Wir hören Echte Verbrechen und fesselnde Ereignisse
Wenn das Ende der Woche naht
In „Die Wochendämmerung“ besprechen Holger Klein und Kathrin Rönicke seit 2017 in ihrem Audio-Magazin jeden Freitag, was die Gesellschaft in den vergangenen Tagen bewegt hat: von Klima- und Weltpolitik über die Medien hin zu aktuellen Debatten über Datenschutz, Diskriminierung und Demokratie. Zu Wort kommen in regelmäßigen Abständen auch Gäste aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, die entweder direkt am Gespräch teilnehmen oder zuvor von einem der Beiden interviewt wurden.
Während die Journalistin und Bloggerin Kathrin Rönicke meist gut vorbereitet ist und die Themen ausführlich recherchiert hat, glänzt Holger Klein vor allem mit seiner Meinungsstärke. Was ehrlich gesagt nur ein Euphemismus ist für: Große Klappe und nicht immer was dahinter. Jenseits der üblichen Laber-Podcasts finden Hörer hier dennoch oft gute Analysen und Impulse, sich tiefer mit Themen zu beschäftigen. Auf der Internetseite des Podcasts gibt es zudem Links zu Quellen sowie weitere Hintergründe zu den Folgen, die in der Regel zwischen 45 Minuten und eineinhalb Stunden dauern.
Beide Sprecher sind nicht neu im Podcast-Geschäft: Kathrin Rönicke hat 2013 den feministischen Lila Podcast ins Leben gerufen und 2017 zusammen mit Susanne Klingner das Podcast-Label Haus Eins gegründet. Seither produziert sie auch Sendungen im Auftrag von Deezer, Greenpeace und für die Süddeutsche Zeitung. Ihr Lebensgefährte Holger Klein ist Hörfunkmoderator und hat mit Wrint (Wer redet, ist nicht tot) seit 2011 eine eigene Podcast-Reihe. Seit 2009 produziert er mit Podcast-Urgestein Tim Pritlove in unregelmäßigen Abständen „Not Safe for work“.
„Die Wochendämmerung“ kann unter anderem über Spotify, Soundcloud, Deezer, Google und Apple Podcasts abonniert werden. Die entsprechenden Feeds gibt es auch auf der Webseite www.wochendämmerung.de.
Wahre Geschichte oder Hirngespinst?
Zwei Thriller-Autoren und eine Mission: Den jeweils anderen und die Hörer hinters Licht führen. Arno Strobel und Andreas Winkelmann sind Krimi- und Thriller-Lesern als Bestseller-Autoren bekannt. Seit Ende Mai veröffentlichen die beiden alle zwei Wochen eine Folge ihres True-Crime-Podcasts „2 Verbrecher“. Beide Autoren stellen abwechselnd zwei Kriminalfälle vor – einer ist tatsächlich so passiert, der andere frei erfunden. Am Ende jeder Folge besteht ihre Aufgabe darin, die ausgedachte Geschichte zu enttarnen.
Die Hörer werden dabei selbst zu Ermittlern, denn sie sind aufgerufen, herauszufinden, bei welchen Fällen die Fantasie mit den Autoren durchgegangen ist. Allzu oft tippen Hörer dabei fälschlicherweise auf ein Hirngespinst der Beiden, weil es so unglaublich erscheint, wie viel Brutalität und Eiseskälte in Menschen stecken kann.
Diese Gratwanderung zwischen Realität und Fantasie machen Strobel und Winkelmann vier Folgen lang, die jeweils etwa eine Stunde dauern. Ein solches Spiel wäre jedoch nichts ohne eine „drakonische Bestrafung“ für den Verlierer. Nach der dritten Folge stimmen die Hörer darüber ab, was derjenige, der am meisten daneben lag, über sich ergehen lassen muss. So stehen zur ersten Runde auf der Podcast-Webseite mehrere standesgemäße Vorschläge als Strafe für Thriller-Autoren zur Abstimmung: „Das Spukhaus“, „Der schwarze See“ und „Tief im Wald“. Was sich dahinter genau verbirgt, erfahren die Moderatoren und die Hörer erst, wenn der Verlierer die Strafe antreten muss.
Nach der vierten Folge ist übrigens nicht Schluss. Die zweite Staffel, in der die Autoren wieder gegeneinander antreten, ist bereits in Planung. Dann wollen die Autoren erneut beweisen, wer den Hörer besser aufs Glatteis führen kann.
„2 Verbrecher“ mit Arno Strobel und Andreas Winkelmann gibt es auf Spotify, Apple Podcasts, Google Podcasts, Deezer und Tune in.
