steige das Risiko, dass sich die Magnetschicht auf dem Videoband löse, so Andreas Hentschel. Beim Prozess der Digitalisierung gäben viele der mitgelieferten Computerprogramme eine Video-Datei im Format Avi aus. „Diese sollten Verbraucher in eine MPEG-Datei umwandeln, um sicherzugehen, dass das Video auf allen Geräten abspielbar ist. Für die Umwandlung gibt es kostenlose Programme.“

Ein Vorteil der Digitalisierung ist, dass mehrere Aufnahmen zu einem Film zusammengefasst werden können. „Außerdem kann man einzelne Kapitel erstellen oder Teile herausschneiden“, erklärt Marinus Martin vom IT-Portal „Netzwelt.de“. Hinzu komme, dass sowohl Bild- als auch Tonfehler korrigiert und die Qualität insgesamt verbessert werden könnten. Ebenfalls praktisch sei, dass sich der digitalisierte Film einfacher an Freunde weiterverteilen, vervielfältigen und sichern lässt.

Das Vorgehen in Eigenregie habe aber auch Nachteile. Ein negativer Aspekt sei die zeitaufwendige Nachbearbeitung. Hentschel schätzt, dass bei vier Stunden Material einer Videokassette etwa zehn Stunden Arbeit nötig sind, wenn Nutzer das Beste aus den Aufnahmen herausholen möchten. „Meiner Meinung nach ist dieser Prozess eher etwas für Bastler“, so der Experte.

Wer an dem Material noch feilen wolle, der könne beispielsweise am Kontrast und an der Helligkeit sowie der Tonspur noch einiges verbessern. Das VHS-Material nachzuschärfen, sei hingegen selten erfolgreich.

„Grundsätzlich empfiehlt es sich, bei der Reduzierung oder Beseitigung von Störungen wie Rauschen oder Übernahmefehlern an einem kurzen Filmschnipsel auszuprobieren, wie der Film nach der Bearbeitung aussieht“, erklärt Hilgefort. Dazu lege man eine zweite Dateiversion des überspielten Materials an. An dieser Kopie lasse sich bedenkenlos arbeiten.

Eine weitere Option ist es, sich ein Kombigerät aus DVD- und VHS-Rekorder zuzulegen. Mit einem ­solchen Apparat lässt sich die Aufnahme auf eine DVD überspielen. Nutzer müssten hier aber prüfen, in welchem Format die DVD ausgegeben wird. Es könne passieren, dass diese am PC noch gebrannt werden müsse, um sie in das gewünschte Format umwandeln zu können, erklärt Hentschel.

Es gibt eine weitere Methode: Wer sich den Aufwand mit Überspielen oder Digitalisieren nicht machen möchte, filmt die alten Aufnahmen mit Camcorder oder Smartphone ab. Hierzu brauche es eine Leinwand und einen dunklen Raum. Allerdings leide die Tonqualität sehr stark, da das Audiosignal über das Kameramikro von den Fernseherlautsprechern abgenommen werde, sagt Marinus Martin. Beim Bild könne es zudem zu einem Flimmern oder flackernden Balken kommen, wenn sich die Bildwiederholfrequenz des Fernsehers von der der Kamera unterscheide. Darüber hinaus könnten falsche Belichtungen oder Fokussierungen auftreten, wenn die Videokamera diese automatisch nachjustiere, erklärt Martin. Er hält diese Methode daher höchstens in Ausnahmefällen für ratsam.

(dpa)
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