Funk oder Kabel? Schattenseiten des drahtlosen Internets

München/Darmstadt · Langsames DSL und kein Kabelanschluss daheim? LTE-Tarife mit großem Datenvolumen sollen mit schnellem Internet Abhilfe schaffen. Aber was taugen Gigacube, Homespot und Co. und für wen lohnt sich die Anschaffung?

 In vielen Haushalten hat eine LTE-Box den Wlan-Router bereits ersetzt.

In vielen Haushalten hat eine LTE-Box den Wlan-Router bereits ersetzt.

Foto: dpa-tmn/Alexander Heinl

Schnelles Internet via Breitband wünschen sich viele Internetnutzer. Doch obwohl es 2018 ist, liegt die Glasfaser noch längst nicht in jedem Haus, etliche deutsche Haushalte schlagen sich mit lahmenden Internetverbindungen herum. Mobilfunkanbieter wollen hier Abhilfe schaffen – mit LTE-Tarifen und Funkroutern.

Ein knappes Viertel der deutschen Haushalte muss sich laut Breitband­atlas immer noch mit maximal 16 Megabit pro Sekunde (MBit/s) über das Telefonkabel begnügen. Vodafones Gigacube, die Homespots von Congstar oder O2, Call & Surf via Funk von der Telekom oder Internet für Zuhause von Ortel Mobile versprechen da mit 20 bis 200 MBit/s deutlich mehr – per LTE-Funk.

„Der Vorteil ist, dass Nutzer keine Kabel verlegen müssen“, sagt Wolfgang Pauler, Leiter des Testzentrums des Fachmagazins „Chip“. Statt auf den Ausbau von DSL, Kabel oder Glasfaser zu warten, holen sich viele das schnelle Internet einfach per Funk ins Haus. „Das könnte sich für eher ländliche Gegenden mit keinem oder nur langsamem DSL lohnen“, sagt Pauler. Wer sich ein wenig auf dem Markt umschaut, kann neben Angeboten mit Vertragslaufzeit auch flexiblere Tarife finden, etwa für eine tageweise Nutzung. Dann zahlen Kunden nur, wenn sie den Zugang wirklich brauchen.

Es gibt aber auch Nachteile: „LTE ist halt Funk“, sagt Pauler. Das heißt: Im Vergleich zum Internet, das über ein Kabel ins Haus kommt, ist die Verbindung wesentlich instabiler. Und Kunden teilen sich die Bandbreite mit allen Nutzern in der gleichen Funkzelle. „Wenn da zu viele Leute so ein Angebot nutzen, wird es für alle möglicherweise langsamer“, sagt Alexander Kuch von Telekommunikationsportal „Teltarif.de“. Setzen viele oder gar alle Nachbarn aufs Funk-Internet, hat der Einzelne am Ende nichts gewonnen. Es sei denn, der Anbieter räumt jedem Kunden eine eigene Bandbreite ein.

Und noch eine Einschränkung gibt es: Die Angebote sind zwar deutlich großzügiger dimensioniert als die in Deutschland immer noch sehr spärlichen Datenvolumen bei Smartphonetarifen. Vodafones Gigacube etwa kommt mit 50 Gigabyte (GB) im Monat, Congstars Homespot bietet immerhin 100 GB, Call & Surf von der Telekom gibt es — je nach gebuchter Geschwindigkeit — mit zehn bis 30 GB, O2 bietet 20 GB. Das alles zu Monatspreisen zwischen 25 und 50 Euro. Wirklich viel ist das am Ende aber auch nicht. „Bei vielen Nutzern ist die Datenvolumengrenze schnell erreicht“, sagt Pauler. „Besonders, wenn sie viele Videos streamen.“

Wohngemeinschaften oder Familien müssen den Einsatz einer LTE-Box also entweder gut organisieren oder weiter auf kabelbasiertes Internet setzen. Denn nach Verbrauch des gebuchten Volumens wird mehr oder weniger hart gedrosselt — auf sehr langsame 32 Kilobit pro Sekunde (KBit/s) bei Vodafone, 56 KBit/s bei Ortel, 384 KBit/s bei der Telekom und Congstar und immerhin ein MBit/s bei O2. 

Ein weiterer Schwachpunkt ist, wenn der Empfang daheim nicht stimmt. Ältere Häuser mit dicken Wänden und kleinen Fenstern sind dabei ein Problem, sagt Kuch. Oder Gebäude aus Stahlbeton. Besonders im nicht ganz so gut ausgebauten ländlichen Raum könne es hier zu gedämpftem Empfang kommen. Eine ungefähre Orientierung über die Signalstärke am Wohnort geben die Netzabdeckungskarten der drei Anbieter Telekom, Vodafone und Telefonica (O2). Wie gut der Empfang in der Praxis ist, lässt sich auch mit einem Smartphone im gleichen Netz herausfinden. Dabei lässt sich auch prüfen, ob LTE-Geschwindigkeit und -Stabilität im Alltag ausreichen. Dazu muss der Nutzer das Smartphone als mobilen Hotspot konfigurieren.

Wer auf Reisen geht, kann seine LTE-Box in den meisten Fällen einfach mitnehmen. Das ist ein Nebenaspekt des Internets per Funk. Theoretisch funktionieren sie überall, wo es eine Steckdose und Funkempfang gibt – zumindest innerhalb Deutschlands. Roaming gibt es bei den meisten Angeboten aber nicht.

(dpa)
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