Therapie übers Internet Online-Therapien statt Unterversorgung

Osnabrück · Der „Weiße Ring“ sieht die Krankenkassen bei Internet-Angeboten für psychisch Kranke in der Pflicht.

 Besonders bei Angststörungen könnte eine Beratung am PC helfen.

Besonders bei Angststörungen könnte eine Beratung am PC helfen.

Foto: dpa/Oliver Berg

(epd) Die Opferorganisation Weißer Ring fordert von den Krankenkassen eine flächendeckende Anerkennung und Kostenübernahme für Online-Therapien. „Weite Bereiche in Deutschland sind psychotherapeutisch unterversorgt“, sagte die Bundesvorsitzende Roswitha Müller-Piepenkötter der Neuen Osnabrücker Zeitung. „Online-Therapien könnten das ändern und mehr Verbrechensopfer mit posttraumatischer Belastungsstörung versorgen.“

Gerade im ländlichen Raum fehlten Therapieplätze, so die Expertin weiter. Auch sei die Wartezeit auf einen Therapieplatz mit durchschnittlich drei Monaten viel zu lang. Je länger ein Opfer auf eine Therapie warten müsse, um so schlimmer sei die seelische Belastung, so Müller-Piepenkötter.

Online-Therapie ist keine Regelleistung – nur einzelne Krankenkassen übernehmen die Kosten, etwa bei Programmen gegen Depressionen oder Burnout. „Deutschland hinkt hinterher“, kritisierte die Vorsitzende des Weißen Rings.

Die gängigste Form der Online-Therapie ist die Beratung per Videokonferenz, bei der sich Therapeut und Patient vor dem Bildschirm treffen. Daneben gibt es Programme, bei denen sich Patienten auf einer Plattform einloggen und sich durch auf ihr Problem zugeschnittene Therapiemodule arbeiten. Patienten können auch E-Mails an ihre Therapeuten schicken.

Der Weiße Ring sieht neben kürzeren Wartezeiten weitere Vorteile von Online-Therapien: „Menschen, die wegen einer Angststörung, wegen Krankheit oder wegen ihres Alters nicht die Wohnung verlassen können, könnten dennoch eine Behandlung bekommen“, sagte Müller-Piepenkötter. Zudem seien die Kosten niedriger als die üblichen 80 Euro pro Sitzung.

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