Mit Hightech gegen Diebe

Berlin · Mit vernetzten Fenstersensoren, Bewegungsmeldern oder Kameras bieten digitalisierte Häuser und Wohnungen, sogenannte Smarthomes, viele Überwachungsmöglichkeiten. Doch konventionellen Einbruchschutz kann die Technik nicht ersetzen.

 Bei vernetzten Häusern schlägt das Handy Alarm, wenn Einbrecher sich Zutritt verschaffen.

Bei vernetzten Häusern schlägt das Handy Alarm, wenn Einbrecher sich Zutritt verschaffen.

Foto: Fotolia

Mit gekonnten Handgriffen verschaffen sich die Einbrecher Zugang zum Haus. Doch sie bleiben nicht unbemerkt. Bewegungsmelder registrieren die unwillkommenen Gäste. Sofort gehen die Lichter im Haus an, Kameras starten die Aufzeichnung und senden eine Nachricht an den Hausbesitzer, der sich auf dem Smartphone direkt Live-Bilder des Einbruchs anschauen und versuchen kann, die Eindringlinge zu verjagen. Etwa indem er sie aus der Ferne per Smartphone über einen vernetzten Lautsprecher in der Wohnung anspricht: "Sie werden gerade gefilmt. Die Polizei ist alarmiert. Verlassen sie sofort das Haus."

Nutzer legen Regeln fest

Im vernetzten Zuhause ist so ein Szenario längst keine Zukunftsmusik mehr. Videokameras, Bewegungsmelder , Leuchten und viele weitere Geräte lassen sich miteinander verbinden - auch zur Überwachung der eigenen vier Wände. Es gibt sogar vernetzte Fenstersensoren, die registrieren, wenn ein Fenster geöffnet wird. Und Luftgütemesser messenden den Kohlenstoffdioxidgehalt in der Luft. Ein erhöhter Wert ist ein sicheres Indiz für Menschen im Raum.

Bei digitalisierten Überwachungssystemen muss der Nutzer Regeln festlegen, was passieren soll, wenn bestimmte Sensoren anschlagen. Wird das Licht eingeschaltet? Startet die Kamera mit einer Aufzeichnung? Schickt das System eine Nachricht ans eigene Smartphone oder an das des Nachbarn, wenn man selbst im Urlaub ist? Günther Ohland kennt die ganze Bandbreite der Möglichkeiten. Mit den vernetzten Modulen sei eine effektive Überwachung möglich, sagt der Geschäftsführer der Initiative Smarthome.

Bei der Polizei werden die vernetzten Systeme noch zurückhaltend bewertet. Diese könnten ein zusätzlicher Informationskanal zu einer geprüften Einbruchmeldeanlage sein, sagt Kriminaldirektor Andreas Mayer. Er steht der vernetzten Technik zum Einbruchschutz skeptisch gegenüber. Die Technologie sei gegenüber Hackern nicht vollends sicher, glaubt der Geschäftsführer der Polizeilichen Kriminalprävention des Bundes und der Länder. Auf der anderen Seite handele es sich bei der Mehrheit der Einbrecher um sogenannte primitive Kriminelle. Diese "0815"-Täter würden kaum versuchen, Smarthome-Systeme zu hacken, sagt Mayer.

Dennoch sollten Hausbesitzer auch damit rechnen, es mit technisch versierten Tätern zu tun zu bekommen. Smarthome-Experte Ohland rät daher, bei der Vernetzung möglichst auf Kabel zu setzen. WLAN sei nur ein Behelf: "Mit Störsendern kann der Funk lahmgelegt werden."

Im Idealfall steigen Einbrecher aber gar nicht erst ein, sondern lassen sich schon vorher abschrecken. Ein Fenstersensor schlage etwa an, weil jemand den Rahmen anfasst. Sofort geht im Zimmer dahinter das Licht an und aus Lautsprechern ertönt Hundegebell. Da suche jeder Verbrecher das Weite, sagt Ohland.

Kamera erkennt Gesichter

Andreas Mayer betont: Wer es ernst meine mit dem Einbruchschutz, sollte vor allem in einen soliden mechanischen Grundschutz investieren. Dazu zählen verstärkte Fenster, welche dem sogenannten RC2-Standard entsprechen sollten. Diese lassen sich nur schwer einwerfen oder aufhebeln.

Kameras seien eine wichtige Komponente bei der Überwachung. Denn sie sorgten für Klarheit, ob wirklich gerade jemand Fremdes im Haus ist. Aber bei Sensoren könnten durchaus Fehlfunktionen auftreten, erläutert Nico Jurran vom IT-Fachmagazin c't. So könnte es beispielsweise sein, dass ein Bewegungsmelder durch Äste irritiert wird, die sich vor dem Fenster bewegen. Einen Fehlalarm könnten Nutzer aber mit einem Blick auf das übertragene Live-Bild auf dem Smartphone erkennen. Außerdem gebe es auch schon Kameras, die nach einer Anlernphase in der Lage sind, Gesichter zu erkennen, erklärt Jurran. Sie senden nur dann eine Nachricht auf das Smartphone, wenn Fremde in ihrem Blickfeld auftauchen.

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