Berlin. Seit einem halben Jahrhundert quält sich die Wissenschaft mit dieser Frage: Ist Kaffee ungesund für Herz und Hirn? Jetzt gibt eine Studie der Universitäten Harvard und Singapur erstmals eine klare Antwort auf den zweiten Teil der Frage. Kaffee erhöht das Schlaganfall-Risiko nicht, lautet das Ergebnis. Das gilt jedenfalls bei vernünftigem Konsum bis zu neun Tassen pro Tag, so die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN).

Danach haben Menschen, die drei bis fünf Tassen täglich trinken, das geringste Schlaganfall-Risiko. Selbst wer auf bis zu sieben Tassen täglich kommt, lebe in dieser Hinsicht gesünder als Kaffee-Abstinenzler. Die Forscher werteten für ihre Untersuchung 36 Studien mit 1,3 Millionen Teilnehmern zum Zusammenhang zwischen Kaffee-Konsum und Herz-Kreislauf-Erkrankungen aus, so die DGN. Erst jenseits der siebten Tasse steige das Risiko leicht. Ein deutlich höheres Risiko im Vergleich zu Menschen, die auf Kaffee ganz verzichten, zeige sich jedoch erst bei einem Konsum von mehr neun Tassen täglich. "Die meisten Menschen brauchen sich also keine Sorgen zu machen, lediglich in der Schwangerschaft und bei schwer einstellbarem, hohem Blutdruck ist Zurückhaltung angebracht", so Professor Hans-Christoph Diener vom Uniklinikum Essen.

Die Frage ob Kaffee gefährliche Nebenwirkungen haben könnte, ist wissenschaftlich schwer zu bestimmen, weil das Getränk hunderte Substanzen enthält. Kompliziert sind Untersuchungen auch deshalb, weil sich die Methoden der Kaffeezubereitung im Lauf der Jahrzehnte geändert haben, berichtet die DGN. Früher sei das Pulver oft gekocht worden, heute werde meist gefiltert. Weil gekochter Kaffee das Blutfett Cholesterin erhöhe, Filterkaffee aber nicht, seien unterschiedliche Resultate mehrerer Studien möglicherweise so zu erklären, dass Kaffee heute in der Regel "gesünder" zubereitet wird, so die DGN.