Fernsehen via Breitbandleitung Fernsehen aus der Internetleitung

Köln · Klassisch funktioniert TV-Empfang via Kabel, Satellitenschüssel oder Antenne. Längst gibt es Streamingdienste, die Echtzeitübertragungen übers World Wide Web anbieten. Das bringt aber nicht nur Vor-, sondern auch Nachteile.

  Fernsehprogramme aus dem Internet können gegenüber anderen Übertragungswegen bis zu einer Minute hinterherhinken.

Fernsehprogramme aus dem Internet können gegenüber anderen Übertragungswegen bis zu einer Minute hinterherhinken.

Foto: dpa-tmn/Catherine Waibel

Haben Netflix, Amazon Prime, Disney, Sky Ticket und Co. mit ihren Filmen und Serien auf Abruf dem Fernsehen den Todesstoß versetzt? Nicht ganz. Es habe immer noch seine Daseinsberechtigung und werde weiterhin genutzt, weil viele Zuschauer auf dem neuesten Stand bleiben wollten, gerade in Zeiten der Pandemie, sagt Christian Bernat vom Fachmagazin Satvision. Daneben sei die feste Programmstruktur für viele Zuschauer eine wichtige Orientierung, was die nach wie vor hohen Einschaltquoten von Sendungen wie dem Tatort am Sonntagabend zeigten. Auch bei großen Veranstaltungen wie Sportereignissen seien Live-Übertragungen im Fernsehen nicht wegzudenken.

Neben Kabel, Satellit und Antenne lassen sich TV-Signale auch übers Internet empfangen. „Das Signal kommt hierbei entweder durch einen Breitbandanschluss ins Haus oder über das Mobilfunknetz“, erklärt Markus Weidner vom Telekommunikationsportal Teltarif.de.

Ein großer Vorteil: Die Fernsehbilder könne nahezu überall empfangen werden, wo es eine Internetanbindung gibt – über das Smartphone, das Tablet, den Computer oder einen intelligenten Fernseher, erklärt Weidner. Neben Apps benötigten Verbraucher teils auch spezielle Boxen, die an den Fernseher angeschlossen werden.

„Waipu, Zattoo, Joyn, Magenta-TV (Telekom) und Giga-TV (Vodafone) sind die größten Anbieter, daneben tummeln sich Nischenanbieter auf dem Markt“, sagt Bernat. „Fast alle Anbieter haben kostenlose Versionen ihrer Dienste, über die in der Regel die öffentlich-rechtlichen Sender sowie einige private frei empfangen werden können.“

Dabei muss der Verbraucher unter Umständen mit Werbeclips leben. Abstriche gibt es bei der Auflösung: „Bei den Gratis-Versionen stehen die Sender nur in der SD-Variante zur Verfügung. Speziell wer das Bild auf einem großen Fernseher sieht, muss dann mit Qualitätsverlusten leben“, erklärt Bernat. Für HD-Varianten und den vollen Senderumfang müssten Kunden immer einen Aufpreis zahlen.

Verzögerung kann nerven: Problematisch kann die Verzögerung sein, die bei Live-TV übers Internet auftritt: „Das Bild kann bis zu einer Minute hinter anderen Empfangswegen zurückhängen, was speziell bei Sportübertragungen mehr als kritisch ist. Wenn der Nachbar schon jubelt, sehen Sie gerade erst den Freistoß-Pfiff“, erklärt Bernat.

Vergleichen lassen sich Dienste für Internet-TV (IP-TV) nur bedingt, da die Voraussetzungen und Angebote meist zu verschieden sind. Zattoo und Waipu haben deutlich mehr als 100 Sender im Portfolio. Das gilt auch für Magenta TV (Telekom) und Giga TV (Vodafone), die zudem viele Video-Streaming-Dienste auf Abruf bieten. Oft lässt sich IP-TV nur buchen, wenn der Kunde einen Internetvertrag beim Anbieter hat, so etwa bei 1&1 Fernsehen oder O2 TV.

Die Angebote starten bei rund sechs bis sieben Euro pro Monat. Unterschiede gibt es bei den Komfortfunktionen wie etwa zeitversetztes Fernsehen, wenn der Anfang verpasst wurde, oder von Aufnahmen. „Bei den klassischen Fernsehanbietern können Inhalte lokal gespeichert werden, das jedoch ist bei Internet-TV-Anbietern nicht möglich, da bleibt alles in der Cloud und ist beispielsweise nach der Kündigung des Abos weg“, warnt Bernat.

Tipp für Sparfüchse: Geht es um den günstigsten Weg zu Live-Fernsehprogrammen, können Streaming-TV-Anbieter nicht mit zwei anderen Varianten mithalten – zumindest, wenn man neben öffentlich-rechtlichen auch private Programme sehen möchte. „Ohne weitere laufende Kosten ist das nur noch via Satellitenschüssel möglich – aber auch nur in der Standardauflösung“, erklärt Weidner.

Wem das ausreicht, der müsse bei dieser Variante einmalig in eine Schüssel und einen Receiver (DVB-S) investieren, falls dieser im Fernseher fehlt. Per digitalem Antennenfernsehen (DVB-T) gibt es nur die öffentlich-rechtlichen gratis, dafür aber auch in HD. Auch hier ist der Receiver meist in den Fernseher integriert, oft fehlt nur eine Zimmerantenne.

Ganz ohne Kosten gibt es zudem die Möglichkeit, auf die Live-Streams beziehungsweise Mediatheken der Sender im Netz oder in Apps zuzugreifen. „Das ist komplett gratis, aber unkomfortabel“, sagt Weidner. Denn dann müsste der Zuschauer für jeden Sender Lesezeichen anlegen und könnte nicht einfach mit der Fernbedienung zwischen den Kanälen wechseln.

(dpa)
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