Wohin das Leben einen führt
Interviews mag ich eigentlich eher weniger. Oft wirken sie auf mich wie ein uninspiriertes Gesprächs-Pingpong. Frage – Antwort. Frage – Antwort. Hin und Her. Ab- und wegschalten.
Der Podcast „Durch die Gegend“ ist da anders. Diese Andersartigkeit trägt er bereits in seinem so zeitkritischen Namen, der eine Antithese zur stets gestressten Gesellschaft darstellt. „Durch die Gegend“ laufen, wer tut das heute noch – abgesehen von mir, der als dauerpendelnder Volontär irgendwie immer „durch die Gegend“ fährt?
Ein Mann mit dem ziemlich gewöhnlichen Namen Christian Möller tut das. Rausgehen. Rumlaufen. Reden. Durch Berlin. Brandenburg. Baden-Württemberg. Mit weniger bekannten, fast bekannten und sehr bekannten Menschen. Mit Max Herre. Mit Kevin Kühnert. Oder mit Malakoff Kowalski. Den Weg suchen die Gäste aus. Für sie eine Art Lebensweg, da sie auf ihm so schön ehrlich über ihr Leben erzählen. 90 Minuten. Bislang 58-mal, in 58 Episoden.
Doch anders als der Name suggeriert, hat der Podcast nichts Zielloses. Im Gegenteil. Das Gespräch kratzt nie an der Oberfläche, ist mal sinnierend, mal philosophisch, immer echt. Das liegt besonders an Möller, der ehrliches Interesse am Leben seiner (im wahrsten Wortsinn) Wegbegleiter zeigt. Zudem besticht er mit seiner sonoren Stimme und koketten Art. Die Sendung erinnert an ein Treffen von Kumpels. Small Talk gibt es wenig – auch so eine Antithese zu heute.
Das Besondere an diesem Podcast ist, dass er nichts Besonderes sein will. Es ist das Understatement, das gefällt. Die Echtheit. Die unprätentiöse Art. Es geht um Krisen des Seins – nicht um scheinbare Erfolge, wie sie es heute immer öfter gibt. Siehe Instagram.
Also: Augen zu und einfach „Durch die Gegend“ hören. Am Ende hat auch jeder Sportmuffel einige Kilometer auf dem Buckel.
„Durch die Gegend“ gibt es kostenlos bei Apple Podcast, Google Podcast, Spotify, der Podcast App sowie auf https://viertausendhertz.de/durch-die-gegend.
Mehr HSV geht einfach nicht
Nur der HSV: Dieser Satz ist nicht nur Motto und Leitsatz des Fußball-Zweitligisten Hamburger SV (kurz: HSV) und wird von Anhängern und Fans gelebt, sondern trifft auch zu 100 Prozent auf den Podcast „Morning Call“ zu.
Jede Woche von Montag bis Freitag begleitet Sprecher Marcus „Scholle“ Scholz die Hörer mit dem „Morning Call“, der HSV-Presseschau, in den Tag. Die Folgen werden, wie sollte es dem Namen entsprechend anders sein, morgens pünktlich um 7.30 Uhr veröffentlicht. In dem Podcast fasst Scholz die aktuellsten Nachrichten und Neuigkeiten über den HSV kompakt in zumeist fünf bis acht Minuten zusammen und präsentiert diese den Zuhörern. Oder besser gesagt: den HSV-Fans.
Die Vorbereitungen für den Journalisten und Blogger beginnen dafür bereits früh am Morgen. Zunächst werden alle Zeitungen und Magazine gelesen, um die neuesten Vereinsnachrichten zusammenzutragen und aufzubereiten, ehe sich die Zuhörer in der Folge dann alles Neue von Scholle mit seiner ruhigen und sachlichen Art vortragen lassen können – und komplett auf der Höhe sind, was den Verein betrifft.
Mit Marcus Scholz als Podcast-Sprecher ist ein echter Fachmann und Insider des Vereins zu hören. Keiner ist so nah dran wie er. Der Journalist, selbst glühender HSV-Fan, kann auf eine lange Zeit als HSV-Reporter für das Hamburger Abendblatt zurückblicken und war für den früheren Blog „Matz ab“ tätig. Ende 2017 rief Scholz dann einen eigenen HSV-Blog, die Rautenperle, ins Leben, inklusive dem Podcast „Morning Call“ und weiteren Online-Formaten.
Das morgendliche Programm für jeden Fan ist damit offensichtlich: Aufstehen, Frühstücken und den „Morning Call“ hören. Eben ganz nach dem Motto: „Nur der HSV.“
Den „Morning Call“ gibt es kostenlos bei Spotify, Apple Podcasts, Soundcloud und vielen weiteren gängigen Podcast-Kanälen zu hören. Entsprechende Infos gibt’s unter www.rautenperle.com.
