Schnelles Internet am Himmel

Frankfurt/Main · Das Internet drängt mit Macht in die Flugzeugkabine. Lufthansa stellte Anfang der Woche ihr neues Digitalangebot für Europastrecken vor. Auch andere Fluggesellschaften erhoffen sich davon Zusatzeinnahmen.

Noch vor wenigen Jahren galten Verkehrsflugzeuge als internetfreie Zone. Wer fliegt, bleibt offline und stumm. Das stimmt längst nicht mehr - seitdem zunächst die US-amerikanischen und dann auch die europäischen Flugsicherheitsbehörden das Internet-Surfen über den Wolken freigegeben haben. Schnelleres Internet über den Wolken ist das Ziel einer millionenschweren Investition, an der sich unter anderem die Lufthansa und Deutsche Telekom beteiligen. Gemeinsam mit dem britischen Satellitenbetreiber Inmarsat soll ein System aufgebaut werden, das Passagieren während des Fluges einen störungsfreien Internetzugang mit hoher Datenrate bietet. Die Telekom will dazu ein europaweites Netz von 300 Basisstationen nach dem modernen Digitalstandard LTE aufbauen, deren Signale mit denen des neuen Inmarsat-Satelliten kombiniert werden sollen. Erreichbar seien Datenraten von bis zu 75 Megabit pro Sekunde, kündigten die Unternehmen an. Telekom-Chef Timotheus Höttges bezifferte die Investition auf einen dreistelligen Millionenbetrag.

Anders als in den USA sind WLAN-Angebote auf Kontinentalflügen in Europa noch eher die Ausnahme. Auch die Lufthansa hat zunächst nur ihre Langstreckenflieger mit einer Internet-Technik ausgestattet, die an Bord zunächst WLAN und später auch die auf Daten beschränkte Nutzung des Mobilfunkstandards GSM (2G) ermöglichte. Telefon- und Skype-Gespräche sind nach wie vor verboten. Aber nicht, weil es technisch nicht möglich wäre, sondern nur, weil sich laut Umfragen die meisten Passagiere gestört fühlen würden.

Ab dem kommenden Jahr will Lufthansa zunächst satellitengestütztes WLAN an Bord seiner Europamaschinen anbieten und ab 2017 am Testflugprogramm für LTE teilnehmen.

Schon jetzt versuchen die Gesellschaften für einstmals inbegriffene Dienstleistungen extra zu kassieren, für neue wird erst recht ein Entgelt gefordert. Noch stehen die Preise für das angekündigte Angebot der Lufthansa auf den Europastrecken nicht fest, sie werden vom gebuchten Service sowie vom persönlichen Meilen-Status abhängen, erklärte Lufthansa-Chef Carsten Spohr.

Auf der Langstrecke lässt sich der Kranich sein schon 2003 gestartetes "Flynet" gut bezahlen. Eine Stunde online kostet bereits neun Euro, vier Stunden sind für 14 Euro zu haben und für 17 Euro gibt es den ganzen Flug lang die Netzversorgung via Satellit, Antenne und Router im Flugzeug. Es sei denn, die Verbindung berührt den chinesischen Luftraum, denn dort muss das Netz auf Weisung der Regierung abgeschaltet werden.

Mit ihrem Angebot auf Europaflügen macht die Lufthansa in Deutschland keineswegs den Anfang. Der seit Jahren angeschlagene Konkurrent Air Berlin stattet seine Flotte sukzessive mit WLAN aus. Sechs Flugzeuge der Typen A320 und A321 sind nach Unternehmensangaben bereits umgerüstet. Die Ausstattung der gesamten Flotte werde 2017 abgeschlossen sein. Fluggäste zahlen für eine Stunde 8,90 Euro. Eine WLAN-Verbindung während des gesamten Flugs kostet auf Mittelstrecken 13,90 Euro, auf Langstrecken 18,90 Euro.

"Mittelfristig wird es in der Luft genauso normal sein wie am Boden, seine E-Mails zu checken oder soziale Netzwerke zu nutzen", meint Bernhard Rohleder vom der Branchenverband Bitkom. Davon kann heute noch keine Rede sein: Laut einer Umfrage des Verbandes haben erst zwei Prozent der Internetnutzer einen Internetzugang in einem Flugzeug genutzt. Das Interesse scheint hingegen groß zu sein: 44 Prozent der Internetnutzer gaben in der Umfrage an, sie wollten auf Flugreisen online gehen.

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