Senioren und Computer Digitale Kompetenzen im Alter

Berlin/Mainz · Der Enkel ist nur noch per E-Mail zu erreichen und die Bank im Ort wurde geschlossen: Der Umgang mit PC oder Tablet wird für ältere Menschen immer wichtiger. Mit dem richtigen Gerät und etwas Übung werden auch Senioren darin fit.

 Zwei Seniorinnen üben im Senioren-Computer-Club in Berlin-Mitte den Umgang mit dem PC.

Zwei Seniorinnen üben im Senioren-Computer-Club in Berlin-Mitte den Umgang mit dem PC.

Foto: dpa-tmn/Franziska Gabbert

Bankgeschäfte und Einkäufe werden mittlerweile häufig online erledigt. Wenn wegen fehlendem Zulauf Banken und Supermärkte in den Dörfern schließen, stehen ältere Menschen oftmals vor einem Problem. Wer den Umgang mit dem Computer nicht bereits seit der Jugendzeit gewöhnt ist, tut sich damit vielfach schwer. Aus Sicht von Günter Voß, Koordinator des Senioren-Computer-Clubs in Berlin-Mitte, ist es daher wichtig, dass sich Ältere mit dem Digitalen auseinandersetzen.

 „Medienkompetenz ist Altersvorsorge“, betont Voß. Über das Internet kommen Nutzer mit anderen Menschen in Kontakt und können ihn halten, erklärt er, zum Beispiel zu Enkelkindern, die in fernen Ländern unterwegs sind.

Die erste Frage, die sich stelle, sei die nach dem richtigen Gerät. Braucht man einen PC, reicht ein Laptop oder ist ein Tablet die richtige Wahl? Die Zeiten des klassischen Desktop-PC, der unter dem Schreibtisch steht, sind laut Voß vorbei. „Das nimmt zu viel Platz weg“, findet er. „Ein Laptop ist leicht zu handhaben und leicht zu tragen, man ist einfach mobiler damit“, sagt auch Reinhard Gundal. Der Webdesigner gibt an der Volkshochschule Mainz PC-Kurse für Senioren. Jedoch ist bei Laptops die Größe des Bildschirms begrenzt – schwächer werdenden Augen komme das nicht entgegen.

Dietmar Kroschel, Inhaber einer Senioren-Computerschule im Westerwald, empfiehlt einen Laptop mit 17-Zoll-Bildschirm. Weniger als 15 Zoll Diagonale sollte es nicht sein. Das sind 38,1 Zentimeter. Eine weitere Möglichkeit sei der Kauf eines zusätzlichen Monitors, an den der Senior den Laptop zu Hause anschließen kann. Dazu kommen Tastatur und Maus und bei Bedarf ein Multifunktionsgerät, das Dokumente und Fotos drucken, faxen, scannen und kopieren kann. Der Umgang mit Maus oder dem Touch-Display beim Tablet ist Übungssache, meint Voß. Er rät, vor dem Kauf alles anzufassen und zu testen, wie die Geräte in der Hand liegen. Kroschel weiß: „Viele betrachten die Maus erst einmal als Fremdkörper, den sie nur ganz vorsichtig bewegen.“ Mit Training ändere sich das jedoch.

Wer mit der Vielzahl der Anwendungen oder der Größe der Abbildungen und Schriften nicht zurechtkommt, kann sich das Gerät so einstellen, dass nur die wichtigsten Programme auf dem Desktop angezeigt werden, rät Leschke. In den Einstellungen lasse sich sowohl bei Windows als auch bei Apples Betriebssystem macOS bestimmen, wie groß die Symbole dargestellt werden.

Beim Betriebssystem raten Gundal und Kroschel zu Microsoft Windows 10 mit dem Office-Paket für E-Mails und Textbearbeitung. „Es ist das gängigste und für alle Apps, zumindest was dieses Klientel betrifft, besser geeignet“, findet Gundal. Gerade weil Windows 10 so weit verbreitet sei, finden hier Ältere leichter Hilfe, sagt Kroschel. Manchen reiche auch das kostenlose Open-Office-Paket als Bürosoftware und Mozilla Thunderbird als Mailprogramm.

Vor dem Kauf ist es nach Angaben von Gundal wichtig, sich ausführlich beraten zu lassen und mehrere Meinungen einzuholen, damit sich Ältere im Elektronikmarkt keine überdimensionierte PC-Ausstattung aufschwatzen lassen. Von Tablets rät Gundal eher ab: „Sie sind einfach zu klein.“ Soll es dennoch ein Smartphone oder Tablet sein, rät Günter Voß dazu, einen Stift zur Bedienung zu nutzen. Der erleichtere es, Symbole und Buchstaben auszuwählen, was die Finger vielleicht nicht mehr präzise können.

Wer ungeübt auf dem digitalen Feld ist, kann spezielle Kurse belegen. Dort werden die Vorgänge erklärt und Ängste abgebaut. „Wir versuchen, das langsam und in einfachen Worten zu erklären“, schildert Voß die Kurse, die sein Senioren-Computer-Club anbietet.

Kinder oder Enkelkinder seien zwar eine Hilfe, oft aber nur bedingt. Sie erklären Vorgänge nicht, sondern lösen Probleme lieber schnell selbst oder per Fernzugang zum PC, weiß Kroschel. „Schreiben Sie sich die Schritte auf“, rät er und dann: „üben, üben, üben“, ohne Hilfe von außen. Paare trainierten am besten gemeinsam. „Es sollte nicht einer allein für den PC zuständig sein. Dann steht der andere im Krankheits- oder Todesfall unwissend da“, warnt Kroschel. 

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