Wer scheitert, hat noch nicht verloren
Das Ende einer Beziehung, eine plötzliche Krankheit oder der Tod eines geliebten Menschen – jeder kennt und fürchtet Rückschläge im Leben. Dennoch sprechen wir eher selten öffentlich über die psychologischen Folgen solcher oft traumatischer Einschnitte. Wer gibt schon gerne zu, dass der persönliche Lebensplan gescheitert ist? Die Journalistin Paula Lambert zeigt mit ihrem „Podcast des Scheiterns“, dass es meistens doch ganz anders kommt, als man denkt. Sie spricht in mittlerweile 91 Folgen über die „tiefen Täler des Lebens.“ Das Thema Liebe steht im Mittelpunkt, denn hierbei scheitern wohl die meisten Menschen. Doch ist man wirklich gescheitert, nur weil eine Beziehung nicht mehr funktioniert? Bedeutet Trennung automatisch Scheitern? Nein, sagt Paula Lambert, denn selbst die schlimmsten Erfahrungen können zu einem inneren Reifeprozess führen, der ohne den gefühlten Schmerz nie stattgefunden hätte.
So spricht sie zum Beispiel mit Nadja über Erfahrungen mit Tinderdates, „Klammern“ und Distanz in Beziehungen und wie sie durch ihr persönliches Scheitern gelernt hat, sich selbst mehr zu lieben. Dramatisch wird es vor allem bei dem Gast Manu, der nach einer Party vergewaltigt wurde und seitdem HIV-positiv ist. Gemeinsam besprechen sie, wie er gelernt hat, diese Erfahrung zu akzeptieren, sein Trauma zu behandeln und sogar wieder mit einem Lächeln durchs Leben zu gehen. Paula Lambert hört nicht nur zu, sondern gibt auch Ratschläge, die auf einer
tiefgehenden, schon fast psychotherapeutischen Analyse der Situation beruhen. Ihr gelingt es, die Geschichten ihrer Gesprächspartner so auseinanderzunehmen, dass sie ihr Leben aus neuer Perspektive betrachten können. Schließlich ist das, was wir gemeinhin als „mein Leben“ bezeichnen, doch immer nur eine subjektive „Story“ im Kopf, die wir uns selbst, über uns selbst erzählen.
Hörbar kostenlos bei Spotify, Apple Podcast, über lectonapp.com und unter www.sixx.de/tv/paula-kommt/podcast.
Geschichte in kleinen Portionen
Das Beste an Podcasts ist, dass man sie auch nebenbei hören kann, vorzugsweise auf langen Autofahrten. Da darf es auch gerne mal eine dreistündige Analyse des letzten Bundesliga-Spieltags sein. Es geht aber auch anders: Das WDR-Zeitzeichen beansprucht die volle Aufmerksamkeit. In diesem eigentlich als Radio-Feature konzipierten Format bekommt der Hörer in kürzester Zeit (15 Minuten) geballte Information – fesselnd präsentiert.
Die Redakteure des Westdeutschen Rundfunks produzieren das Zeitzeichen täglich. Denn hinter jedem Datum verbirgt sich ein Ereignis in der Geschichte, das zum Anlass einer Recherche genommen wird. Gerne gewählt sind Geburts- oder Todestage bekannter Persönlichkeiten und
historisch relevante Ereignisse. Dabei tauchen die wechselnden Autoren teils tief in die Geschichte ein (Die Wikinger brandschatzen Paris, 28. März 845), picken sich aber auch Ereignisse heraus, die noch gar nicht so lang zurückliegen (Die Milchquote wird abgeschafft, 31. März 2015). Häufig verbergen sich hinter den vermeintlich unspektakulären Titeln die interessantesten Geschichten.
Einem Muster folgen die mit reichlich O-Tönen von Historikern und Zeitzeugen angereicherten Sendungen nicht. Die eine hält sich stark an chronologische Abläufe, die andere ist reportageartiger, verwendet kreative Erzählformen oder präsentiert neue geschichtliche Details.
Ein Beispiel gefällig? Am 1. April erinnerte das Zeitzeichen daran, wie Adam Smith vor 250 Jahren den Kapitalismus erfand. Auf seinem allseits bekannten Werk „Wealth of Nations“, in dem Smith die unsichtbare Hand des Marktes anpreist, die alles regelt, baut unser gesamtes Wirtschaftssystem auf. Smith selbst habe, so erfährt der Zeitzeichen-Hörer, die Zeilen von der unsichtbaren Hand eigentlich als Scherz gemeint.
Das WDR-Zeitzeichen gibt es auf www.wdr.de, bei Spotify, Podcastrebublic, Google- und Apple Podcast und auf allen anderen gängigen Podcast-Kanälen.