Digitale Helfer Der Sprachlehrer im Smartphone

München · Damit die Verständigung in einer fremden Sprache nicht nach der Begrüßung endet, können Apps beim Lernen helfen.

 Fast spielerisch können Jung und Alt eine Fremdsprache mit Hilfe von Handyprogrammen lernen und altes Wissen auffrischen.

Fast spielerisch können Jung und Alt eine Fremdsprache mit Hilfe von Handyprogrammen lernen und altes Wissen auffrischen.

Foto: Getty Images /iStockphoto/Warchi

Öffentliche Plätze meiden, soziale Kontakte auf ein Minimum beschränken – so mancher dürfte sich fragen: Was tun mit all der Zeit? Die Wochenenden mit Streamingdiensten fristen, endlich mal wieder ein gutes Buch zur Hand nehmen? Dabei ließe sich nun darauf hinarbeiten, Serien und Filme in Originalfassung schauen zu können oder zu fremdsprachiger Literatur zu greifen.

Nicht nur jungen Menschen, die von einem Auslandsaufenthalt träumen, nützt es, eine neue Sprache zu lernen. Auch Ältere profitieren davon – regelmäßiges kognitives Training hält geistig fit. Mit Hilfe von Apps können Lernwillige inzwischen immer und überall Vokabeln lernen, sich an Übersetzungen versuchen oder an ihrer Aussprache feilen. Welche Sprach-Apps eignen sich für wen? Wir haben drei der bekanntesten Anbieter unter die Lupe genommen.

Duolingo: Die Software wurde 2011 von zwei US-amerikanischen Informatikern entwickelt. Mittlerweile wagen sich über 300 Millionen Nutzer weltweit mit ihrer Hilfe an eine fremde Sprache. Ein „Problem“ von Duolingo: Für Deutschsprachige gibt es nur Englisch-, Spanisch- und Französischkurse. Wer etwa Italienisch, Portugiesisch, Russisch oder Japanisch lernen will, muss zur englischen Version der App wechseln. Für alle, die Englisch beherrschen, kann das eine gute Zusatzübung sein.

Entscheiden sich Nutzer zum Beispiel für den Spanischkurs, so werden sie zunächst danach gefragt, wie fortgeschritten ihre Kenntnisse sind. Mithin können sie mit dem Grundlagenkurs beginnen oder sie legen einen Einstufungstest ab, der sie dann einem bestimmten Level zuordnet. Duolingo setzt vor allem auf spielerisches Lernen; mit Bildern werden neue Vokabeln eingeführt und immer wieder in den Übungen wiederholt, kleine Grafikfiguren sprechen Sätze ein, die übersetzt werden müssen. Neben Lückentexten und Übungen zum Hörverstehen gibt es auch solche, mit denen Nutzer ihre eigene Aussprache trainieren, indem sie etwa Sätze nachsprechen sollen.

Mit jeder richtigen Antwort sammelt der Sprachschüler Herzen, die er bei Fehlern wieder verliert. Kritikpunkt: Wer in einer Lektion fünf Herzen verliert, ist erst einmal für ein paar Stunden gesperrt, sofern er nicht die Plus-Version gekauft hat. Wer gerne mit anderen konkurriert, kann bei Duolingo in einzelnen Lektionen außerdem gegen weitere Nutzer antreten.

Für wen? Alle, die sich erst einmal oberflächlich an Englisch, Französisch oder Spanisch versuchen wollen, bevor sie einen richtigen Sprachkurs besuchen, oder die ihren Wortschatz auffrischen wollen – denn Grammatikregeln werden hier nicht großartig erklärt. Die Übungen dauern zwischen fünf und 20 Minuten und lassen sich daher gut in den Alltag integrieren.

Kosten? Gratis, aber mit Werbung in der Basis-Version, die sich in Grenzen hält. In der Plus-Version sind die Lektionen offline und werbefrei abrufbar, Kosten je nach Paket zwischen 13,99 Euro/Monat und 58,99 Euro/sechs Monate. Erhältlich im Apple und Google Play Store.

Babbel: Das deutsche Angebot ist seit 2007 auf dem Markt. Insgesamt 13 Sprachen bietet die App derzeit an; neben den gängigen wie Englisch, Französisch und Spanisch gibt es auch Kurse zu Schwedisch, Türkisch oder Indonesisch. Laut den Betreibern werden die Kurse von einem Team aus Sprachwissenschaftlern und Lehrern erstellt und auf die jeweilige Sprachkombination zugeschnitten. Wer französischer Muttersprachler sei, bringe andere Voraussetzungen fürs Italienischlernen mit als ein deutscher.

Bevor Nutzer mit den Lektionen starten können, müssen sie sich per E-Mail, Facebook oder Google anmelden. Dann können sie entweder ganz von vorn beginnen oder sich selbst für eine Kategorie entscheiden: Einsteiger, Anfänger I und II, Grammatik, Wörter und Sätze, Extras. Letztere enthält nützliche Kompaktkurse, etwa für den Urlaub. Auch lernen Nutzer Redewendungen und falsche Freunde in der jeweiligen Sprache kennen. Die erste Lektion jedes Kurses ist frei zugänglich; wer weitermachen will, muss ein Abo abschließen. Jeder Kurs enthält zwischen fünf und 20 Lektionen, die sich in zehn bis 20 Minuten bearbeiten lassen.

Bei Babbel gibt es neben den Vokabel- und Grammatikübungen auch Hör- und Sprechübungen. Nach jeder Lektion werden die neuen Wörter und Sätze automatisch in einem Wortschatztrainer gespeichert. Die App erinnert den Nutzer per Push-Meldung daran, die Vokabeln regelmäßig zu wiederholen.

Für wen? Alle, die an einer dieser Sprachen interessiert sind: Dänisch, Englisch, Französisch, Indonesisch, Italienisch, Niederländisch, Norwegisch, Polnisch, Portugiesisch, Russisch, Schwedisch, Spanisch, Türkisch. Babbel ist klar strukturiert und kommt ohne verspielte Elemente aus. Ein Pluspunkt sind die Themenblöcke, die sinnvoll untergliedert sind: So können die Lernwilligen etwa erst die 100 wichtigsten Wörter lernen, ehe sie sich an Grammatikübungen versuchen, oder sie lernen, wie sie sich in konkreten Situation verständigen können. Die wichtigsten grammatikalischen Regeln sind gut erklärt, auch Ausnahmen werden thematisiert. Auch die Vokabelliste ist ein sinnvolles Werkzeug, um sich das Gelernte einzuprägen oder bei Unsicherheiten nachzuschlagen. Babbel ist für iOS- und Android-Nutzer erhältlich.

Kosten? Da nur die erste Lektion eines Kurses kostenlos ist, kommen Nutzer nicht umhin, ein Abo abzuschließen, wenn sie wirklich dranbleiben wollen. Ein Zugang zu allen Inhalten und Funktionen kostet zwischen 16,99 Euro für einen Monat und 95,99 Euro für ein Jahr.

Busuu: Die 2008 entwickelte App verfolgt ein etwas anderes Konzept als Duolingo und Babbel. So gibt es hier zwar auch Übungskurse zu elf verschiedenen Fremdsprachen, doch ist Busuu mehr auf den Austausch zwischen Nutzern ausgelegt. Nachdem sie sich per E-Mail oder Facebook, Google oder Apple angemeldet haben, will das Programm wissen, welches Level der Schüler erreichen und an welchen Wochentagen und wie lange er lernen will. Anschließend wird ein Lernplan erstellt, den Nutzer allerdings erst nach Bezahlung einsehen und abarbeiten können.

Wer ohne Lernplan weitermachen will, kann sich zwar durch alle Lektionen durcharbeiten, hat aber nicht zu allen Übungen Zugang. Vokabel- und Grammatikübungen sind möglich, Quizze zur Festigung des Gelernten und mündliche Übungen gibt es ohne Bezahlung nicht. Dabei ist das eine Stärke der App. Denn die Korrekturen der kostenpflichtigen Sprech- und Schreibübungen erfolgen durch Muttersprachler, die den Lernenden Feedback und Tipps geben können. Indes kann man auch selbst zum Lehrenden anderer Lernender werden, dafür ist kein Abo nötig. Wie bei Babbel gibt es auch bei Busuu eine Vokabelliste mit Hörbeispielen. Neben einem kompletten Kurs, der Anfänger (A1) zur oberen Mittelstufe führt (B2), gibt es einen speziellen Reisekurs.

Für wen? Wer Arabisch, Chinesisch, Englisch, Französisch, Italienisch, Japanisch, Polnisch, Portugiesisch, Russisch, Spanisch oder Türkisch lernen will, kann sich Busuu zunächst kostenlos für iOS und Android herunterladen. Die App eignet sich für Lernende, die keine Hemmungen haben, ihre Übungslösungen und Sprachaufnahmen von echten Nutzern bewerten zu lassen. Ein Kritikpunkt ist die etwas unübersichtliche Darstellung der einzelnen Bausteine der Lektionen.

 Zum Lernen wird nur ein Smartphone benötigt.

Zum Lernen wird nur ein Smartphone benötigt.

Foto: dpa/Arno Burgi

Kosten? Busuu bietet einen Basis- und einen Intensivkurs an. Der Basiskurs kostet zwischen 10,99 Euro pro Monat und 89,99 Euro für ein Jahr, der Intensivkurs liegt bei 12,99 Euro pro Monat und 99,99 Euro pro Jahr.

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