Datenübertragung schon bei Installation Wenn der Fernseher zu viel weiß

Vernetzte TV-Geräte übertragen eine Menge Daten an das Internet. Welche das sind, ist für Nutzer oft nur schwer zu überblicken. Doch es gibt Methoden, den Informationsabfluss zu bremsen oder völlig zu stoppen.

 Vernetzte Fernseher geben viel über die Gewohnheiten ihrer Nutzer preis.

Vernetzte Fernseher geben viel über die Gewohnheiten ihrer Nutzer preis.

Foto: dpa/Arne Dedert

Hannover Vernetzte Fernseher bieten einigen Komfort. Sie zeigen nicht nur das konventionelle TV-Programm. Sie spielen auch Filme und Serien aus dem Internet ab, wenn diese in den Mediatheken der TV-Sender abrufbar sind oder greifen direkt auf Angebote von Streaming-Diensten wie Netflix oder Spotify zu. Ohne es zu merken offenbaren Anwender der vernetzten Geräten allerdings viel über sich. Die Datenströme der internetfähigen Fernseher seien oft nicht nachzuvollziehen, wie ein Test der Computer-Fachzeitschrift „c‘t“ ergeben hat. Auch die Datenübertragung in den Geräteeinstellungen abzuschalten, helfe oft nicht.

Schon während der Installation tauschen Smart-TVs demnach Daten mit Streaming-Diensten aus oder rufen Angebote von HbbTV (Hybrid Broadcast Broadband TV) ab. Mit Hilfe dieser Funktion zeigen Fernsehsender per Internetverbindung Zusatzinhalte zum aktuellen Programm an. In dem Bericht heißt es dazu, dass die Sender das Nutzungerverhalten bei HbbTV sehr genau nachvollziehen können, selbst wenn die Anwendern den Dienst in den Einstellungen ihres Geräts deaktivieren.

Um den Datenabfluss dennoch zu verhindern, haben Nutzer laut „c’t“ mehrere Möglichkeiten. Die Radikalste sei, den das Fernsehgerät weder mit dem Internet noch mit dem lokalen Heimnetzwerk zu verbinden. Der Zugriff auf Serien, Filme und Mediatheken aus dem Netz ist dann nur noch mit zusätzlichen Geräten möglich. Wer den Fernseher mit dem lokalen Netzwerk, nicht aber mit dem Internet kommunizieren lassen wolle, müsse dies im Router über das Dynamic Host Configuration Protocol (DHCP) einrichten, welches die Zuweisung einzelner Adressen im Netzwerk erlaubt – und gleichzeitig die Kindersicherung für die Internetverbindung einschalten. So könnten Nutzer weiterhin auf Festplatten zugreifen, die in das lokale Netzwerk eingebunden sind.

Soll das Gerät auf das Internet, aber nicht auf das Heimnetz zugreifen, lässt es sich einem Gastnetz zuordnen. Ein Vorteil dieses Vorgehens ist, dass Anwender weiterhin ohne Probleme die Betriebssoftware ihrer Fernseher aktualisieren können. Entsprechend lassen sich nun jedoch keine lokal hinterlegten Inhalte mehr abspielen. Der Sinn dieser Einschränkung sei, das Heimnetz zu schützen, berichtet „c’t“. Falls das TV-Gerät durch Schadcode infiziert werde, könne dieser nicht auf andere vernetzte Technik im selben Netzwerk überspringen.

Manche Router ermöglichen es Nutzern zudem, Internetseiten gezielt zu sperren. Das erlaube zwar mehr Kontrolle, allerdings sei die Pflege solcher Sperrlisten umständlich, erklären die Computer-Experten. Eine Möglichkeit, diese Listen komfortabler zu führen, komme für technisch bewanderte Anwender in Frage. Sie heißt Pi-hole. Dabei handelt es sich um eine Filtersoftware, die auf dem Bastelcomputer Raspberry Pi läuft. Pi-hole habe Zugang zu vielen Listen fragwürdiger Webseiten. Nutzer können diese Listen übernehmen und an die eigenen Bedürfnisse anpassen. Zudem zeige das Programm in Echtzeit, mit welchen Diensten und Internetseiten das TV-Gerät kommuniziere. Für so viel detaillierte Kontrolle über den Datenfluss des Fernsehers müssten Nutzer allerdings eine Menge Zeit in die Einrichtung investieren und zudem einiges Vorwissen mitbringen, wie die „c‘t“ scheibt. Die Experten empfehlen zudem, den Filter nur vorsichtig zu ergänzen, um nicht versehentlich wichtige Dienste zu blockieren.

(dpa)
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