Playstation 5 und Xbox Series X sowie S Was die neue Konsolengeneration kann

Berlin · Lohnt sich der Kauf schon oder doch lieber noch abwarten? Die neuen Konsolen von Sony und Microsoft im Vergleichstest.

 Die neue Xbox-Generation ist in zwei Ausführungen erhältlich: Als leistungsstärkere Series X und als günstigere Series S ohne Laufwerk.

Die neue Xbox-Generation ist in zwei Ausführungen erhältlich: Als leistungsstärkere Series X und als günstigere Series S ohne Laufwerk.

Foto: dpa-tmn/Zacharie Scheurer

Die neuen Xbox-Konsolen (Xbox Series X und Series S) werden bereits seit einigen Tagen verkauft, seit heute ist auch die Playstation 5 im Handel. Am Veröffentlichungstag steht sie laut Angaben von Sony wegen der Pandemie allerdings nur online zum Verkauf. Was die neuen Konsolen im Vergleich bieten, zeigt dieser Test.

Die Playstation 5 (PS5) von Sony fällt auf. Auch nach knapp einer Woche im Wohnzimmer hat man sich an den Anblick dieses schwarz-weißen Wolkenkratzers mit hochgestelltem Hemdkragen noch nicht gewöhnt. Mit viereinhalb Kilo Gewicht, 40 Zentimetern Höhe und 26 Zentimetern Tiefe inklusive Aufsteller passt die Konsole wohl nur in wenige Regale. Immerhin gibt es die Option, die PS5 horizontal oder vertikal zu positionieren.

Die Größe soll für bessere Luftzirkulation sorgen und so bei der Kühlung helfen. Einer der Hauptkritikpunkte am Vorgänger Playstation 4 (PS4) war das Lüftergeräusch bei aufwendigen Spielen. Dieses Problem kommt bei der PS5 kaum vor. Ein leises Surren des Lüfters – teilweise auch im Standby – ist im Test aber zu hören.

Die PS5 kommt in zwei Ausführungen: mit und ohne Bluray-Laufwerk. Mit Laufwerk kostet sie rund 500, ohne rund 400 Euro. Beim Controller hat sich einiges getan, auch optisch: Die Form der Dualsense genannten Steuerung ist runder und stromlinienförmiger als beim Vorgänger Dualshock 4. Wirklich neu ist das, was im Controller steckt: Der Dualsense ist zu beeindruckenden Vibrationen (Feedback) fähig, die im vorinstallierten Spiel „Astro‘s Playroom“ demonstriert werden.

In dem Spiel gibt es etwa einen Bereich, in dem sich der Roboter-Protagonist in eine Kugel verwandelt und über verschiedene Oberflächen rollt: Sand, Felsen, Matsch, Gras, Eis – alles fühlt sich durch die Vibration im Controller wirklich an, als würde man über genau diese Oberflächen rollen. Die Soundeffekte aus dem Controller-Lautsprecher verstärken die Wirkung zusätzlich. Die hinteren Schultertasten (Trigger) können kräftige Widerstände erzeugen. „Astro‘s Playroom“ nutzt das zum Beispiel beim Bogenschießen oder um einen Kaugummiautomaten zu simulieren. Klingt banal – ist in der Praxis aber durchaus beeindruckend.

Während „Marvel‘s Spider-Man: Miles Morales“ als einer der PS5-Starttitel das haptische Feedback insgesamt weniger und weniger nuanciert einsetzt, rücken die anderen technischen Vorzüge der neuen Generation mehr in den Vordergrund. Miles Morales schwingt sich wahlweise entweder mit flüssigen 60 Bildern pro Sekunde oder in hoher 4K-Auflösung (auf entsprechendem Fernseher oder Bildschirm) und ausgefeilteren Grafikeffekten durch das winterliche Manhattan.

Die kurzen Ladezeiten, die durch die schnelle SSD-Festplatte mit 825 Gigabyte ermöglicht werden, fallen sofort auf. Spiele laden im Vergleich zur PS4 teils in einem Viertel oder der Hälfte der Zeit. Der Speicher soll sich außerdem mit einer internen Festplatte erweitern lassen.

Vier Playstation-exklusive Titel stehen zum Start im Handel: neben dem erwähnten Spiel das Hüpfspiel „Sackboy: A Big Adventure“ und die Neuauflage von „Demon‘s Souls“. Insgesamt sollen 25 Spiele für die PS5 zum Start erhältlich sein.

Außerdem ist die PS5 abwärtskompatibel zum Vorgänger. Die meisten Spiele der PS4 sind auf der PS5 spielbar, auch Spielstände lassen sich teils übertragen. Einige Spiele, von denen es Versionen für beide Konsolengenerationen gibt, lassen sich kostenlos auf die neue Fassung aufwerten. Die PS5 ist auch als Medien-Zentrale nutzbar, mit Streaming-Anwendungen wie Spotify, DAZN, Joyn, Twitch oder Netflix.

