Finanzen Riskantes Investieren im Internet

Frankfurt · Sogenanntes Crowdinvesting verspricht hohe Rendite. Doch Anlegern droht der Totalverlust, warnen Verbraucherschützer.

 Mit Gewinnmargen von bis zu zehn Prozent locken manche Crowdinvesting-Plattformen im Netz.

Mit Gewinnmargen von bis zu zehn Prozent locken manche Crowdinvesting-Plattformen im Netz.

Foto: dpa-tmn/Franziska Gabbert

Frankfurt (dpa) Verbraucherschützer mahnen zur Vorsicht. Verbraucherschützer beobachten das wachsende Interesse an Geldanlagen über Internet-Plattformen, das sogenannte Crowdinvesting, mit Skepsis. „Die Renditen sind beim Crowdinvesting meist deutlich höher als beispielsweise auf dem Tagesgeldkonto, aber das Risiko ist auch größer“, sagt Wolf Brandes, Finanzmarktwächter bei der Verbraucherzentrale Hessen. Nach Beobachtung der Verbraucherschützer werden Gewinne von durchschnittlich 4,5 Prozent geboten, in der Spitze seien es zehn Prozent. Doch sie mahnen Interessenten zur Vorsicht. „Anleger sollten die Risiken und Chancen und insbesondere die Ausgestaltung der Verträge genau prüfen“, so Wolf Brandes. „Das Risiko reicht bis zum Totalverlust des Geldes im Falle einer Insolvenz.“

Über Internetplattformen werde Geld etwa zur Finanzierung von Unternehmen gesammelt. Ist die Firma erfolgreich, erhielten Anleger Zinsen oder eine Gewinnbeteiligung. Häufig handele es sich dabei um erfolgsabhängige Darlehen oder Nachrangdarlehen. Das bedeute, dass im Falle einer Insolvenz die Investoren ihr Geld erst bekommen, wenn alle anderen Gläubiger ausbezahlt wurden. Beide Anlageformen zählten zum „Grauen Kapitalmarkt“, bei dem die staatliche Kontrolle geringer als bei traditionellen Anlageformen ist.

Besonders häufig wird nach Beobachtung der Verbraucherschützer über die Internet-Plattformen Geld für Immobilienprojekte gesammelt. Auf Rang zwei folgen demnach erneuerbare Energien, insbesondere aus dem Bereich Photovoltaik. Bislang haben nach einer Umfrage der Marktwächter lediglich zwei Prozent von rund 1000 befragten Internetnutzern Geld über Plattformen im Netz angelegt. Für die Zukunft könnten sich aber 15 Prozent ein solches Investment vorstellen.

Laut den Verbraucherschützern ist die Undurchsichtigkeit des Internet-Investments ein großes Problem. „Für Unternehmen, die sich mit bestimmten Instrumenten über Crowdinvesting-Plattformen finanzieren, gelten geringere Informationspflichten als sonst im Kapitalmarkt“, kritisiert Dorothea Mohn, Leiterin des Finanzmarkt-Teams beim Verbraucherzentrale Bundesverband. Wer beispielsweise über eine Plattform per Nachrangdarlehen weniger als 2,5 Millionen Euro einsammele und die Beteiligung pro Anleger auf maximal 10000 Euro deckele, müsse keinen Verkaufsprospekt erstellen.

Aus Sicht der Verbraucherschützer ist der „Graue Kapitalmarkt“ generell unzureichend reguliert. Bei vielen Produkten sei beispielsweise die Preisbildung unklar: „Passt die versprochene Rendite zum Risiko? Sind die Vermögenswerte verlässlich bewertet?“ so Dorothea Mohn. Trotzdem lasse der Gesetzgeber zu, dass Graumarktprodukte aktiv vertrieben würden. „Was wir brauchen, ist eine Beschränkung des Vertriebs“, fordert die Verbraucherschützerin.

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