Nett sein kommt im Netz an

Berlin/München · Ehrlich, authentisch und höflich sollte man sich in sozialen Netzwerken geben, raten Experten. Und auch das Duzen ist in Ordnung, wenn es sich nicht gerade um ein Job-Netzwerk handelt. Mit Selfies und unnützen Statusmeldungen sollten Nutzer aber sparsam umgehen.

Facebook , Instagram, Twitter und Co. haben Regeln. "Grundsätzlich geht es auch bei der Kommunikation in den sozialen Medien zuerst darum, ehrlich mit seinen Kommunikationspartnern umzugehen", erklärt Klaus Daidrich, Digital- und Social-Media-Berater aus München. Ebenso wichtig sei es, authentisch zu sein. "Die Zeiten, in denen sich Menschen online ein zweites Ich gegeben haben, sind weitestgehend vorbei", erklärt Jens Albers, Social-Media-Manager aus Velen. Eine unangenehme Ausnahme bilden sogenannte Trolle, die meist anonym provozieren. Als Troll werden im Netzjargon Personen bezeichnet die Kommentare verfassen, die rein darauf ausgelegt sind, andere Nutzer zu provozieren und so die Kommunikation zu stören. "Diesen Störenfrieden sollten Nutzer in aller Regel keine Aufmerksamkeit schenken, denn Trolle leben genau davon", weiß Albers.

Bei der Ansprache rät Klaus Daidrich, das Gegenüber wie bei einem realen Treffen anzusprechen: "In den sozialen Netzwerken wie Facebook , Twitter oder Google+ ist ein Du durchaus erlaubt und stößt nur in den seltensten Fällen auf Abwehr." Bei beruflichen Netzwerken wie Xing oder LinkedIn sei aber Siezen angebracht. Am besten richte man sein Online-Verhalten am Alltag aus, so Daidrich. "Die Überlegung, wie ich mir den Umgang mit mir selbst wünschen würde, dient ebenfalls als guter Maßstab für das eigene Verhalten." Das gelte für alle Netzwerke, auch wenn sich diese in Inhalten und Zielgruppen unterscheiden.

Schon bei Freundschaftsanfragen sollten Mitglieder von sozialen Netzwerken auf bestimmte Anstandsregeln achten, empfehlen Experten . "Eine kurze Nachricht gehört bei neuen Bekanntschaften zum guten Ton dazu", sagt Thor Alexander, Autor des Buches "Knigge für Soziale Netzwerke ". Erhält man selbst eine ungewollte Anfrage, sollte eine Ablehnung mit einer kurzen Nachricht begründet werden. Gerade dann, wenn man mit der Person später noch zu tun habe, es sich zum Beispiel um einen Arbeitskollegen handelt, rät Sebastian Dramburg, Anwalt für IT-Recht aus Berlin. "Ein freundlicher Hinweis, dass man nur enge Freunde als solche hinzufügen will, nimmt einem selten jemand übel", findet auch Benimm-Experte Rainer Wälde, Vorsitzender des Deutschen Knigge-Rates.

Stets gilt: Erst überlegen, dann posten. "Das Netz vergisst nichts, und digitale Inhalte verbreiten sich oft wie ein Lauffeuer", betont Klaus Daidrich. Man sollte auch andere nicht mit unnützen Beiträgen wie dem zwölften Selfie des Tages oder stündlichen Statusmeldungen zur persönlichen Befindlichkeit nerven. Sonst kündigen diese schnell die Netz-Freundschaft. "Bevor ich etwas online veröffentliche, sollte ich mir noch einmal genau überlegen, ob dieser Beitrag meine Konversationspartner wirklich interessiert", meint Jens Albers. Abseits des Benimms sollten Nutzer nicht vergessen, dass das Internet kein rechtsfreier Raum ist. Strafrechtlich relevant seien etwa Beleidigungen, Stalking oder Volksverhetzung, erläutert der Medienjurist Sebastian Telle aus Düsseldorf.

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