Smartphones für den kleinen Geldbeutel

Berlin · Es muss nicht das teure iPhone sein: Leistungsstarke Internet-Telefone gibt's bereits ab 300 Euro.

Für ein neues Smartphone geben Käufer im Schnitt kaum mehr als 400 Euro aus. Das verrät ein Blick in den "Consumer Electronics Marktindex Deutschland" (CEMIX) der Branchenvereinigung gfu. Doch auch unter diesem Preislimit ist die Auswahl an leistungsstarken Mobilgeräten groß. Von LG und Huawei bis hin zu Lenovo und Sony: Neuerscheinungen in der Mittelklasse gibt es ständig.

Die Flut an Neuheiten bedeutet für den Verbraucher erstens viel Auswahl - und zweitens eine hohe Qualität. Das beweist auch eine Untersuchung der Stiftung Warentest: Viele der preisgünstigen Modelle erhielten die Note "gut". Und auch in Sachen Leistung und Zusatzfunktionen müssen Nutzer kaum noch Abstriche machen, sagt Rita Deutschbein vom Onlineportal Teltarif.de: "Für 300 Euro bekommen Verbraucher ein Gerät, das kaum noch Wünsche offen lässt." Bestes Beispiel dafür: der Fingerabdruck-Scanner, mit dem das Gerät entsperrt werden kann. Bis vor kurzem war der ausschließlich den teuren Flaggschiffen vorbehalten. "Heute ist der auch in der Mittelklasse fast schon Standard", sagt Deutschbein. Statt Billig-Plastik dominieren auch bei den 300-Euro-Smartphones Glas und Metall. Und auch bei den Kameras - einst die Sorgenkinder der Mittelklasse - habe sich inzwischen einiges getan.

In der Preisklasse unter 200 Euro trennt sich die Spreu dagegen deutlich schneller vom Weizen. "Da gibt's zum einen den Fingerabdruck-Scanner nicht, zum anderen langsamere Prozessoren, weniger Arbeitsspeicher und nicht ganz so viel Speicherplatz", zählt Deutschbein auf. Bei Stiftung Warentest schaffen dagegen auch die Billig-Smartphones noch meist ein "befriedigend". Allerdings taugt die Kamera in dieser Preisklasse höchstens für Schnappschüsse.

Und auch in der Mittelklasse glänzt nicht jedes Smartphone in allen Kategorien, wie ein Test der Fachzeitschrift Connect zeigt. Das LG K10 bekommt dort zum Beispiel Lob für seine Leistung, schwächelt aber bei der Akkulaufzeit und beim Display. Das 55 Diamond Selfie von Archos hat jede Menge Pixel auf dem Bildschirm, es stört jedoch das hohe Gewicht und eine eher schwache Kamera. Und beim Huawei P8 Lite überzeugen Display und Kamera, dafür gibt es Empfangsprobleme und wenig internen Speicher. Genaues Hinsehen lohnt sich vor dem Kauf also nach wie vor.

Displays mit Auflösungen jenseits von Full HD sind bei preiswerten Geräten zum Beispiel eher die Ausnahme als die Regel, sagt Deutschbein. Auch den schnellen WLAN-Standard können längst nicht alle 300-Euro-Smartphones, genau wie die allerschnellsten LTE-Frequenzen. Auf Zukunftstechnologien wie den Iris-Scanner, der nach einem Blick aufs Auge das Smartphone entsperren kann, müssen Mittelklasse-Kunden noch verzichten. "Das dauert vermutlich noch ein paar Jahre", sagt Deutschbein. Allerdings muss das auch nicht unbedingt schlecht sein. "Grundsätzlich bekommen Nutzer in der Mittelklasse eher die ausgereiften Programme, die dann auch wirklich funktionieren, weniger die Experimente", so Deutschbein. Neben den Neuerscheinungen, die für 200 bis 300 Euro auf den Markt kommen, tummeln sich in der Mittelklasse auch die ehemaligen Flaggschiffe. Ein oder zwei Jahre nach Markteinführung sind sie deutlich günstiger zu haben. Meist, weil seitdem ein oder gleich mehrere Nachfolger auf den Markt gekommen sind. Gegen den Kauf solcher Smartphones spricht grundsätzlich nichts, sagt Deutschbein - mit einer Einschränkung: "Es kann sein, dass es dafür schon jetzt oder relativ bald keine Updates mehr gibt." Ist das der Fall, ist ein neues Modell die bessere Wahl. Die erhalten in der Regel zumindest zwei Jahre lang neue Software.

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