Umdenken beim Windows-Entwickler Microsoft will jetzt auf Google setzen

Seattle · Der Browser Edge soll künftig auf der offenen Software von Chrome basieren, um Geschwindigkeit und Kompatibilität zu verbessern. Kritiker warnen davor, dass Google seine ohnehin dominante Marktstellung damit weiter ausbauen könnte.

 Nachdem sich beide Konzerne jahrelang einen erbitterten Wettstreit lieferten, könnte die geplante Zusammenarbeit der Software-Riesen zu einer weiteren Monopolisierung des Marktes führen.

Nachdem sich beide Konzerne jahrelang einen erbitterten Wettstreit lieferten, könnte die geplante Zusammenarbeit der Software-Riesen zu einer weiteren Monopolisierung des Marktes führen.

Foto: dpa/-

Microsoft hat Pläne für eine radikale Kehrtwende bei seinem Webbrowser Edge bestätigt. Der Software-Konzern verabschiede sich von seinem eigenen technischen Ansatz und setze künftig auf die Technologie des Rivalen Google als Basis, erklärte Microsoft-Manager Joe Belfiore in einem Blogeintrag. Edge solle künftig auf der Grundlage von Chromium laufen, das Entwicklern frei zur Verfügung steht (sogenannte ­Open-Source-Software). Mit dem Schritt soll Edge auch erstmals auch auf Apples Mac-Rechnern und PCs mit älteren Windows-Versionen funktionieren. Bisher gab es Edge exklusiv für Nutzer des aktuellen Betriebssystems Windows 10.

Vor einigen Tagen hatte bereits der Technologie-Blog Windows Central über die Pläne berichtet. Mit dem Schritt wolle Microsoft die Kompatibilität verbessern. Die Nutzer erhielten damit einen flüssiger arbeitenden Browser, der auf Notebooks weniger Strom verbrauche. Für Web-Entwickler werde sich die Arbeit damit ebenfalls vereinfachen, sagt Belfiore.

Bei der Weiterentwicklung der Open-Source-Software wolle sich Microsoft verstärkt einbringen. „Als Teil davon wollen wir einen bedeutenden Beitrag für das Chromium-Projekt leisten“, so ­Belfiore. Davon sollten neben Microsoft Edge auch andere Browser profitieren – sowohl auf PCs als auch auf anderen Geräten.

Edge hatte erst vor gut drei Jahren den betagten Internet Explorer auf dem aktuellen Betriebssystem Windows 10 abgelöst. Der Browser galt als Microsofts Hoffnungsträger und sollte seinen Vorgänger in Sachen Schnelligkeit und Bequemlichkeit um Längen übertrumpfen. Edge kam zuletzt allerdings nach Berechnungen der Marktforschungsfirma Statcounter weltweit nur auf einen Nutzungs-Anteil von 2,2 Prozent. Googles Chrome-Browser, der ebenfalls auf Chromium läuft, dominiert demnach mit knapp 62 Prozent mit großem Abstand. Entwickler optimierten deshalb ihre Webseiten vorrangig für die Google-Technologie.

Vor dem Hintergrund der Dominanz der Google-Technologie im Browser-Markt stößt die Entscheidung Microsofts bei Wettbewerbern aber auch auf Kritik. Microsofts Umstieg könne diesen Trend noch verstärken, warnte Mozilla, Entwickler des konkurrierenden Browsers Firefox. „Microsoft überlässt Google noch mehr Kontrolle über das Online-Leben“, kritisierte Mozilla-Chef Chris Beard.

Vom geschäftlichen Standpunkt sei es zwar verständlich, dass Microsoft das Handtuch bei Edge wirft. Aber es sei „schrecklich“, wenn ein einzelnes Unternehmen fundamentale Online-Infrastruktur im Griff habe, kritisierte Beard. Der Firefox-Browser kam weltweit zuletzt laut Statcounter auf einen Marktanteil von rund fünf Prozent.

Microsoft hatte sich einst selbst nach einem erbitterten „Browserkrieg“ eine dominierende Position mit dem Internet Explorer erkämpft. Sie wurde aufgebrochen, als zunächst Firefox und dann ­Googles Chrome auf den Markt kamen und Apples Safari-Browser einen großen Anteil der Web-Nutzung auf iPhone und Mac übernahm.

Mit den Plänen untermauert Microsoft ein weiteres Mal seine Öffnung hin zur Entwicklergemeinde von Open-Source-Software, die maßgeblich Microsoft-Chef Satya Nadella im Unternehmen etabliert hatte. Seinem Vorgänger Steve Ballmer galt quelloffene Software noch als Teufelszeug. Für zahlreiche Funktionen im Edge-Browser habe Microsoft allerdings bereits auf Open Source gesetzt, sagt Belfiore. Die mobile Version basiere beispielsweise bereits komplett auf offener Software.

(dpa)
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