Trotz Unsicherheit im Netz Senioren erobern zögerlich das Internet

Berlin · Um sich die Zeit zu vertreiben und soziale Kontakte zu knüpfen, gehen immer mehr ältere Menschen online.

 In Internet-Kursen lernen ältere Menschen, sich in der digitalen Welt ohne Angst zurecht zu finden.

In Internet-Kursen lernen ältere Menschen, sich in der digitalen Welt ohne Angst zurecht zu finden.

Foto: picture alliance / dpa/Carmen Jaspersen

Die ältere Generation drängt immer stärker in die Online-Welt. Denn sie hat das Internet als Gewinn für Mobilität und Kontaktpflege erkannt. Auch wenn die Generation 65 plus gelegentlich kopfschüttelnd auf die Vertreter der Smartphone-Generation blickt, auf Messenger-Dienste, die die Fotos des neugeborenen Enkels in Echtzeit auf den Bildschirm zaubern, möchte auch sie nicht mehr verzichten.

Somit wird der Internet-Anschluss für ältere Menschen immer wichtiger. Das zeigt eine Untersuchung des Telekommunikationsunternehmens Telefonica aus dem vergangenen Jahr. Neben E-Mail-Diensten sind vor allem Online-Denkspiele sehr beliebt. Jeder zweite der 300 Befragten spielt regelmäßig. Denn Spiele vertreiben nicht nur die Zeit, sondern halten auch geistig fit.

Mehr als ein Viertel aller Deutschen im Alter ab 65 Jahren nutze ein internetfähiges Mobiltelefon, berichtet der Digitalverband Bitkom. Und jeder vierte Nutzer erklärt, darauf nicht mehr verzichten zu können. An die Smartphone-Quote der Jüngeren reicht das nicht heran. Unter den 14- bis 49-Jährigen besitzen 93 Prozent ein Internet-Mobilgerät.

Die Gründe, warum Ältere mit der neuen Technik nicht so recht warmwerden, sind laut der Telefonica-Untersuchung vor allem Sicherheitsbedenken, mangelndes Selbstvertrauen und lückenhafte digitale Kenntnisse. Die Vorteile der Digitalisierung, wie zum Beispiel in der virtuellen Welt auf Shopping-Tour zu gehen oder Online-Banking zu betreiben, nutzt laut Umfrage nur etwa ein Viertel der Befragten. Hier fehle es der älteren Generation vor allem an Erfahrung. Deshalb müssten Weiterbildungsangebote nicht bestimmte Geräte in den Vordergund stellen, sondern stärker als bisher auf die Fragen älterer Menschen und deren praktische Kenntnisse eingehen.

„Viele Ältere sagen: ‚Die Jugend kann alles’. Die Jugend kann nicht alles, sie hat nur weniger Angst, Fehler zu machen“, sagt Wolf-Dieter Scheid, Leiter der Evangelischen Erwachsenenbildung im Saarland. Seit rund 20 Jahren hilft er älteren Menschen, sich in Online-Kursen digital weiterzubilden. Dabei unterstützt er unter anderem das Projekt „Virtuelles Mehrgenerationenhaus“ der Kampagne Onlinerland Saar. Ziel des virtuellen Generationshauses: Ältere Menschen sollen sich im realen wie im virtuellen Leben miteinander vernetzen können, um so der Verein­samung im Alter entgegenzuwirken.

Nicht nur in Kursen vor Ort, sondern auch online gibt es viele Tipps. Die Initiative Deutschland sicher im Netz und die Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen haben mit dem „Internet-Sicherheitsbrief“ eine kleine Ratgeber-Reihe veröffentlicht, die ältere Menschen über wichtige Fragen der IT-Sicherheit informiert. Kurz und knapp werden darin wesentliche Themen angesprochen.

In der Rubrik „Im Urlaub sicher ins Netz“ beispielsweise erfährt der Leser unter anderem, dass es nicht genügt, am Urlaubsort beim Einloggen in Drahtlos-Netze Vorsicht walten zu lassen. Wichtig sei auch, den WLAN-Zugang in den eigenen vier Wänden vor der Reise abzuschalten. Online-Banking, Verschlüsselung und die oft unübersichtlichen rechtlichen Vorschriften zum Thema Fotografie sind weitere Themen der Reihe, die Interessierte als PDF-Datei herunterladen können.

In der Reihe Digital-Kompass  haben beide Partner die Zusammenarbeit weiter ausgebaut. Da geht es zum Beispiel um den digitalen Nachlass, Verbraucherschutz und die Schwierigkeit, verlässliche Gesundheitsinformationen im Internet zu finden. Auch die Universität Mainz hat mit ihrem Projekt „Silver Tipps“ eine Initiative gestartet, die speziell die ältere Generation informieren will.

Zehn Jahre nach der Präsentation des ersten iPhones holen die Senioren bei der Smartphone-Nutzung laut einer Bitkom-Untersuchung stark auf. Das ist jedoch nicht verwunderlich. Denn unter jüngeren Nutzern gibt es schließlich kaum noch welche, die kein internetfähiges Gerät besitzen.

www.onlinerlandsaar.de/virtuelles-mehrgenerationenhaus/
www.digital-kompass.de
www.silver-tipps.de

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