Luftverschmutzung aktiviert Viren in der Lunge
München · (np) Über drei Millionen Menschen sterben weltweit pro Jahr an Folgen der Luftverschmutzung, warnt das Max-Planck-Institut für Chemie. In der EU forderten Feinstaub und Ozon jährlich 180 000 Opfer, rund 35 000 allein in Deutschland. Das sind zehnmal mehr als es Unfallopfer im Straßenverkehr gibt. Nun berichten Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums München, dass Nanopartikel aus Verbrennungsmotoren schlafende Viren in Lungengewebszellen aktivieren können.
Um den Abwehrzellen des Immunsystems zu entgehen, haben einige Viren die Fähigkeit entwickelt, sich in Zellen ihres Wirtes zu verbergen. Sie lauern dort auf den Moment, da das Immunsystem ihres Opfers schwächelt oder sich ihre Überlebensbedingungen verbessern. Erst dann werden die Viren wieder aktiv.
Das Münchener Institut berichtet nun, dass Nanopartikel diesen Prozess auslösen können. "Wir wussten bereits, dass das Einatmen von Nanopartikeln eine entzündliche Wirkung hat und das Immunsystem verändert", erklärt Studienleiter Dr. Tobias Stöger. Neu sei, dass Nanopartikel "in der Lunge latente Herpesviren reaktivieren können". Weitere Laborexperimente mit menschlichen Zellen hätten gezeigt, dass auch Epstein-Barr-Viren, sie sind Auslöser des Pfeifferschen Drüsenfiebers, beim Kontakt mit den Nanopartikeln geweckt werden können. In speziellen Zellkulturmodellen wollen die Forscher nun den Ablauf dieser Infektionen untersuchen und klären, ob sie möglicherweise zu chronischen Entzündungs- und Umbauprozessen in der Lunge führen können.