Sichere E-Mails für alle

Berlin · Um den Datenschutz im Internet steht es nicht zum Besten. Deshalb wächst das Interesse an Programmen zur sicheren Kommunikation. Eine konsequente Mail-Verschlüsselung könnte Abhilfe schaffen, allerdings war sie vielen Laien bisher zu kompliziert. Das soll sich nun ändern.

 Wer will, dass seine Mails nicht von Dritten mitgelesen werden, kann sie verschlüsseln.

Wer will, dass seine Mails nicht von Dritten mitgelesen werden, kann sie verschlüsseln.

Foto: Fotolia

Die Verschlüsselung von E-Mails soll durch eine Initiative der Deutschen Telekom und des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie deutlich erleichtert werden. Unter dem Titel "Volksverschlüsselung" stellten das Unternehmen und das Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie diese Woche eine Lösung für private Anwender vor, mit der auch technische Laien in der Lage sein sollen, ihre Mails in wenigen Schritten zu verschlüsseln.

Eine erste Version läuft auf Windows-PCs, weitere seien für die Apple-Systeme macOS und iOS sowie Android und Linux geplant.

Die Software kann auf der Seite volksverschluesselung.sit.fraunhofer.de/down-load.php kostenlos heruntergeladen werden. Sie übernimmt den Angaben zufolge automatisch alle notwendigen Schritte, um die in gängigen E-Mail-Programmen und Webbrowsern enthaltenen Verschlüsselungsoptionen zu aktivieren. Dafür ist allerdings eine Registrierung nötig. Telekom-Kunden können das über ihr Kunden-Login erledigen.

Zwei Schlüssel

Die Verschlüsselungs-Software sorgt dann für die sogenannte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung der Mails. Das bedeutet, niemand kann die Mail lesen, bevor der Empfänger sie entschlüsselt. Die bekanntesten Verfahren der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung sind S/MIME und PGP. Beide beruhen auf einem öffentlichen und einem privaten Schlüssel. Den öffentlichen Schlüssel gibt der Nutzer an jeden weiter, mit dem er verschlüsselte Nachrichten austauschen möchte. Den privaten Schlüssel muss er geheim halten. Der Sender der Mail kodiert den Klartext mit dem öffentlichen Schlüssel. Der Empfänger verwandelt sie dann mit dem privaten Schlüssel wieder in Klartext.

Um die Volksverschlüsselung zu nutzen, muss zunächst die entsprechende Software heruntergeladen werden. Aktuell läuft sie unter Windows (XP bis Windows 10), dort erlaubt sie die Einrichtung der Verschlüsselung in den E-Mail-Programmen Outlook von Microsoft und dem kostenlosen Mozilla Thunderbird. Anwender müssen ihre Identität mit der elektronischen ID des Personalausweises und einem geeigneten Lesegerät mit der "Open eCard App" oder einem Telekom-Account bestätigen. Nutzer können sich auch bei Messen und Veranstaltungen, auf denen das Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie vertreten ist, vor Ort ausweisen.

Dann erhalten sie eine Karte mit einem Registrierungscode und können die Verschlüsselung einrichten.

Die Plattform übernehme auch die Beglaubigung der verwendeten Schlüssel und betreibt einen Verzeichnisdienst, in dem man die öffentlichen Schlüssel von Kommunikationspartnern suchen kann. Die privaten Schlüssel verbleiben ausschließlich beim Nutzer, versicherten die Anbieter. Experten sollen sich mit einem Blick in den frei verfügbaren Quellcode selbst überzeugen können, dass keine Hintertüren in der Software existieren.

Das Unternehmen 1&1 bietet bei seinen Diensten Web.de und GMX ebenfalls eine Verschlüsselung an. Nach Angaben des Unternehmens hatten im Frühjahr eine halbe Millionen Menschen die Verschlüsselung eingerichtet.

volksverschluesselung.sit.

fraunhofer.de/

download.php

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