Nachwuchsförderung für die Hacker-Szene

Saarbrücken · In knapp zwei Monaten werden in Berlin 120 Jugendliche zusammenkommen, um gemeinsam zu hacken. Ihr Ziel ist aber nicht, private Daten zu stehlen, sondern hilfreiche und interessante Webanwendungen zu programmieren.

 Im vergangenen Jahr programmierten junge Hacker bei der Veranstaltung „Jugend hackt“ das Computerspiel Pong so, dass es mithilfe zweier Bananen gesteuert werden konnte. Foto: OKF

Im vergangenen Jahr programmierten junge Hacker bei der Veranstaltung „Jugend hackt“ das Computerspiel Pong so, dass es mithilfe zweier Bananen gesteuert werden konnte. Foto: OKF

Foto: OKF

In der Öffentlichkeit wird der Begriff Hacken oft mit etwas Negativem in Verbindung gebracht. Viele Menschen haben sofort das Bild eines Menschen im Kopf, der sich über das Internet unberechtigt Zugang zu Computern verschafft und Viren und Trojaner auf fremden PCs einschleust. Doch das sei ein Vorurteil, erklärt die Politikwissenschaftlerin und Initiatorin der Aktion "Jugend hackt" Maria Schröder: "Beim Hacken geht es vielmehr darum, kreativ zu arbeiten und neue Ufer zu betreten." Laut Schröder werden Kinder, die gerne programmieren, in Deutschland zu wenig gefördert. "Es gibt Wettbewerbe wie ,Jugend forscht' und ,Jugend musiziert', aber nichts Vergleichbares für Hacker-Talente. Und das, obwohl deren Fähigkeiten für unsere Informationsgesellschaft immer wichtiger werden."

Um diese jungen Programmierer zu fördern, rief die gemeinnützige Open Knowledge Foundation Deutschland (OKF) 2013 das Nachwuchsförderprogramm Jugend hackt ins Leben. Es richtet sich an Jugendliche zwischen zwölf und 18 Jahren, die sich für das Programmieren interessieren. Im September 2013 fand in Berlin das erste Wochenendcamp statt.

Die Initiative verfolgt drei Ziele. Die Veranstaltung möchte zum einen programmierbegeisterte Jugendliche mit Gleichgesinnten zusammenbringen und zum anderen ihre technischen Fähigkeiten fördern. Das dritte Ziel ist, auf der Grundlage von offenen Daten Programme zu entwickeln. Offene Daten werden von staatlichen Stellen erhoben und stehen jederman kostenfrei zur Verfügung. Dazu gehören beispielsweise Verkehrs- oder Wetterdaten. Die jungen Hacker sind in ihren Projekten vollkommen frei. Von Seiten der Veranstalter gibt es keine Vorgaben, lediglich Beispiele, was alles möglich ist. So programmierten zum Beispiel die 17-jährige Franziska Paulus aus Jena und ihre Mitstreiter eine Webseite, mit der Trinkwasserbrunnen in München gefunden werden können.

Teilnehmer gesucht

2014 geht Jugend hackt mit einigen Neuerungen in die zweite Runde. Die Teilnehmerzahl wurde auf 120 Personen erhöht, sodass mehr Jugendliche teilnehmen und mehr Projekte realisiert werden können. Anlässlich der NSA-Affäre steht außerdem die Ethik des Programmierens im Mittelpunkt. "Viele Menschen verbinden mit Hacken etwas Negatives, gar Kriminelles. Daher werden wir uns mit den Teilnehmern bewusst damit auseinandersetzen, was gutes und was schlechtes Programmieren ist", so Maria Schröder.

Noch bis zum 12. Juli können sich Interessierte im Internet für das nächste Jugend-hackt-Treffen vom 12. bis 14. September anmelden. Um die begrenzten Plätze gerecht zu verteilen, wählt die OKF anschließend anhand von Kriterien wie Region, Geschlecht und Schulform die Teilnehmer aus. Gewisse Programmierkenntnisse werden zwar vorausgesetzt, aber auch Anfänger sind gern gesehen. "Uns ist es wichtig, kein Eliteprogramm zu sein", sagt Schröder. "Wir wollen nicht die besten Informatiker ansprechen, sondern alle jungen Menschen, die sich fürs Programmieren begeistern und Spaß daran haben, Apps zu entwickeln."

jugendhackt.de

Zum Thema:

Auf einen BlickDie Open Knowledge Foundation Deutschland ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Berlin . Die Mitglieder haben es sich zum Ziel gesetzt, Informationen aus Bereichen wie Wissenschaft, Kultur oder Wirtschaft frei im Internet verfügbar zu machen. flomokfn.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort