Makabre Masche

Berlin · Der plötzliche Tod eines Promis oder die Suche nach einem vermissten Mädchen: In sozialen Netzwerken locken Betrüger die Nutzer mit Schauergeschichten in die Falle. Besonders die Emotionen der Menschen sollen dadurch angesprochen werden.

 Das findet wohl selbst Spötter Stefan Raab nicht witzig: Im Internet kursieren Falschmeldungen über seinen angeblichen Suizid.

Das findet wohl selbst Spötter Stefan Raab nicht witzig: Im Internet kursieren Falschmeldungen über seinen angeblichen Suizid.

Foto: Carstensen/dpa

Es war eine Schlagzeile, die für Furore sorgte: "++SELBSTMORD++ Stefan Raab wurde der Stress zu viel" lautete der Titel einer Meldung, die jüngst auf Facebook verbreitet wurde. Der angebliche Urheber: Raabs früherer Arbeitgeber "Prosieben.de/tvtotal". So sah es zumindest auf den ersten Blick aus. Wer auf die Meldung klickte, wurde eines Besseren belehrt. Der Beitrag war gefälscht, der Link führte zu einem Gewinnspiel. Um an Daten neugieriger Nutzer zu kommen, setzen Betrüger auf die Devise: Je größer die Sensation, desto mehr Klicks.

Den Betrug enthüllt hat die österreichische Organisation Mimikama. Der gemeinnützige Verein bezeichnet sich als "internationale Koordinationsstelle zur Bekämpfung von Internetmissbrauch" und deckt gemeinsam mit deutschen Behörden wie Bundeskriminalamt , IT-Firmen und Verbraucherzentralen Abofallen und Falschmeldungen auf.

Unter falscher Flagge

"Seit ein paar Wochen können wir gehäuft beobachten, dass Todesmeldungen von Promis erfunden werden", sagt Andre Wolf, Social-Media-Experte bei Mimikama. Diese "Nachrichten" seien so aufgemacht, dass es ausschaue als ob sie aus seriösen Quellen stammen. Unter den vermeintlichen Todesopfern: Schauspieler Leonardo DiCaprio , Rapper Kay One oder Hollywood-Star Charlie Sheen . Gepostet würden die Beiträge gezielt in Facebook-Gruppen mit Tausenden Nutzern. Mit der Angabe bekannter angeblicher Urheber steige die Glaubwürdigkeit der Quelle.

Doch warum das alles? Wolf erklärt das Prinzip: Die Betrüger wollen an die Daten der Nutzer gelangen - Name, Alter, Anschrift, E-Mail. Um gezielt Werbung zu verschicken, bezahlen Unternehmen oft hohe Summen an Dienstleister, die darauf spezialisiert sind, Daten im Netz zu sammeln. Das ist nichts Ungewöhnliches und legal. Mittelsmänner verbreiten die Links dann im Netz und erhalten bei erfolgreicher Datensammlung Provision. Doch genau da wird es oft kriminell, denn die Links werden in völlig anderen Kontexten versteckt: "Dann werden dramatische Meldungen aufgebaut, damit möglichst viele draufklicken", sagt Wolf. Das Ziel: Möglichst viel Geld zu verdienen.

Viren in der Todesanzeige

Doch es kann noch schlimmer kommen: Gefährlich für Nutzer ist es dann, wenn sich hinter dem Link Trojaner verstecken, die den Rechner befallen, wie etwa bei einer Meldung zum vermeintlichen Tod des philippinischen Schauspielers Vic Sotto, die im Sommer vergangen Jahres im Netz kursierte.

Neben Sterbeanzeigen tauchen auch zunehmend Vermisstenanzeigen im Netz auf, überwiegend von jungen Mädchen , sagt Wolf. Die Kriminellen setzen gezelt auf den Mitleidseffekt, denn aus Anteilnahme teilten viele die Posts ganz unbedarft auf ihrer eigenen Facebook-Seite.

Und nicht nur das: "Auch bei Spendenaufrufen für Tierheime wird die Mitleidsschiene angesprochen und die Leute sind aufgrund ihrer Emotionalität bereit, Gutes zu tun", erklärt Karsten Gulden, Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht und Berater von Mimikama. Allerdings: Damit die Daten auch wirklich verbreitet werden, muss der Nutzer diese erst einmal selber eingeben. Spätestens hier muss dann ein kühler Kopf herrschen.

mimikama.at

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