Schnell, leicht und preiswert - aber von Google abhängig

Saarbrücken · Hochgefahren sind sie in wenigen Sekunden und sie brauchen wenig Strom: Chromebooks sind praktisch. Doch sie verwenden ein Betriebssystem von Google, bei dem der Nutzer in Internetbrowsern arbeitet.

 Schreiben und spielen: Chromebooks haben keine Programme, nur Browsertabs.

Schreiben und spielen: Chromebooks haben keine Programme, nur Browsertabs.

Foto: Christian Schmidt

Sie sind schneller und günstiger als die meisten anderen Notebooks , doch kennt oder nutzt sie hierzulande kaum jemand: Chromebooks. So heißen Laptops, deren Betriebssystem nicht von Microsoft oder Apple stammt, sondern von Google . Chrome OS heißt das Betriebssystem, und dass dieser Name an den Google-Browser Chrome erinnert, hat seinen Grund.

Chrome OS ist nämlich gar nicht viel mehr als ein Browser , und das bedeutet, dass man praktisch alles im Internet erledigt. Ob Texte schreiben, Kinofilme schauen oder Spiele spielen - dafür gibt es auf dem Chromebook keine Programme, sondern bloß Tabs im Browser . Es gibt zwar - wie beim Smartphone oder Tablet - die Möglichkeit, Apps herunterzuladen, aber das sind in der Regel nichts weiter als Weiterleitungen zu einer Internetseite, die sich im Browser öffnet. Klicken Nutzer also etwa auf die installierte Bildbearbeitungs-App, gelangen sie auf eine Seite im Internet, auf der Bilder bearbeitet werden können. Ein eigenes Fenster haben nur sehr wenige Funktionen wie der Dateimanager oder der Taschenrechner.

Selbst die Festplatte liegt im Netz. Chromebooks haben zwar eine eingebaute Festplatte, aber die fasst nur rund 16 Gigabyte. Die meisten Dateien werden in der Cloud gespeichert, also in einem virtuellen Speicher. Einige Dienste wie den Cloud-Dienst Google Drive, Google Mail oder das Office-Pendant Google Docs lassen sich zwar auch offline verwenden. Doch der Großteil der Apps benötigt eine laufende Verbindung zum Internet.

Dass beinahe alles beim Chromebook online in der Cloud geschieht, hat Vorteile gegenüber anderen Notebooks . Das Betriebssystem ist sehr klein, auf dem Rechner lagern wenige Dateien, dadurch kommen Chromebooks oft unheimlich flott daher. Hochgefahren sind sie in wenigen Sekunden. Und da für den Betrieb des Chromebooks relativ wenig Leistung vonnöten ist, braucht es auch nicht die neueste und beste Hardware. Dadurch kommen Preise von nur rund 300 Euro zustande. Netbooks, die mittlerweile aus den Regalen so gut wie verschwunden sind, sind zwar auch in der Preisklasse angesiedelt. Doch mit der Geschwindigkeit eines Chromebooks kann kein Windows-Netbook mithalten. Die großen Laptop-Hersteller wie Samsung, HP, Acer oder Lenovo bieten außerdem alle Chromebooks an, die Auswahl ist also ausreichend groß.

Die eingeschränkte Funktionalität macht sich jedoch durchaus bemerkbar. Ein CD-Laufwerk gibt es nicht; drucken kann man nur, wenn der Drucker cloud-fähig ist, also sich selbst mit dem Internet verbinden kann. Auch wenn es immer mehr Apps für Chrome OS gibt, werden speziellere Anforderungen, für die eine bestimmte Software benötigt wird, nicht erfüllt, da sich nichts Externes installieren lässt. Das System kann dank seiner Einfachheit wiederum viele ansprechen, die einen Rechner nutzen, aber sich wenig damit beschäftigen möchten.

Das größte Manko aber ist, dass alles, was man mit seinem Rechner anstellt, auf den Servern von Google gespeichert wird. Nutzer müssen also damit leben, dass Google theoretisch Zugriff auf alles hat. Dadurch, dass sich nur Apps über den Google Store installieren lassen, hat das Unternehmen auch darüber die volle Kontrolle. Zudem muss man Bilder, Videos oder Musik erst ins Internet hochladen, um sie bearbeiten zu können.

In den USA sind Chromebooks so beliebt, dass Microsoft gemeinsam mit HP ein ähnliches Produkt namens "HP Stream" für 299 Dollar plant. In Deutschland sind Chromebooks nahezu unbekannt. Die Skepsis gegenüber Google ist offenbar größer - oder der Mut zum Experiment geringer.

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