Auch hierzulande im Aufwärtstrend Radio- und Fernsehsendungen auf Abruf

Berlin · Podcasts haben in Deutschland bislang nur wenige Hörer, stehen aber immer mehr im Fokus großer Unternehmen.

 Podcasts erfreuen sich in den USA großer Beliebtheit. Die Sendungen wecken auch in Deutschland immer mehr Interesse.

Podcasts erfreuen sich in den USA großer Beliebtheit. Die Sendungen wecken auch in Deutschland immer mehr Interesse.

Foto: Chrstin Klose/dpa-tmn/Chrstin Klose

Laut der Untersuchung „Online-Audio-Monitor 2018“ hören 13,4 Prozent der Deutschen zumindest gelegentlich Podcasts und Radiosendungen auf Abruf. Ein Podcast ist eine digitale Audio- oder Videosendung, die man sich wie eine Fernseh- oder Radiosendung im Internet vorstellen kann. Anders als etwa eine Radiosendung haben Podcasts keine Sendezeit, sondern sind jederzeit abrufbar. Mit einem sogenannten Blog, einer Webseite, auf der der Betreiber seine Interessen mit anderen teilt, haben Podcasts gemein, dass sie jeder produzieren und im Internet anbieten kann. In den USA erfreut sich das Medium bereits einer größeren Beliebtheit als hierzulande. Laut Untersuchung des US-amerikanischen Marktforschungsinstituts Edison Research gaben 26 Prozent der über zwölfjährigen Amerikaner 2018 an, mindestens einmal im Monat Podcasts zu hören.

Die Auswahl ist groß. Laut dem Fachportal Heise Online gibt es auf Apples Musikdienst iTunes, dem derzeit größten Podcast-Verzeichnis, rund 525 000 Podcasts mit insgesamt mehr als 18 Millionen einzelnen Sendungen. Neben von Privatpersonen produzierten Podcasts finden Nutzer dort auch bereits ausgestrahlte Radiosendungen verschiedener Sender zum Nachhören. Themen und Formate gibt es viele: von spontanen Gesprächen zwischen Bekannten über Diskussionen zu gesellschaftlichen, historischen, technologischen oder politischen Fragen bis hin zu aufwändig produzierten Features, einer Mischung aus Reportage und Dokumentation, wie man sie aus dem Radio kennt.

Obwohl in Deutschland die Nutzerzahlen bisher noch überschaubar bleiben, sehen große Unternehmen in Podcasts ein wachsendes Potenzial. Seit Juni 2018 steht für Android-Nutzer die App Google Podcasts zur Verfügung. Der Konzern wolle über das Angebot der App hinaus „die Vielfalt der Stimmen steigern und Hindernisse beim Podcasting beseitigen“, so Produktentwickler Zack Reneau-Wedeen. Frauen seien bisher unterrepräsentiert, was sich in Zukunft ändern solle.

Auch Musik-Streaming-Dienste wie Spotify und Deezer haben seit 2017 zahlreiche Podcasts in ihr Angebot aufgenommen. Der Hörbuch-Anbieter Audible, ein Tochterunternehmen von Amazon, produziert seit 2017 eigens für seine Kunden Audioformate. Der Anbieter verzeichnet aktuell 57 verschiedene Sendungen. Die Audible-Produktionen unterscheiden sich von den Podcasts der ersten Stunde, denn sie werden ausschließlich auf den jeweiligen Plattformen angeboten und stehen den Hörern nur bei Abschluss eines Abonnements des Dienstes zur Verfügung. Besonders der Umstand, dass Podcasts kostenlos und frei zugänglich sind, prägte bisher das Medium.

Die Podcast-Szene ist in den vergangenen Jahren zunehmend professioneller geworden. 2016 wurde in Deutschland mit „Viertausendherz“ das nach eigenen Angaben „erste Podcast-Label im deutschsprachigen Raum“ gegründet. Hauptaufgaben eines solchen Labels sind die eines Verlages: Produktion und Vertrieb. „Viertausendhertz“ finanziert sich laut eigener Aussage durch Werbung, Sponsoren und Produktionen im Auftrag von Unternehmen und Stiftungen. Der Verlag hat neben den Auftragsproduktionen derzeit sieben eigene Podcasts. Dazu gehört etwa das Interview-Format „Elementarfragen“, in dem Menschen mit außergewöhnlichen Biografien aus ihrem Leben erzählen, und die Reihe „Serien“, in der Geschichten mit unerwarteten Wendungen über mehrere Folgen hinweg erzählt werden. „Mit dem neuen Serienkanal betonen wir unsere Ausrichtung auf serielle, horizontal erzählte Inhalte in Podcasts, wie sie zum Beispiel aus den USA bekannt sind und dort große Erfolge feiern”, sagt „Viertausendhertz“-Mitgründer Nicolas Semak.

2017 haben Susanne Klingner und Katrin Rönicke das Unternehmen „Hauseins“ gegründet und vereinen dort derzeit acht Podcasts. Zuletzt ist Ende Oktober der für Greenpeace produzierte Podcast „Klimawende“, moderiert von Johanna Bowman, neu hinzugekommen. In der Sendung „Anekdotisch Evident“, die ebenfalls von „Hauseins“ produziert wird, sprechen Katrin Rönicke und Alexandra Tobor in jeder Folge über ein Thema und mischen dabei persönliche Erfahrungen mit wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Podcasts können im Browser gehört oder mithilfe einer speziellen App verwaltet und abgespielt werden (Infokasten).

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