Online-Einkauf auf fremde Kosten

Potsdam · Erst tauchen seltsame Mahnungen auf, dann steht eine Inkassofirma vor der Tür. Der Grund für solche bösen Überraschungen liegt eventuell in einem Identitätsdiebstahl. Für Betroffene bedeutet das Ärger. Panik ist aber fehl am Platz.

 Heutzutage brauchen Diebe ihre Opfer nicht mehr mit vorgehaltener Waffe zu bedrohen – ein Laptop kann schon ausreichen. Foto: Fotolia

Heutzutage brauchen Diebe ihre Opfer nicht mehr mit vorgehaltener Waffe zu bedrohen – ein Laptop kann schon ausreichen. Foto: Fotolia

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Von Identitätsdiebstahl sprechen Experten, wenn Diebe anderer Menschen Daten missbrauchen, um etwa die Freunde ihrer Opfer um Geld zu bitten oder - die häufigste Variante - im Internet einkaufen zu gehen. Dabei lassen sie natürlich nur die Ware zu sich schicken, die Rechnung erhält der Bestohlene.

Noch mehr Schaden kann entstehen, wenn Kriminelle weitere Informationen, etwa Konto- oder Kreditkartennummern , in die Hände bekommen. An solche Daten kommen Identitätsdiebe auf zwei Wegen, erklärt Professor Christoph Meinel, Direktor des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) in Potsdam : "Einmal über den Massendiebstahl, bei dem Hacker sich Zugang zur Datenbank eines Servicebetreibers verschaffen und zahlreiche Identitäten auf einmal erbeuten. Die zweite Möglichkeit besteht darin, den einzelnen Nutzer gezielt anzugehen, zum Beispiel mit Phishing-Mails."

"Oft geht es nicht nur um die unmittelbaren Inhalte eines Nutzerkontos, die Angreifer können sich mit den Informationen auch Zugang zu anderen Diensten verschaffen", sagt Meinel. So könnten Kriminelle selbst mit scheinbar harmlosen Daten Nutzerkonten im Internet anlegen und ein erbeutetes Passwort bei anderen Accounts des Opfers durchprobieren.

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) rät darum dringend, mit individuellen Passwörtern vorzubeugen: Mindestens zwölf Zeichen inklusive Zahlen und Sonderzeichen, keine Begriffe aus Wörterbüchern und auch keine Namen. Denn die Gefahr ist groß: So hat das HPI schon über 230 Millionen Nutzerdatensätze gesammelt, die Hacker abgegriffen und veröffentlicht haben. Wer wissen will, ob er dabei ist, kann das im Netz beim sogenannten Identity Leak Checker des HPI (sec.hpi.uni-potsdam.de/leak-checker) tun, oder beim BSI-Sicherheitstest (sicherheitstest.bsi.de).

Wenn der Datenklau bemerkt wird, ist es wichtig, schnell zu handeln. Nicht nur, um die Kontrolle über seine Online-Konten zurückzubekommen, zum Beispiel mit einem neuen Passwort und dem Sperren der Kreditkarte. "Entscheidend ist vor allem, Strafanzeige zu erstatten", rät Rechtsanwalt Thomas Feil aus Hannover. "Denn häufig ist es bei Identitätsdiebstahl sehr schwer, herauszufinden, was überhaupt passiert ist." Bei der Anzeige erstellt die Polizei eine sogenannte Ermittlungsakte, die wertvolle Informationen enthält. Falsche Einträge auf Kreditkartenrechnungen lassen sich anschließend zurückbuchen, Einkäufen können Betroffene beim Händler widersprechen.

Außerdem ist zu beachten: Mahnungen und Inkasso-Vorgänge nach einem Identitätsdiebstahl führen häufig zu einem negativen Schufa-Eintrag, warnt Feil. Am besten beantragten Betroffene eine kostenlose Schufa-Datenübersicht. Finden sich unverschuldete Negativeinträge, sollte man widersprechen. Beim Beweis des Identitätsdiebstahls können die Informationen in der Ermittlungsakte eine große Hilfe sein. Aus dem gleichen Grund rät Feil, E-Mails und Daten rund um den Identitätsdiebstahl zu archivieren: "Viele Betroffene löschen in Panik erstmal den Inhalt ihrer Rechner. Oft gehen dabei jedoch wichtige Informationen verloren."sec.hpi.uni-potsdam.de/

leak-checker

sicherheitstest.bsi.de

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