Raketenantrieb für Internet-Schnecke

Brüssel · Was den Breitbandausbau angeht, hinkt Deutschland im europäischen Vergleich deutlich hinterher. Die Internetverbindung läuft mancherorts immer noch zu langsam. Das soll sich bis 2018 ändern.

 Mancherorts funktioniert das Internet in Deutschland immer noch im Schneckentempo. Das soll sich bis zum Jahr 2018 mit dem Breitbandausbau ändern. Foto: fotolia

Mancherorts funktioniert das Internet in Deutschland immer noch im Schneckentempo. Das soll sich bis zum Jahr 2018 mit dem Breitbandausbau ändern. Foto: fotolia

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Auf der Webseite des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur heißt es: "Die Digitalisierung aller Lebens- und Wirtschaftsbereiche vollzieht sich in atemberaubendem Tempo." Doch Deutschland hinkt im europäischen Vergleich immer noch hinterher, was modernes Internet angeht. Dabei hat sich die Bundesregierung hohe Ziele gesteckt: Bis 2018 sollen alle deutschen Privathaushalte über einen Anschluss verfügen, der mindestens 50 Megabit pro Sekunde transportieren kann. Umsetzen soll dies der Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Alexander Dobrindt . Gestern besprach er mit dem zuständigen EU-Kommissar Günther Oettinger die Fortschritte. Viel Positives hatte Dobrindt aber nicht zu berichten. Trotz der Gründung der Netzallianz, in der Branchenverbände sowie große Telekommunikationsunternehmen und Investoren zusammenkommen, sind nach der jüngsten Statistik des Bundesministeriums zur Breitbandverfügbarkeit bislang nur 68,7 Prozent der Haushalte mit schnellem Internet versorgt. 2013 waren es 60 Prozent. Bleiben noch zwei Jahre für die übrigen 31,3 Prozent. Der Minister gab sich optimistisch, dieses Ziel zu erreichen: "Der Ausbau hat eine hohe Dynamik angenommen", so Dobrindt. Tatsächlich hat die Netzallianz im vergangenen Jahr acht Milliarden Euro investiert - und damit deutlich mehr als der Bund, der Ende 2015 ein Förderprogramm über insgesamt 2,7 Milliarden Euro startete. Dabei hatte der Bund selbst vorgerechnet, dass allein die einhundertprozentige Breitbandabdeckung in Nordrhein-Westfalen 3,4 Milliarden Euro kosten dürfte. Auch deshalb hofft Deutschland auf Fördergelder aus Brüssel . Das Investitionspaket von Jean-Claude Juncker soll innerhalb von drei Jahren aus 21 Milliarden Euro 315 machen - über Privatkapital. Zusätzliches Geld für ein schnelleres Netz will Dobrindt über die Versteigerung von Frequenzen erwirtschaften. "Deutschland ist das erste Land in Europa, das diesen Schritt so gegangen ist", sagte Dobrindt gestern. Den Erfolg wollte der Bundesminister zwar nicht beziffern, betonte aber, dass die Unternehmen "erheblich" in 700-Megaherz-Frequenzen investiert hätten. Und auch die Netzallianz will in diesem Jahr wieder in den Ausbau der schnellen Internetleitungen investieren. Im europäischen Vergleich hat Deutschland hier noch deutlichen Raum für Entwicklung, wie eine Studie der Kommission offenbart. Bereits 2014 besaßen etwa in den Niederlanden 98,4 Prozent der Haushalte einen Internetzugang, der mehr als 100 Megabits pro Sekunde transportiert. Auch Malta (99,4 Prozent), Belgien (96,2) und Litauen (96,6) sind der Bundesrepublik weit voraus. Allerdings legte eine weitere Untersuchung der tatsächlichen Internetgeschwindigkeit nahe, dass die EU-Bürger im Durchschnitt nur 75 Prozent der ihnen versprochenen Leistungen erhalten. Die gemittelte Schnelligkeit beim Herunterladen von Inhalten lag 2014 gerade einmal bei 38 Prozent. Hochgeschwindigkeitsinternet in Europa sieht anders aus. Dobrindt will seinem 100-Prozent-Ziel 2016 wieder ein Stück näher rücken. Die Netzallianz habe bereits zugesagt, acht Milliarden zu investieren. Dobrinth betonte: "Das ist eine erhebliche Summe, die zeigt, dass wir in der Dynamik nicht nachlassen werden."

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