Nanopartikel sollen multiresistente Bakterien unschädlich machen

Bakteriologen der Universität Bern testen neue Nanopartikel im Kampf gegen gefährliche Bakterien. Sie sollen deren Giftstoffe neutralisieren und so dem Immunsystem Gelegenheit verschaffen, diese Keime zu beseitigen.

Bern. Vor gut acht Jahrzehnten entdeckte der englische Bakteriologe Alexander Fleming das Penicillin. 1945 erhielt er für seine Entdeckung, die die Medizin völlig verändert hat, mit zwei anderen Forschern den Nobelpreis.

Doch das Penicillin und seine 160 antibiotischen Nachfolger, die anfangs noch als "Wunderwaffen" apostrophiert wurden, haben seither stark in ihrer Wirkung eingebüßt. Immer mehr Bakterien haben mittlerweile Widerstandskräfte gegen Antibiotika entwickelt. Damit wächst die Gefahr, dass einfache Infektionen wie eine Lungenentzündung ein tödliches Ende nehmen.

Nun haben Forscher der Universität Bern ein neues Verfahren zur Behandlung schwerer bakterieller Infektionen vorgestellt, das ohne Antibiotika auskommt. Die Wissenschaftler entwickelten in einem internationalen Team Nanopartikel aus der Fettschicht von Körperzellen. Die sogenannten Liposomen seien in der Lage, im Körper die Giftstoffe der Bakterien zu neutralisieren. Dadurch, so die Gedanke der Berner Forscher, werden die Bakterien ungefährlich und können schließlich von den Zellen des menschlichen Immunsystems beseitigt werden. Da sich die Wirkung der Liposomen nicht unmittelbar gegen Bakterien richte, können diese Keime keine Resistenz gegen die Stoffe entwickeln, so Annette Draeger vom Institut für Anatomie der Uni Bern.

In Tierversuchen hätten mit Liposomen behandelte Mäuse eine sonst tödliche Blutvergiftung überstanden und seien auch ohne Antibiotika genesen. Die neue Substanz solle nun von einer Genfer Biotechnologiefirma für den klinischen Einsatz vorbereitet werden.

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