Mausklick statt Supermarkt-Schlange

Berlin · Bananen, Nudeln und Milch im Internet bestellen? Viele Verbraucher in Deutschland zögern noch beim Online-Lebensmittelkauf. Und auch bei der Zustellung gibt es viele Hindernisse. Worauf Kunden achten müssen.

 Bei großen Supermarkt-Ketten und regionalen Anbietern können Kunden Lebensmittel am Computer bestellen. Doch gerade bei frischer und empfindlicher Ware wie Obst und Gemüse drohen Qualitätseinbußen, warnen Verbraucherschützer.

Bei großen Supermarkt-Ketten und regionalen Anbietern können Kunden Lebensmittel am Computer bestellen. Doch gerade bei frischer und empfindlicher Ware wie Obst und Gemüse drohen Qualitätseinbußen, warnen Verbraucherschützer.

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Ein Supermarkt ohne Schlangestehen und Tütenschleppen: das versprechen Online-Shops für Lebensmittel. Manche Lebensmittelhändler bieten im Internet ein Allround-Sortiment an. Dazu zählen die Portale der großen Supermarktketten wie Rewe, Real und Kaufland . Zwar finden sich im Netz nicht alle Produkte, die man in den Filialen kaufen kann. Grundsätzlich aber seien alle Sortimentskategorien verfügbar, heißt es etwa bei der Rewe Gruppe

Daneben gibt es reine Online-Lebensmittelhändler mit großer Auswahl - von abgepacktem Käse udn Wurst über Obst bis hin zu Tiefkühlkost und Getränken. Bekannte Portale sind etwa Lebensmittel.de, Mytime.de oder Food.de. In der Branche wird zudem über ähnliche Projekte von Amazon spekuliert. Mit seinem Lebensmittel-Lieferdienst Fresh ist Amazon aber bislang nur in US-Städten und London aktiv. Dazu kommen Nischenanbieter sowie regionale Lieferdienste, oft für Bio-Waren aus dem Umland.

Einzelne Anbieter liefern bundesweit, viele nur regional. "Der Online-Lebensmittelhandel funktioniert in Ballungszentren und Großstädten schon ganz gut", sagt Christian Böttcher, Sprecher beim Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH). Rewe beliefert 75 Städte, der Online-Shop Edeka24, betrieben von Edeka Südwest, verschickt Essen in ganz Deutschland - jedoch keine gekühlte Ware. Problematisch werde es in dünn besiedelten Regionen: "Hier ist es schwierig, zu vertretbaren Kosten Lebensmittel zu liefern", sagt der BVLH-Sprecher.

Die Suche nach regionalen Diensten sei teils schwierig, sagt Sascha Berens, vom Handelsforschungsinstitut EHI, das Online-Lebensmittelshops untersucht hat. "Es gibt wenig Übersichten." Fündig werde man oft per Suchmaschine oder über regionale Werbung.

Meist wählen Kunden die Produkte online aus und bekommen einen Liefertermin. Teils werden freie Zeitfenster vorgeschlagen, manchmal lassen sich Wunschtermine vereinbaren. Anschließend wird einem das Essen per Paket- oder Lieferdienst nach Hause gebracht. "Die größte Herausforderung sind die Lieferzeiten", erklärt Böttcher. Kunden wollten Flexibilität und schnelle Lieferung bei geringen Kosten. Das sei ein Problem. Für Bio-Kisten gibt es etwa oft nur einen festen Liefertag. Bei anderen Diensten wartet man ein bis zwei Tage. Viele Shops haben einen Mindestbestellwert oder verlangen eine Liefergebühr. Einige Händler reduzieren die Liefergebühr ab einer bestimmten Einkaufssumme.

Praktisch am Online-Einkauf sind die Filtermöglichkeiten. Nach wenigen Klicks werden etwa alle glutenfreien Waren angezeigt. Berens kritisiert aber: "Leider gibt es immer noch viele Shops, die diese Möglichkeit nicht bieten." Es gilt wie bei allen Onlinekäufen zwei Wochen lang ein Widerrufsrecht - jedoch nicht für leicht verderbliche Lebensmittel. Dass viele Händler bei Obst und Gemüse kulant sind, bestätigt Wiebke Franz von der Verbraucherzentrale Hessen und rät: "Kunden sollten die Ware direkt an der Tür prüfen."

Was Kunden beim Kauf von Lebensmitteln im Internet sonst noch beachten müssen, hat das Bundesamt für Verbraucherschutz in einer Online-Broschüre zusammengefasst.

bvl.bund.de

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AUf einen Blick Bei leicht verderblichen Waren rät Wiebke Franz von der Verbraucherzentrale Hessen vom Online-Kauf ab: "Frischer Fisch oder Hackfleisch sind schwierig", sagt sie. "Es stellt sich immer die Frage, ob die Kühlkette wirklich eingehalten wurde." Das bestätigen auch Testkäufe des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv), bei denen die Temperatur von mehr als jedem zweiten bestellten Produkt unmittelbar nach der Lieferung teils deutlich über dem Norm-Wert lag. Auch bei der Reife und Unversehrtheit von geliefertem Obst und Gemüse müssten Online-Käufer vereinzelt Abstriche machen. "Insbesondere bei sehr druckempfindlichen Lebensmitteln wie Kopfsalat, Pfirsichen oder Gurken zeigten sich bei den Testkäufen Qualitätsverluste", so die Verbraucherschützer. dpa

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