Deutsche Single-Sign-On-Dienste auf dem Vormarsch Eines für alle und alle mit einem

Berlin · Wer sich bei Verimi oder NetID anmeldet, kann diesen Zugang für zahlreiche weitere Dienste im Internet nutzen.

 Login-Plattformen und Passwort-Manager vereinfachen die Anmeldung bei anderen Online-Anbietern.

Login-Plattformen und Passwort-Manager vereinfachen die Anmeldung bei anderen Online-Anbietern.

Foto: Christin Klose/dpa-tmn/Christin Klose

Viele Nutzer sind es leid, sich für jeden Dienst, den sie im Netz nutzen wollen, eigene Benutzernamen und Passwörter merken zu müssen. Oft geht das auf Kosten der Sicherheit der gewählten Anmeldedaten: Was sich leicht merken lässt, erfüllt meist nicht die Anforderungen eines sicheren Passwortes. Login-Plattformen versprechen hier eine deutliche Vereinfachung. Wer bei einer solchen Plattform registriert ist, kann sich bei allen Partner-Webseiten mit diesem Konto anmelden. Das Verfahren wird auch Single-­Sign-On genannt und stellt eine Art digitalen Generalschlüssel dar. Viele Menschen kennen die Funktion beispielsweise von Anbietern wie Facebook und Google, die sie schon länger anbieten.

Die deutsche Login-Plattform ­Verimi, die seit 2017 auf dem Markt ist, bekommt mit NetID jetzt Konkurrenz. Beide Dienste haben die Unterstützung von großen deutschen Unternehmen. Bei Verimi sind das beispielsweise die Gesellschafter Allianz, Lufthansa, die Deutsche Bahn und der Axel-Springer-Verlag. Hinter NetID stehen die Medienunternehmen ProSiebenSat1, RTL Deutschland und United Internet, wozu unter anderem die Anbieter 1&1 und GMX gehören.

Beide Plattformen kooperieren mit Webseiten, auf denen das Anmeldeverfahren genutzt werden kann. Mit NetID können Nutzer sich derzeit bei 60 Partnerseiten anmelden, ohne sich zusätzlich registrieren zu müssen. Eine Anmeldung über Verimi steht bisher bei 16 Partnern zur Verfügung. Sowohl Verimi als auch NetID sind für Verbraucher kostenlos.

Der Marktstart von Verimi im April des vergangenen Jahres war holprig. Wenige Wochen danach gab das Unternehmen bekannt, dass es einen Wechsel in der Geschäftsführung gegeben habe. Zudem ist der Zugang mit Verimi noch nicht bei den Diensten und auf den Webseiten aller Gründungspartner eingebunden. Das Unternehmen arbeitet laut eigener Aussage aktuell am Angebotsumfang und der Einbindung.

Wer schon eine E-Mail-Adresse bei web.de oder GMX besitzt, oder auf der Plattform 7Pass erfasst ist, muss sich bei NetID nicht erneut registrieren. Mit diesen Anmeldedaten können sich Nutzer sofort auf den Partner-Webseiten anmelden. Derzeit trifft das laut Aussage von NetID auf rund 35 Millionen Nutzer zu.

Beide Unternehmen werben mit einem transparenten Umgang mit den ihnen anvertrauten Daten. Tobias Enke, Sprecher von Verimi sagt: „Die Nutzer stehen bei uns klar im Fokus. Sie entscheiden, wo und wie die Daten eingesetzt werden und behalten die volle Kontrolle darüber. Sie können auch abrufen, wann und von wem welche Daten genutzt wurden.“ Verimi und NetID treten mit ihrem Angebot auch in Konkurrenz zu großen Anbietern wie Facebook, Google und Amazon.

Auf ihrer Internetseite formuliert die European NetID Foundation (EnID), die hinter der Login-Plattform NetID steht, ihre Ziele unmissverständlich: „Die EnID wird sich mit NetID als Single-Sign-on als die europäische Alternative zu den US-amerikanischen Anbietern etablieren.“

Verimi positioniert sich nicht ganz so offensiv, will aber laut Aussage von Enke „einen Standard für digitale Identitäten schaffen“. Mithilfe der Plattform sollen Nutzer ihre Ausweisdaten einmalig per Video- oder Ausweis-Identverfahren verifiziert hinterlegen können und somit einen Identitätsnachweis für alle angeschlossenen Dienste besitzen. Verimi spricht hier gezielt auch Behörden an und arbeitet laut eigener Aussage auf Landesebene bereits mit Nordrhein-Westfalen und Thüringen und auf kommunaler Ebene mit ausgewählten Landkreisen und Städten zusammen, um behördliche Dienstleistungen für Bürger künftig einfach zugänglich zu machen. Hier befinde sich das Verfahren allerdings noch in der Testphase. Laut Enke soll Verimi der öffentlichen Verwaltung damit eine Erstregistrierung auf dem gewünschten Sicherheitsniveau und dem Bürger ein unkompliziertes Anmelden bei Servicediensten des Landes oder der Kommunen ermöglichen.

Ob sich die beiden Plattformen gegen Branchenriesen wie Google und Facebook durchsetzen können, ist noch nicht absehbar. Für Nutzer können diese Dienste, die die Regelungen der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) umsetzen müssen, eine Alternative sein.
www.verimi.de/de
www.netid.de

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