Spiele aus der Speicher-Wolke Spiele aus dem Online-Speicher
Saarbrücken · Musik und Videos im Internet zu streamen, ist alltäglich geworden. Seit einiger Zeit können Spiele auch online gezockt werden, ohne die eigene Festplatte damit belasten zu müssen. Und auch Smartphones werden so zur Spielekonsole.
Wer einen Film eines der großen Streaminganbieter schaut, nutzt die Cloud. Wer gemeinsam mit anderen Texte über das Internet bearbeitet auch. Selbst Computerbetriebssysteme gibt es heute in einer Cloud-Version, bei der sämtliche Daten zentral auf Internetspeichern liegen. Die Cloud als zentralen Datenspeicher wollen nun auch Spielehersteller nutzen.
Zum Spielen sind schon lange keine CDs oder DVDs mehr nötig. Direkt beim Entwickler oder anderen Online-Shops gibt es die Spiele zum Download. Doch jetzt geht die Branche einen Schritt weiter. Musik und Videos können per Stream geschaut werden. Warum sollte das nicht auch mit Spielen funktionieren?
Technikkonzerne wittern beim sogenannten Cloud-Gaming eine neue Chance. Dabei sind die Spiele auf einem Online-Speicher gesichert. Der Nutzer muss das gewünschte Spiel nicht herunterladen, sondern kann es aus der Cloud heraus spielen. Das spart vor allem Festplattenspeicher. Auch Smartphone oder Tablet werden so zur Konsole. Derzeit beschränken sich allerdings die meisten Cloud-Gaming-Angebote auf Android.
Apple-Spieler bleiben unter sich
Zu den ersten Angeboten des Cloud-Gamings gehörte im September vergangenen Jahres Apples Dienst Arcade. Für 4,99 Euro haben Nutzer Zugriff auf über 100 Spiele in der Datenbank des iPhone-Konzerns. Der Haken: Apple bleibt in seinem eigenen Ökosystem und somit wird zum Spielen ein Apple-Gerät mit MacOS, iOS, iPadOS oder tvOS benötigt. Dafür sind in der Spiele-Cloud neben Klassikern wie Pac-Man oder Sonic auch Titel wie das Abenteuerspiel Overland und das Strategiespiel Decoherence spielbar.
Apple verspricht, dass bis zu sechs Familienmitglieder spielen können und die systemeigene Kindersicherung nur altersgerechte Titel anbietet. Bei Arcade werde außerdem auf Werbung und sogenannte In-App Käufe verzichtet, bei denen Spieler Zusatzinhalte kaufen können.
Magenta Gaming: Profile für Kinder
Das Telekommunikationsunternehmen Telekom hat einen eigenen Cloud-Gaming-Dienst auf den Markt gebracht. Magenta Gaming ist Ende August mit 100 Spielen gestartet. Im Katalog des Dienstes sind unter anderem die Abenteuerspiele Deponia, Asterix und Obelix XXL sowie der Ego-Shooter Metro 2033 Redux.
Nach einem Testmonat zahlen Spieler 6,95 Euro pro Monat. Laut Telekom können sich Familien ein Konto mit bis zu fünf Profilen teilen. Dabei könne ein Kinderprofil angelegt werden, damit der Nachwuchs nur auf altersgerechte Spiele Zugriff hat. Mehrere Nutzer eines Accounts können bislang noch nicht gleichzeitig spielen.
Telekom empfiehlt eine Übertragungsrate über 20 Mbit/s. Grundsätzlich reiche eine zehn Mbit/s-Verbindung aus.
Google Stadia: Mit eigenem Controller
Der Google Dienst Stadia wird am 19. November ein Jahr alt und gehört so zu den ersten Cloud-Gaming-Angeboten. Das Unternehmen bietet zwei Modelle an. Zum einen können sich Nutzer kostenlos für Stadia registrieren, müssen dann pro Spiel in die Tasche greifen. Zum anderen gibt es Stadia Pro für 9,99 Euro im Monat. Mit dem Zugang können Nutzer auf eine Auswahl von Spielen zugreifen, die sie im Rahmen einer Flatrate spielen können. Nach Angaben von Google wird die Auswahl im Pauschalangebot erweitert. So gehören unter anderem der Ego-Shooter Destiny 2 und das Rennspiel Grid zum Stadia-Katalog.
Wer am Fernseher spielen will, benötigt einen Google-Chromecast Ultra-Adapter sowie einen Stadia Controller. Dafür werden Nutzer extra zur Kasse gebeten.
Project xcloud: für ausgewählte Nutzer
Mit der Xbox-Konsole ist auch Online-Riese Microsoft auf dem Spielemarkt unterwegs. Im September startete der Cloud-Gaming-Dienst Project xcloud für Abonnenten des Xbox Game Pass Ultimate in 22 Ländern in Nordamerika, Europa und Asien.
Der Zugang kostet im ersten Monat einen Euro und anschließend 12,99 Euro pro Monat. Im Katalog mit über 100 Spielen von xcloud finden Nutzer unter anderem das Abenteuerspiel Kingdom Hearts 3, den Strategieklassiker Age of Empires 3 und das Actionspiel The Witcher 3: Wild Hunt.
Ruckelfrei auf dem Computer, einer Xbox oder einem Android-Gerät spielen können Nutzer nach Angaben von Microsoft mit einer Internetverbindung ab zehn Mbit/s. Zudem wird ein Controller benötigt, wenn auf dem Smartphone gespielt wird.
Amazon Luna steht in den Startlöchern
Das Angebot des Konzerns Amazon ist derzeit in der Testphase. Nutzer können einen frühen Zugang anfordern und Luna auf Herz und Nieren ausprobieren. In den USA soll der Dienst 5,99 US-Dollar im Monat kosten. Der Preis dürfte in Europa ähnlich sein.
Amazon empfiehlt eine Internetverbindung mit einer Mindestgeschwindigkeit von zehn Megabit pro Sekunde. Für hochauflösende 4K-Spiele sollten es mindestens 35 Mbit/s sein. Auf dem Computer müsse zudem Windows 10 oder MacOS 10.13 installiert sein. Doch auch die Fire TV Geräte von Amazon sollen die Luna App unterstützen.
Zum Start verspricht Amazon Spiele-Bestseller wie Assassin’s Creed Valhalla, Overcooked 2 und Watch Dogs Legion im Katalog. Insgesamt sollen 100 Spiele in der Datenbank sein.