Die neuen Xbox-Konsolen Series X und S sind dagegen unaufgeregt gehalten. Das größere und leistungsstärkere Modell der Microsoft-Konsolen, die Xbox Series X, ist ein schwarzer Monolith mit leichten grünen Akzenten. Die kleinere Xbox Series S: ein kleiner, weißer Block mit einem großen, schwarzen Kreis an der Seite.

 Die Playstation 5 ist ab sofort in zwei Varianten erhältlich: Als günstigere Digitalversion ohne Laufwerk und in einer teureren mit Laufwerk.

Die Playstation 5 ist ab sofort in zwei Varianten erhältlich: Als günstigere Digitalversion ohne Laufwerk und in einer teureren mit Laufwerk.

Foto: dpa-tmn/Zacharie Scheurer

Unaufgeregt heißt nicht, dass Microsoft mit seiner neuen Generation an Heimkonsolen schlechte Arbeit geleistet hat. Beide Versionen bringen Verbesserungen gegenüber den Vorgängern mit sich. Da wären zum einen die reduzierten Wartezeiten. In beiden Xbox-Konsolen sind schnelle SSD-Festplatten verbaut, Ladezeiten sollen dadurch merkbar sinken. In der Series X stecken ein Terabyte Speicher, in der Series S sind es 512 Gigabyte, wobei sich beide mit einem Zusatz-Modul für rund 240 Euro um ein Terabyte erweitern lassen.

Was die Wirkung der schnellen Festplatten anbelangt: Die Konsolen starten im Test schneller als der angeschlossene Fernseher, Spielumgebungen werden teils in wenigen Sekunden geladen. Auch die Funktion „Quick Resume“ (Schnelles Fortsetzen), ein schneller Wechsel zwischen Anwendungen und Spielen, die im Hintergrund geöffnet bleiben, wird durch die SSDs ermöglicht. Das funktioniert aber nur mit entsprechend optimierten Spielen.

Natürlich hat sich unter der Haube noch mehr getan. Beide Konsolen haben aktuelle Prozessoren und Grafikkarten, wobei die Series S etwas weniger Rechenpower mitbringt. Durch die neue Technik soll die Series X 8K-Darstellung mit 60 Bildern pro Sekunde schaffen, 4K-Auflösung gar mit 120 Bildern pro Sekunde. Dafür braucht es aber einen entsprechenden Bildschirm. Die Series S kommt auf eine Maximalauflösung von 2560 auf 1440 Bildpunkte bei 120 Bildern pro Sekunde. Sie hat kein optisches Laufwerk für 4K-Blurays.

Am Controller hat sich wenig geändert. Das Steuerkreuz wurde gegen einen großen, runden Knopf getauscht. In der Mitte wurde ein Share-Button hinzugefügt, mit dem Spieler Bildschirmfotos (Screenshots) und Aufzeichnungen anfertigen können. Betrieben wird der Controller weiterhin mit zwei AA-Batterien.

Beide Microsoft-Konsolen lassen sich mit Streaming-Apps wie Netflix, Spotify, Apple TV+, Youtube, Amazon Prime oder Disney+ als Medien-Zentrale nutzen. Zum Start der neuen Xbox-Konsolen gibt es keine exklusiven, neuen Spiele. Das als Starttitel angekündigte „Halo Infinite“ wurde auf 2021 verschoben. Stattdessen will die Xbox mit dem umfangreichen Spielekatalog der vergangenen Generationen punkten: Nahezu alle Spiele bis zur ersten Xbox, die bereits auf der Vorgängerkonsole Xbox One laufen, sollen auch auf den neuen Konsolen spielbar sein. Ausgenommen sind Spiele, die auf die Bewegungssteuerung Kinect angewiesen sind. Der Hersteller listet im Internet zahlreiche abwärtskompatible Spiele auf.

Einerseits erleichtert das den Umstieg auf die neue Generation: Wer ein Spiel auf der Xbox One noch nicht abgeschlossen hat, kann auf der Series X/S weiterspielen – der Spielstand kommt automatisch aus der Cloud mit. Andererseits macht das den Umstieg – abgesehen von der neuen Technik – auch eher unnötig. Viele Spiele werden erst in den kommenden Monaten so für die neue Generation optimiert, dass sich die neue Technik in der Darstellung bemerkbar macht.

Zum Verkaufsstart sind 30 Spiele für die neue Generation angepasst, darunter „Forza Horizon 4“, „Gears 5“, „Ori and the Will of the Wisps“ sowie „Sea of Thieves“. Spiele mit der Aufschrift „Smart Delivery“ lassen sich kostenlos von der Xbox-One-Version auf die Version der neuen Konsolen aufwerten.

Lohnt es sich zum Start eine der Xbox-Konsolen zu kaufen? Das kommt drauf an. Wer bereits einen der Vorgänger besitzt, hat vorerst bis auf kürzere Ladezeiten und hübschere Grafik kaum Vorteile. Gerade mit der rund 300 Euro teuren Series S war der Einstieg zum Start in eine neue Konsolengeneration aber noch nie so günstig.

Wer technisch alles aus seinen Spielen herausholen möchte, kann rund 500 Euro in die Series X investieren – braucht aber einen Bildschirm, der das darstellen kann.  

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