Patienten kaufen Arznei immer öfter im Netz

Berlin · Den Gang zur Apotheke sparen sich viele Patienten und bestellen online. Langsam, aber stetig wächst der Umsatz der Versand-Apotheken. Noch ist es aber umständlich, rezeptpflichtige Medikamente im Netz zu ordern.

Ein Nasenspray-Vorrat im Herbst, Heuschnupfen-Tabletten im Frühling: Ihre Medikamente besorgen sich immer mehr Menschen in Versandapotheken im Internet . Vor allem rezeptfreie Präparate, die sie regelmäßig brauchen, kaufen Patienten im Netz. Doch anders als bei Büchern und Elektronik steht auf dem Arzneimittelmarkt der ganz große Durchbruch für das Online-Geschäft noch aus. Den der Kauf von rezeptpflichtigen Mitteln im Netz ist noch umständlich.

"Der Umsatzanteil der Versandapotheken steigt weiter", sagt Walter Pechmann von der Gesellschaft für Konsumforschung (GFK) in Nürnberg. 1,5 Milliarden Euro haben Online-Apotheken im Jahr 2014 umgesetzt. Laut einer Studie des IT-Verbandes Bitcom bestellten 2012 rund 16 Millionen Kunden ihre Medizin im Netz. Die Tendenz ist steigend. "Besonders die 45- bis 65-Jährigen bestellen", sagt der Wittenberger Apotheker Christian Buse. Er betreibt mit 250 Beschäftigten neben drei festen Niederlassungen mycare.de, eine der größten Versandapotheken . Bestellt werden etwa Kopfschmerztabletten, oder Mittel gegen Blasenschwäche, weil es vielen unangenehm sei, solche Präparate am Ladentresen zu ordern, wo andere zuhören.

Rund 3000 der gut 20 000 Apotheken in Deutschland haben sich eine Versanderlaubnis besorgt. Doch 90 Prozent des Umsatzes machen nach Schätzungen 30 bis 40 große Anbieter wie "DocMorris ". Apotheker Buse klagt: "Die Bremse für den Medikamentenhandel ist das Papierrezept." Für Patienten ist es nach wie vor umständlich verschreibungspflichtige Medikamente online zu bestellen. Zuvor muss per Post das Rezept mir den ärztlichen Verordnungen zum Händler gesendet werden. Buse, der auch den Bundesverband Deutscher Versandapotheken führt, fordert daher seit Jahren eine Art elektronisches Rezept. Doch das lässt bisher auf sich warten.

Auch mit dem "E-Rezept" wäre es allerdings fraglich, ob Kunden mehr verschreibungspflichtige Medikamente im Netz bestellen. Einen wirklichen Kostenvorteil wie bei rezeptfreier Ware hätten sie davon nicht. Denn für Medikamente, die der Arzt verordnet, sind die Preise festgelegt - anders als bei Hustenlösern und Schmerzgel. Solche rezeptfreien Präparate bekommen Kunden online bis zu ein Viertel billiger, wie GfK-Forscher Pechmann ermittelt hat.

Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände warnt indes vor Risiken des Online-Handels. Bei Transport und Lagerung der Präparate könne es Probleme geben. Bemängelt wird auch, dass der persönliche Kontakt zwischen Apotheker und Patient fehle.

Ein großes und wachsendes Problem des Onlinehandels mit Medikamenten sind Arzneimittelfälschungen. Viele dieser Fälschungen enthalten entweder gar keinen Wirkstoff oder aber gefährliche Inhaltsstoffe, die zu Nebenwirkungen führen können. Die Weltgesundheitsorganisation geht davon aus, dass der Fälschungsanteil der über illegale Internetversender verkauften Medikamente bereits heute bei 50 Prozent liegt. Deutsche Versandtapotheken gelten laut der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände allerdings als sicher. Nach Angaben der Bundesgesundheitsministeriums liegt die Gefahr bei einer deutschen Versandtapotheke an eine Fälschung zu geraten, bei unter einem Prozent. Anhand des Internetauftritts des Apothekers können Verbraucher die Seriosität des Anbieters feststellen: Seriöse Anbieter geben im Impressum die volle Postanschrift, den Namen des verantwortlichen Apothekers, die zuständige Aufsichtsbehörde sowie die zuständige Apothekerkammer an, so der Bundesverband Deutscher Versandapotheken .

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