Mit einem Satz zum Mars

Hawthorne · SpaceX ist derzeit das einzige Unternehmen, das in der Lage ist, wiederverwendbare Raketen zu bauen. Und sein Gründer Elon Musk hat eine Vision. Er will diese Technik für den Flug zum Mars einsetzen. Hunderte von Astronauten sollen sich auf die Reise machen.

 Diese Computergrafik zeigt eine Rakete vom Typ Falcon-Heavy auf ihrer Startplattform. Die Schwerlastrakete soll zum ersten Mal im kommenden Jahr starten. Grafik: SpaceX

Diese Computergrafik zeigt eine Rakete vom Typ Falcon-Heavy auf ihrer Startplattform. Die Schwerlastrakete soll zum ersten Mal im kommenden Jahr starten. Grafik: SpaceX

Die Raumfahrttechnologie entwickelt sich normalerweise in Trippelschritten. Doch jetzt soll ein großer Sprung folgen. Zumindest ist er schon einmal groß angekündigt. Das Raumtransport-Unternehmen SpaceX will mit dem Einsatz vielfach wiederverwertbarer Raketen , die senkrecht starten und landen können, die interplanetare Raumfahrt einleiten und hunderte Astronauten zum Mars , zu den Monden des Jupiters und zu anderen unerforschten Welten bringen.

Bisher verglühen Antriebsraketen eines Satelliten nach dem Start in der Atmosphäre oder sie fallen ins Meer. Der erste Versuch, mit dem Space Shuttle ein zumindest größtenteils wiederverwendbares Raumfahrzeug zu bauen, scheiterte, weil die Raumfähre zu teuer und zu unsicher war. Nun will SpaceX konventionelle Satellitentechnologie recyclingfähig machen.

Die Technologie, die es erlaubt, große Raketenstufen zurück zur Erde zu holen, hat das Unternehmen in den vergangenen drei Jahren mit seinen Falcon-Raketen 17-mal getestet, allerdings waren nur sechs Versuche erfolgreich. Künftig sollen alle Raketen von SpaceX zur Erde zurückkehren. Frisch aufgetankt könnten sie dann weitere Satelliten, Raumfahrzeuge und Astronauten ins All bringen. Musk spricht voller Optimismus von tausendfacher Nutzung. Zum Vergleich: Die Modelle des Space Shuttles der Nasa starteten maximal 39-mal.

Der erste Zweitstart einer Falcon-Rakete nach Wiederbetankung steht allerdings noch aus. In den nächsten Jahren muss sich dann zeigen, ob die Wartung zwischen den Flügen so stark reduziert werden kann, dass SpaceX die Startkosten auf unter 2000 Dollar pro Raumfahrer senken kann. Im Frühjahr 2017 will SpaceX erstmals eine neue Schwerlastrakete, die Falcon Heavy, starten. Angetrieben wird sie von neun Triebwerken, die Sauerstoff und Methan verbrennen. Solcher Treibstoff könnte auch auf dem Mars gewonnen werden. Dann könnte eine irdische Raketenstufe mit Mars-Treibstoff aufgetankt und zurück zur Erde geschickt werden.

Im Mai 2018 soll eine Falcon-Heavy-Rakete erstmals eine unbemannte, acht Tonnen schwere Dragon-Raumkapsel auf den Mars bringen. "Das wäre ein riesiger technischer Schritt", erklärt der Raumfahrtanalyst John Logsdon, Direktor des Space-Policy-Instituts an der Washington-Universität, gegenüber dem Raumfahrtdienst SpaceNews. Zum Vergleich: Das in der vergangenen Woche abgestürzte Esa-Landegerät Schiaparelli hatte 600 Kilogramm Masse, die bisher schwerste Marslandesonde Curiosity brachte es auf knapp eine Tonne. Für deren Landung im August 2012 hatte die Raumfahrtbehörde Nasa eine komplizierte Technologie aus Bremsfallschirmen, Bremstriebwerken und einer Spacecrane genannten Raketenstufe entwickelt, von der Curiosity dann abgeseilt wurde.

Elon Musk ist überzeugt, dass seine "Supersonic Retropropulsion Technologie" einfacher ist und überall funktioniert. Der nächste Schritt auf dem Weg zum Mars wäre dann der Start der noch stärkeren Falcon-Super-Heavy-Rakete, kündigt Musk an. Mit 122 Metern Höhe soll sie die Saturn-V-Mondrakete um zehn Meter übertreffen. In der ersten Stufe sollen 42 Methan-Sauerstoff-Triebwerke sitzen. Die Falcon-Super-Heavy-Rakete soll bei jedem Start bis zu 550 Tonnen schwere, mehrstöckige Raumfahrzeuge mit über 100 Besatzungsmitgliedern sowie unbemannte Materialtransporter und Tankschiffe für die Marsreise in den Erdorbit schleppen. Der bisherige Nutzlastrekord liegt bei rund 25 Tonnen. Im Erdorbit würden solche Module dann zusammengekoppelt und für die Marsreise vorbereitet.

Heute dauert der Transport zum Mars neun Monate. Der Chef von SpaceX hat auch hier viel versprochen: Zusätzliche Antriebs- und Bremsmanöver sollen die Reise auf unter 80 Tage verkürzen. Aus heutiger Sicht außergewöhnlich sind schließlich die fast 50 Meter hohen und an der Basis 17 Meter breiten Mars-Mannschaftstransporter, "Mars Colonial Transporter" genannt. Sie haben mehrere Etagen, in denen die Astronauten nicht wie heute wie Sardinen in der Dose reisen müssten. Die Mars-Vision von Elon Musik umfasst Kinos, Restaurants, Sport- und Erholungsräume in diesen Raumschiffen. Die im Vergleich zum heutigen Standard luxuriöse Ausstattung hat auch damit zu tun, dass sie auf dem Mars als Unterkünfte für die Siedler dienen sollen.

Musks Vision sieht regelmäßige Pendelflüge zwischen den Planeten vor, die besiedelt werden sollen. Der Unternehmer vergleicht sich mit den US-Eisenbahnpionieren des 19. Jahrhunderts, die den amerikanischen Westen erschlossen. Die Risiken, die seinen Astronauten durch kosmische Strahlung und den giftigen Feinstaub auf der Marsoberfläche drohen, hält er für nachrangig. Ungelöst ist auch die Frage, wie so viele Menschen dort versorgt werden könnten.

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