Vergleich Die Handy-Reparatur kann teuer werden
München · In Werkstätten für Smartphones müssen Kunden tief in die Tasche greifen. Stiftung Warentest hat acht Anbieter getestet.
Ein Smartphone hat in Deutschland eine Lebensdauer von durchschnittlich 2,7 Jahren, dann muss ein neues her. Nicht weil das alte Gerät nicht mehr funktioniert; es kann schlicht nicht mehr mit den Neuerscheinungen mithalten. Das hat eine Umfrage der Technischen Universität Berlin und des Fraunhofer Instituts für Zuverlässigkeit und Mikrointegration aus dem vergangenen Jahr gezeigt. Darunter leidet jedoch die Umwelt: Für die Herstellung von Smartphones werden seltene und wertvolle Rohstoffe verarbeitet, deren Gewinnung und Veredelung mit einem erheblichen Ausstoß von Emissionen verbunden ist.
Je länger Smartphones genutzt werden, desto besser ist ihre Ökobilanz. Das Umweltbundesamt rät daher dazu, alte Geräte, die Probleme bereiten, erst reparieren zu lassen statt gleich auszutauschen. Doch was taugen Smartphone-Reparaturdienste? Zehn Anbieter hat die Stiftung Warentest jüngst getestet. Das Ergebnis fiel ernüchternd aus: Lange Wartezeiten, teure Preise und mangelhafte Arbeiten waren eher die Regel als die Ausnahme.
Vier Online- und vier stationäre Anbieter sowie zwei Services von Apple und Samsung haben die Tester auf die Probe gestellt. Drei Smartphones mit zersplittertem Display und defekter Kopfhörerbuchse gaben sie bei ihnen in Auftrag, je eines von Samsung, Apple und Huawei. Die Reparaturdienste von Apple und Samsung bekamen drei Smartphones aus eigener Produktion.
Nur der Online-Anbieter „My Phone Repair“ konnte die Tester überzeugen, obschon er sich die Arbeit mit durchschnittlich 233 Euro teuer bezahlen ließ. Zwar seien alle Smartphones einwandfrei zurückgekommen, doch dürften Kunden hier nicht ungeduldig sein, erklärt Stiftung Warentest. Knapp acht Werktage dauerte demnach die Reparatur. Am günstigsten und auch zuverlässig war auch die Leistung von Samsung – knapp 175 Euro kostete ein neuer Bildschirm und eine intakte Kopfhörerbuchse; nach durchschnittlich fünf Tagen hielten die Tester die Smartphones wieder in der Hand. Den Festpreis von 175 Euro gibt es bei Samsung allerdings nur online.
Insgesamt sei die Reparaturqualität aber überwiegend enttäuschend gewesen – und oft auch „Glückssache“, wie die Tester erfuhren. So konnte ein Anbieter zwar das defekte Samsung-Handy auf Vordermann bringen, versagte jedoch bei der Reparatur des iPhone- und Huawei-Modells. Einige Smartphones kamen sogar beschädigt wieder bei den Testern an: Ein Anbieter baute ein fehlerhaftes Display ein, das auf Berührungen kaum reagierte, ein anderer hatte sich indes am Kompass zu schaffen gemacht – am Ende funktionierte die Standortbestimmung, die für die Navigationsdienste essentiell ist, nicht mehr.
Besonders bei den Huawei-Smartphones gab es laut des Testergebnisses Probleme mit Ersatzteilen. Drei Dienste lehnten eine Reparatur ab, weil sie kein neues Display besorgen konnten. Besonders ärgerlich: Ein Anbieter behielt das Gerät 46 Tage ein und schickte es dann unrepariert wieder zurück. Bei den aufpolierten iPhones fiel den Testern überdies auf, dass es sich oft um wenig hochwertige Ersatzprodukte handelte. Doch auch Apples Reparatur-Service selbst ließ zu wünschen übrig; die defekten Kopfhörerbuchsen blieben allesamt unberührt.
Als großes Manko bezeichnen die Tester zudem die lange Wartezeit, die zum Teil mehrere Wochen betrug, und die hohen Preise. Bisweilen übertrafen die sogar den Neupreis des jeweiligen Smartphones um mehr als 80 Euro. Gerade bei älteren Modellen lohne sich die Reparatur aus finanzieller Hinsicht daher eher nicht, so das Fazit der Experten. Wirklich Sinn mache sie nur, je aktueller und teurer das Smartphone sei. Eine bessere Alternative für ältere Modelle sei das Repair Café – mit Hilfe von ehrenamtlichen Hobbybastlern legen Smartphone-Besitzer dort selbst Hand an, bezahlen müssen sie dabei nur die Ersatzteile. Auf der Internetseite
repaircafe.org finden Nutzer eine Karte mit allen Repair Cafés in ihrer Nähe.
Ob sich eine Reparatur lohnt, hängt aber auch stark von der Art des Schadens ab. So kostet ein Akkutausch meist viel weniger als ein neues Display, erklären die Tester. In jedem Fall gilt: bevor Besitzer ihr Smartphone in fremde Hände geben, müssen sie alle persönlichen Daten auf einem externen Speichergerät sichern. Das dient nicht nur der eigenen Sicherheit – zweimal kam es bei den Testern vor, dass das Handy für die Reparatur auf die Werkseinstellungen zurückgesetzt wurde und alle Daten verschwunden waren.