Digitale Museumsbesuche Wenn das Museum zu Besuch kommt

Frankfurt · Mit digitalen Mitmach-Aktionen erweitern etliche Kultureinrichtungen ihre Angebote für Groß und Klein.

 Das Städelmuseum in Frankfurt am Main hat ein großes digitales Angebot für seine Besucher im Internet und als App.

Das Städelmuseum in Frankfurt am Main hat ein großes digitales Angebot für seine Besucher im Internet und als App.

Foto: Norbert Miguletz

„Ist ein Besuch im Museum nicht möglich, kommt das Museum eben in die eigenen vier Wände.“ Getreu diesem Motto haben sich museale Einrichtungen aus Deutschland und Österreich Möglichkeiten überlegt, wie das Bedürfnis der Menschen nach Kultur auch von zu Hause aus gestillt werden kann. Herausgekommen sind unter anderem Ideen für Onlineseminare, eine App, die draußen im Grünen hilft, Vogelstimmen und Pflanzen zu erkennen, und Online-Führungen durch Ausstellungen, an denen die Besucher in Echtzeit teilnehmen können.

Der Gedanke, Ausstellungen und Mitmach-Aktionen in die digitale Welt zu bringen, ist nicht neu. Schon vor der Corona-Pandemie haben Museen auf ein erweitertes Angebot im Internet gesetzt. Dies kann in Zeiten mit Kontaktbeschränkungen von Vorteil sein.

Für Kunstliebhaber bietet das Städel Museum in Frankfurt ein großes digitales Angebot. Unter anderem einen Onlinekurs über die Moderne. Anhand 250 ausgewählter Kunstwerke lernt der Nutzer, wie ein Bild interpretiert werden kann, in welchem Zusammenhang einzelne Werke stehen und wie diese vom Museum gesammelt und präsentiert werden. Eine spielerische Lernplattform und Filme sollen das Wissen vermitteln. Der Kurs wurde 2017 für den Grimme Online Award nominiert. Die kostenlose Teilnahme ist jederzeit möglich.

Für Kinder ab acht Jahren lockt das Frankfurter Kunstmuseum mit der Spieleapp Imagoras. Zusammen mit dem Fabelwesen Flux müssen knifflige Rätsel gelöst werden, um die Bilder aus der Welt der Finsternis zu befreien. Gleichzeitig gibt´s kindergerechte Informationen über die Kunstwerke. Die kostenlose App kann im AppStore und Google Play Store heruntergeladen werden.

Bei der Klassik Stiftung Weimar dreht sich alles um berühmte Persönlichkeiten und Bauwerke der Stadt in Thüringen. Um einen exklusiven Einblick hinter verschlossene Türen des Schlosses Belvedere und der Orangerie oder der Herzogin Anna Amalia Bibliothek zu erhalten, lädt die Stiftung jeden zweiten Donnerstag zu einer Live-Führung über Instagram TV ein. Das Projekt heißt #kulturöffner und wird von zwei Mitarbeitern der Institution moderiert. Die Führungen dauern bis zu einer halben Stunde und können auch nach der Übertragung in Echtzeit auf der Instagramseite der Klassik Stiftung Weimar angeschaut werden.

Für junge Forscher hat das Deutsche Museum in München ein besonders interaktives Angebot in petto. Mit spannenden Experimenten für zu Hause können Kinder ihren Forscherdrang stillen. Kann ein Ei versilbert werden und wie funktioniert das? Oder wie kommt ein Ei in eine Glasflasche, ohne dass es kaputtgeht? In der Videoreihe Experimentieren@home finden Kinder die Antwort zu diesen und anderen Fragen rund um das Ei. Außerdem zeigt ein Mitarbeiter der Abteilung für Physik zusammen mit zwei neugierigen Helfern, wie man die Experimente zu Hause selbst durchführen kann.

Das Naturkundemuseum Berlin hat die App Naturblick entwickelt. Sie soll dabei helfen, Vögel und Pflanzen in der eigenen Umgebung zu entdecken und etwas über sie zu lernen. Dazu können selbst geschossene Fotos hochgeladen werden. Die automatische Bilderkennung bestimmt, was auf dem Foto zu erkennen ist. Auch Vogelstimmen können über die App aufgenommen und definiert werden. Das Programm ist kostenlos und steht im App Store und Google Playstore zur Verfügung.

Historische Bücher sind ein wertvolles Kulturgut und oftmals sehr empfindlich. Gleichzeitig verlocken sie aber auch zum Blättern und Lesen. Mit der App des Marbacher Literaturmuseums ist das möglich, ohne die Bücher zu berühren. So kann in Briefen, Manuskripten und alten Büchern geschmökert werden. Das Umblättern der Seiten erfolgt mit einem einfachen Wisch. In kurzen Videos erfährt der Nutzer auf Wunsch weitere Informationen zu den Exponaten. Die App wird nur von IOS-Betriebssystemen unterstützt und kann kostenlos im App Store heruntergeladen werden.

Doch bei einem Museumsbesuch geht es nicht nur um die Vergangenheit, sondern auch um die Zukunft. Das Technische Museum in Wien möchte in seinem 10-Megabyte-Museum eine virtuelle Ausstellung zusammenstellen, die sich mit der Datenflut unserer Zeit auseinandersetzt. Das Museum ruft auf, sich mit einer digitalen Flaschenpost an dem Projekt zum Digitalen Erbe zu beteiligen. Eingereicht werden können Objekte, die nur in digitaler Form existieren und nicht größer als 10 Megabyte sind. Das können zum Beispiel kurze Filmsequenzen, selbst komponierte Musikdateien oder kleine programmierte Spiele sein. Teilnehmen können maximal 1000 Personen.

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