Gitarre lernen per App Musiklehrer auf dem Smartphone

Bonn · Ein Instrument zu lernen, kann eine Herausforderung sein. Apps und Browsererweiterungen sollen helfen.

 Ein Instrument per App zu lernen, ist auf kleinen Smartphone-Displays nicht einfach.

Ein Instrument per App zu lernen, ist auf kleinen Smartphone-Displays nicht einfach.

Foto: dpa-tmn/Yousician

 Manchmal flammt die alte Liebe zu einem Instrument wieder auf. Oder es soll etwas ganz Neues sein. In beiden Fällen wollen Apps helfen, sich zurechtzufinden oder die eingerosteten Fähigkeiten aufzufrischen. Bei einigen ist nicht mal ein eigenes Instrument notwendig. Aber wem bringen solche Programme wie viel? Und können sie Musiklehrer ersetzen?

Da wären zunächst einmal Apps mit einem eher spielerischen Ansatz. Hier geht es im Grunde darum, etwa auf dem Tablet oder Smartphone auf virtuellen Klaviertasten oder Gitarrensaiten im richtigen Moment die richtigen Töne des Liedes zu treffen. Das sei jedoch nicht vergleichbar mit einem echten Instrument, sagt Volker Gerland, Leiter der AG „Digitale Chancen an Musikschulen“ im Verband deutscher Musikschulen. „Der Druckpunkt fehlt und die Größe der Tasten ist auf dem Tablet anders.“ Wer von diesen digitalen Instrumenten auf echte umsteigen möchte, könnte Schwierigkeiten bekommen: „Der Schüler lernt dadurch nicht Gitarre zu spielen.“

Zudem gibt es zahlreiche, teils auch kostenlose Anleitungen auf den bekannten Video-Plattformen wie Youtube oder auch Akademien etwa für Bassisten mit internationalen Profis, die Kurse zu Musiktiteln großer Künstler, sogenannte Masterclasses, geben, erklärt Martin Reche vom IT-Fachportal heise.de.

Dann gibt es Apps und Browser-Erweiterungen wie Skoove, Music2Me oder Flowkey fürs Klavierlernen und Yousician, Fretello oder JustinGuitar für die Gitarre. Reche hat die Angebote getestet und festgestellt: Es gibt Apps, die aktiv zuhören und Rückmeldung an den Nutzer geben können, und solche, die ausschließlich mit Videomaterial arbeiten und keine Kritik geben.

Beispiel Gitarre: Hier läuft ein virtuelles Griffbrett über den Bildschirm. Programme wie Yousician lauschen über die im Smartphone eingebauten Mikrofone und können erkennen, ob der Schüler zum richtigen Zeitpunkt den richtigen Ton trifft. „So lernt er, sich auf dem Griffbrett zurechtzufinden und Melodien nachzuspielen“, sagt Reche.

Etwas Ähnliches gibt es auch fürs Klavier. Unten auf dem Bildschirm stehen die Noten, oben das Instrument eines virtuellen Lehrers aus der Vogelperspektive. Sogar der Fingersatz wird eingeblendet, also der Hinweis, welche Taste der Schüler wann mit welchen Fingern drücken muss.

„Wer schon immer mal ein Instrument lernen wollte und zu Hause etwa ein kleines Keyboard stehen hat, dem können die Apps bei den ersten Schritten helfen“, erläutert Reche. Bekannte Popsongs liefern die nötige Motivation, um dranzubleiben. Aber auch Klassiker wie Bach, Mozart oder Beethoven sind in den Programmen vertreten.

Die Dienste können aber keinen Lehrer ersetzen, meint Reche. „Sie können beurteilen, ob der Schüler Töne richtig gespielt und das Timing getroffen hat, aber nicht die Finger- oder Körperhaltung.“ Wer sich eine falsche Spielweise aneignet, die keiner korrigiert, verhindere im schlimmsten Fall den eigenen Fortschritt.

Ein Instrument nur per Video oder Online-Unterricht zu erlernen, hält Gerland für problematisch. Zum einen wegen der oft unzureichenden Tonqualität, zum anderen, weil Lehrer online nicht gut mit ihren Schülern zusammenspielen könnten. Dennoch hält Volker Gerland die Apps für gute Trainer nebenbei sowie geeignet, um die Techniken aufzufrischen, die der Schüler schon beherrscht, aber lange nicht gespielt hat.

Auch die Musikschulen arbeiteten im Corona-Lockdown digital. Entweder als Unterricht per Videokonferenz oder der Schüler bekomme ein Video, in dem die Übungen zu sehen sind. Die Schüler schicken ihrerseits Tonaufnahmen zum Abgleich zurück. Grundsätzlich eine gute Möglichkeit, um auch für Kritik zwischendurch in Kontakt zu bleiben.

Die Apps für Mobilgeräte und Browser, die Reche getestet hat, sind alle kostenpflichtig. Aber es gibt für alle eine sieben Tage währende Testphase, in der man auf alle Inhalte zugreifen kann. „Die reichen aus, um sich ein fundiertes Bild zu machen und festzustellen, ob es was für einen ist“, erklärt Reche.

(dpa)
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