Per Internet ins Stadion

Berlin · Die Bundesliga-Saison ist in vollem Gange. Fußball-Fans stellen sich die Frage, ob sie die Spiele kostenfrei im Internet schauen dürfen. Doch viele Webseiten mit Liveübertragungen sind illegal – und gefährlich.

"Bayern München - Borussia Dortmund Live Stream kostenlos" - mit Versprechen wie diesen locken illegale Anbieter jedes Wochenende viele Internetnutzer auf ihre Seiten. Das Ganze funktioniert so: Gibt ein Nutzer die passenden Schlagworte in eine Suchmaschine ein, wird er häufig auf Webseiten verwiesen, die Links zu angeblich kostenlosen Sportübertragungen sammeln. Klickt der Nutzer auf solch einen Link, wird er zur Seite mit dem Livestream geleitet. Dafür werden Fernsehsignale der Sportereignisse ins Internet übertragen. Zum Abspielen im Browser benötigt der Nutzer das Programm Flash Player.

Gefahr durch Schadsoftware

Die Gefahr für Nutzer besteht vor allem in Schadsoftware, die sie sich dabei einfangen können. Mit sogenannten Pop-Up-Fenstern, die während der Live-Übertragung auftauchen, wollen die Hintermänner nicht nur Geschäfte durch Werbung machen. Die Werbung führt oft auch auf dubiose Seiten, die zur Installation von Programmen mit versteckter Schadsoftware auffordern.

Eine Studie der belgischen Universität KU Leuven zeigt anhand der Analyse von 23 000 Livestream-Seiten, dass jede zweite sogenannte Malware enthielt. Installiert man versehentlich eine gefälschte Flash-Player-Aktualisierung, könne sich Schadsoftware auf dem Computer einnisten.

Die Betreiber der Stream-Netzwerke setzen daneben auf eine zweite Geschäftspraktik. Sie zeigen die Spiele auf einem Portal, das Zuschauer gegen eine monatliche Gebühr nutzen können. Damit kopieren sie nicht nur die Inhalte der Bezahlsender, sondern auch deren Geschäftsmodell. Erst im März nahm die Bundespolizei den Betreiber der Streaming-Plattform "istreams.to" fest. Er wird verdächtigt, für die Nutzung illegaler Sport- und Unterhaltungsprogrammen eine monatliche Gebühr verlangt zu haben.

Gegen die Betreiber vorzugehen, ist prinzipiell schwierig, vor allem wenn sich die Server außerhalb der EU befinden, sagen Experten. Mehr als 60 Prozent der identifizierten Streams hatten beim Test der KU Leuven ihren Standort im zentralamerikanischen Belize, der Schweiz, Kanada, den Niederlanden und Schweden.

Nutzer illegaler Streaming-Dienste befinden sich in einer Grauzone. Ob man sich beim reinen Anschauen von Fußballspielen oder Kinofilmen auf dubiosen Webseiten strafbar macht, sei noch nicht höchstrichterlich geklärt, so das Urheberrechtsportal "iRights.info". Unterschiedliche Rechtsanschauungen seinen hier möglich.

Den Tätern auf der Spur

Ob Livestream oder Video-Upload: Inzwischen haben sich externe Dienstleister darauf spezialisiert, Webseiten nach Verstößen gegen TV-Rechte zu durchsuchen, per Hand oder mit digitalen Fangnetzen. Das Sportvermarktungsnetzwerk Athletia aus Köln hat ein Online-Programm entwickelt, mit dem sich illegale Inhalte auf vielen Social-Media-Webseiten aufspüren lassen.

Um unerlaubte Inhalte aufzuspüren, filtert das Programm Daten, mit denen sich ein Spiel eingrenzen lässt: Wettbewerb, Clubname, Begegnung, Endergebnis, Torschütze, Hashtags. "Wir löschen ein Video nicht sofort, sondern schauen es uns erst an, ob tatsächlich ein Rechteverstoß vorliegt", sagt der Geschäftsführer von Athletia, Lukas Klumpe. "Dadurch, dass wir jedes Video anschauen und bewerten, können wir inhaltlich sehr gut zwischen Fan-Videos und Piraterie-Videos unterscheiden."

Die Bundesliga hat ein großes Interesse daran, sich ihr Geschäft nicht durch illegale Anbieter kaputtmachen zu lassen. 673 Millionen Euro kassieren die Proficlubs in der Fußball-Bundesliga dieses Jahr für die TV-Erlöse. Noch mehr Geld erwarten sie 2017 durch den neuen Fernseh-Deal, der ihnen rund 1,16 Milliarden Euro einbringt.

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